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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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erreichen, Ma'am.»
    Mr. Goring, der eine Landkarte auf
dem Tisch ausgebreitet hatte, sagte: «Ich habe sie gekauft, denn obwohl ich die
Gegend hier herum ziemlich gut kenne, käme ich vielleicht in Verlegenheit, wenn
wir weit über Gloucestershire hinausreiten müßten.»
    «Das haben Sie sehr gut gemacht!»
lobte Serena, stellte sich neben ihn und stützte eine Hand auf den Tisch,
während sie die Karte studierte. «Sie dürften die große Zollstraße nach
Bristol gewählt haben, obwohl das der längere Weg ist. Wir sind von Milverley
über Nailsworth nach Bath gekommen, aber die Straße ist sehr schlecht – die
Pferde müssen stellenweise im Schritt gehen. Wie weit ist es nach Bristol?»
    «Zwölfeinhalb Meilen. Die beiden
dürften es in einer Stunde erreicht haben. Von Bristol nach Gloucester sind es
ungefähr dreiunddreißig bis vierunddreißig Meilen über eine gute Landstraße.
Sie müssen die Pferde zehn Meilen außerhalb Bristol wechseln, beim Gasthof < Zum Schiff > , oder nach Falfield weiterfahren, fünfzehn Meilen weiter.»
    «Das werden sie bestimmt nicht tun,
wenn sie zweispännig reisen.»
    «Nein. Der nächste Wechsel wird
demnach beim Cambridge Inn sein, hier, ungefähr eine Meile vor der Zollschranke
Church End und zehn Meilen hinter Gloucester. Wenn wir wüßten, wann sie von
Bath abgefahren sind ...!»
    «Wir haben eine ungefähre Ahnung.
Gerard bestellte die Kutsche für zehn Uhr zum Queen's Square, und um zehn war
Emily noch in ihrem Schlafzimmer – was natürlich bei einem so absurden Abenteuer
passieren mußte. Wann erfuhren Sie, daß sie nicht mehr da war, Ma'am?»
    Mrs. Floore schüttelte hilflos den
Kopf, aber Mr. Goring sagte nach einiger Überlegung: «Ich bin hier ungefähr
eine Viertelstunde vor Ihrer Ankunft angekommen, Lady Serena, und da war es
erst seit einigen Minuten bekannt, glaube ich.»
    «Dann können wir annehmen, daß sie
zwischen – zehn oder fünfzehn Minuten nach zehn und halb elf Uhr losgefahren
sind. Mein lieber Freund, demnach sind wir nur eineinhalb Stunden hinter ihnen!
Ich will sie nämlich einholen, bevor sie Gloucester erreichen. Auf der Strecke
müssen wir geradewegs auf sie stoßen, sobald sie aber einmal in Gloucester
sind, könnten wir eventuell gezwungen sein, mehrere Versuche in verschiedenen
Richtungen zu unternehmen. Wir werden über die Straße Nailsworth-Badminton
reiten, dann quer landein nach Dursley – ein schönes Ziel für Jagdrennen
querfeldein! – und an dieser Stelle hier die Straße Bristol-Gloucester
erreichen.»
    Er nickte. «Stimmt, die Straße führt
genau zum Cambridge Inn.»
    «Wo die Fährte heiß werden dürfte!» sagte sie, und
ihre Augen tanzten. «Kommen Sie, los!»
    «Ich bin bereit, aber – es wird ein
Ritt über fünfundzwanzig Meilen, Lady Serena! Glauben Sie ...»
    «Oh, die Stute steht es durch!»
sagte sie heiter und zog ihre Handschuhe an. «Alles, was uns jetzt noch zu tun
bleibt, ist, Fobbing loszuwerden! Das Schlimmste an einem Reitknecht, der schon
neben einem einherlief, als man auf seinem ersten Pony saß, ist, daß man ihn
nicht ohne eine Erklärung wegkommandieren kann. Ich werde ihm sagen, daß sich
unsere Picknick-Gesellschaft erst um halb eins versammelt, ich aber will, daß
der Brief sofort zu Lady Spenborough gebracht wird, damit sie sich nicht sorgt.
Mrs. Floore, Sie werden Emma wieder unter Ihren Fittichen haben, bevor noch der
Abend anbricht, das verspreche ich Ihnen! Ich bitte Sie nur, quälen Sie sich
nicht länger!»
    Mr. Goring öffnete die Tür vor ihr,
aber bevor er ihr aus dem Zimmer folgte, schaute er Mrs. Floore an und sagte:
«Ich werde mein Bestes tun, um sie zurückzubringen, Ma'am, aber – lassen Sie
sie nicht zu einer Heirat mit Lord Rotherham zwingen!»
    «Darauf
können Sie sich verlassen!» sagte Mrs. Floore grimmig.
    «Sie ist überhaupt noch nicht alt
genug, um zu heiraten!» sagte er und zögerte, als hätte er gern mehr gesagt.
Dann schien er sich eines Besseren zu besinnen, verabschiedete sich kurz von
Mrs. Floore und folgte Serena.

21
    Der Beginn der Entführung stand nicht
unter den günstigsten Sternen, denn die Braut verspätete sich, und der
Stallknecht war schon unruhig. Was Gerard nach dem Ablauf des ersten Aktes
eines romantischen Dramas als großartiger Plan erschien, präsentierte nach
einiger nüchterner Überlegung verschiedene unangenehme Seiten. Zunächst einmal
hatte er keine Idee, ob die Verehelichung zweier Minderjähriger in Schottland
eher legal war als in

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