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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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frisch wie nur etwas. Die einzige Schwierigkeit
wird Ihr Pferd werden.»
    Sein Sinn für Dekorum, den er in
reichem Maß besaß, war verletzt bei dem Gedanken, daß sich eine Dame, ganz ohne
Chaperon, auf eine Verfolgungsjagd begeben wollte, die sie eventuell viele
Meilen von Bath wegführte, aber er machte keinen Versuch zu weiteren Vorhaltungen.
Er war sich desselben Gefühls bewußt, das mehr als einmal Major Kirkby
überfallen hatte: unwiderstehlich von einem starken Willen mitgerissen zu
werden, gegen den anzukämpfen unmöglich war. Es war ihm klar, daß Lady Serena
die Leitung der Verfolgungsjagd übernehmen würde. Er fragte sich, ob sie die
Möglichkeit bedacht hatte, daß sie sich beim Anbruch der Nacht weit entfernt
von ihrem Heim finden konnte, nicht einmal mit einer Haarbürste versorgt, und
nur von einem ledigen Mann begleitet, aber er wagte nicht, ihr diese Frage zu
stellen. Statt dessen sagte er: «Ich weiß, wo ich mir ein gutes Pferd
verschaffen kann, Lady Serena.»
    «Ausgezeichnet! Dann werden Sie
jetzt gehen und zusehen, was Sie herausfinden können. Informieren Sie meinen
Reitknecht, bitte, daß ich meine Pläne geändert habe. Ich schließe mich mit
Miss Laleham einem Picknick an, und da wir nicht gleich aufbrechen, muß er die
Stute eine Zeitlang bewegen, bis ich für sie bereit bin.»
    «Sie nehmen ihn nicht mit?» schlug
er versuchsweise vor.
    «Nein, auf keinen Fall – er wäre nur
verdammt lästig und würde ewig versuchen, mich zur Umkehr zu bewegen! Ich ziehe
Sie als Begleiter vor, Mr. Goring!» antwortete sie mit ihrem rasch
aufblitzenden Lächeln.
    Er stammelte, es würde ihm eine Ehre
sein, ihr dienen zu dürfen, und ging, um ihren verschiedenen Anweisungen zu
gehorchen.
    Mrs. Floore, die zusammengesunken
auf dem Sofa saß, hörte sich dieses Gespräch mit einem Hoffnungsschimmer in den
Augen an, aber plötzlich verfiel ihr Gesicht und sie sagte mühsam: «Ich sollte
es nicht erlauben, daß Sie mitgehen, Mylady. Ich weiß, ich sollte es nicht. Was
wird mir bloß Lady Spenborough sagen?»
    Serena lachte. «Aber gar nichts,
Ma'am! Ich werde ihr jetzt gleich schreiben, und Fobbing soll ihr den Brief
bringen. Ich fürchte zwar, ich muß ihr sagen, was mich wegführt, aber Sie
können sich darauf verlassen, daß die Geschichte bei ihr gut aufgehoben ist.
Darf ich Ihren Schreibtisch benützen?»
    «O ja, Mylady!» antwortete Mrs.
Floore mechanisch. Sie saß da, zupfte rastlos an einer Falte ihres Schlafrocks
und fragte plötzlich: «Was hat er ihr getan? Warum hat er sie verschreckt, daß
sie ganz von Sinnen ist? Warum hat er ihr einen Antrag gemacht, wenn er sie
nicht liebt?»
    «Sie haben recht!» sagte Serena
trocken. «Eine Frage, auf die es keine Antwort gibt, nicht? Ich glaube, die
Wahrheit ist, Ma'am, daß er sie mehr liebt, als sie es schon versteht. Sie ist
sehr jung – in der Tat sogar noch ziemlich kindisch! – und wie ich glaube,
nicht leidenschaftlich veranlagt. Bei ihm ist das anders, und das ist es, wenn
ich mich nicht sehr irre, was sie erschreckt hat. Was kann sie schließlich
schon von Liebe wissen? Einige diskrete Flirts, die Huldigung eines Jungen wie
Gerard, Beteuerungen, Komplimente, respektvolle Handküsse! So einen lauen
Quatsch wird sie von Rotherham nicht erleben! Zweifellos hat ihn ihr
Zurückschrecken nur noch gereizt! Ich kann mir vorstellen, er ließ sie merken,
daß er nicht ein Mann ist, mit dem man spielen kann; aber daß er ihr Grund
gegeben hätte, vor ihm in dieser unerhörten Art zu fliehen, ist der reinste
Unsinn! Natürlich hätte er sich denken können, daß es nötig sei, sie zunächst
mit größter Zartheit zu behandeln! Unglücklicherweise hat er das nicht, aber
wir können annehmen, daß er seine Lehre erhalten hat. Er hat sich vorsichtig
von ihr ferngehalten – wieder ein Fehler, aber dem, was sie mir erzählt hat,
entnehme ich, daß er sich in dieser Beziehung von Lady Laleham leiten ließ. Es
wäre besser gewesen, er hätte Emily schon längst besucht. Dann hätte sie sich
nicht allmählich ein so lächerliches Bild von ihm gemacht! Sollte er jedoch
wirklich herkommen, dann wird er die Sache sehr bald in Ordnung
bringen. Er braucht ihr nur Zärtlichkeit zu zeigen, und sie wird sich selbst
wundern, wie sie eine solche Gans sein konnte.»
    «An dem, was Sie da sagen, ist sehr
viel, meine Liebe», stimmte Mrs. Floore zu. «Aber es ist klar wie die Sonne,
daß sie ihn nicht liebt!»
    «Sie liebt auch keinen anderen»,
antwortete Serena. «Es

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