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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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unbeabsichtigt, versichere ich dir. Ich dachte bloß,
daß es für dich besser wäre, aus dieser Umgebung fortzuziehen. Im Dower House
leben kann für dich nur schmerzlich sein, Serena, glaube mir!»
    Impulsiv sagte sie: «Oh, verzeih
mir! Aber wie konnte ich auch ahnen, daß du nur etwas Freundliches damit im
Sinn hattest?»
    «Der Hieb sitzt!» warf er ein.
    «Nein, nein, so habe ich das nicht
gemeint! Nur, im allgemeinen – ach was! Ich weiß, es wird weh tun, wenn ich
hierbleibe, aber ich glaube, diese Empfindlichkeit sollte ich überwinden
können. Und weißt du, Ivo, mein Vetter hat das Ganze nicht so richtig heraus!»
    «Das kann ich mir vorstellen.»
    «Er ist in seiner Art ein sehr guter
Mensch, und er will alles so machen, wie es sein soll, aber obwohl er immer dem
Gesetz nach als Erbe galt, wurde er nicht dazu erzogen, der Nachfolger Papas zu
sein, und ich stelle mir vor, er hat nie erwartet, daß es soweit kommen würde,
und daher, und auch weil Papa ihn gar nicht gut leiden konnte, wurde er nie
darin eingeführt, wie die Dinge hier laufen, und – kurz gesagt, er ist einfach
nicht imstande, es zu machen!»
    «Was hat das mit der Sache zu tun?»
    «Ja, siehst du es denn nicht? Ich
werde ihm in tausend Dingen helfen können und ihn ein bißchen einschulen und
darauf sehen, daß alles so läuft, wie es laufen soll!»
    «Guter Gott! Serena, ich schwöre
dir, du wärst schlecht beraten, wolltest du wirklich dergleichen unternehmen!»
    «Nein, du irrst, Ivo! Mein Vetter
hat es selbst vorgeschlagen. Er sagte mir, er hoffe, daß ich in Milverley
bleibe und ihn einführe. Natürlich würde ich das nie tun – in Milverley selbst
bleiben –, aber ich war doch sehr gerührt, und ich zweifle nicht, daß ich ihm
genauso nützlich sein kann, wenn ich bei Fanny im Dower House lebe.»
    «Ich auch nicht!» sagte er mit der
Spur eines schiefen Lächelns. «Aber wenn dein Vetter Auskunft braucht, soll er
sie sich doch beim Verwalter deines Vaters holen!»
    «Das wird er ja auch, aber obwohl
Mr. Morley ein ausgezeichneter Mensch ist, wurde er doch nicht hier erzogen wie
ich! Milverley ist nicht ein Stück von ihm selbst! Oh
...! Ich drücke mich so ungeschickt aus, aber du mußt doch verstehen, was ich
meine!»
    «Und ob!» sagte er. «Genau das habe
ich gemeint, als ich dir riet, aus dieser Umgebung fortzugehen!»

3
    Sowohl Fanny wie Serena wünschten das
große Haus so bald wie möglich nach dem Begräbnis zu verlassen; es vergingen
jedoch mehrere Wochen, bevor sie sich endlich im Dower House eingerichtet
sahen. Dieses Haus, am Rand des Parks und nicht weit von der kleinen Stadt
Quenbury gelegen, war ein hübsches, altmodisches Gebäude, das noch vor fünfzehn
Monaten von Serenas alter verwitweter Tante bewohnt worden war. Nach dem Tod
dieser Dame hatte nur ein alter Diener darin gehaust, da die verschiedenen
Pläne dieses und jenes entfernt Verwandten, es zu beziehen, gescheitert waren.
Nun stellte es sich heraus, daß doch einige Reparaturen und Renovierungen nötig
waren, um es entsprechend wohnlich zu machen. Serena ordnete an, diese unverzüglich
durchzuführen, und übersah dabei ganz, daß sich ihre Stellung in Milverley
geändert hatte. Ihr Vetter traf sie in dem ausgeräumten Salon im Dower House
bei einer Besprechung mit dem Gutsschreiner an, und sie zuckte zusammen, als
der neue Herr auf Milverley sagte: «Ich freue mich, daß du Staines deine
Anordnungen gegeben hast. Wenn ich gestern nicht so beschäftigt gewesen wäre,
hätte ich ihm aufgetragen, dich aufzusuchen und zu tun, was immer du von ihm
verlangst.»
    Sie hielt den Atem an, als hätte sie
einen Schlag ins Gesicht bekommen. «Entschuldige, bitte!»
    Er versicherte ihr sehr freundlich,
daß sie sich durchaus nicht zu entschuldigen brauche, aber sie war tief
betroffen, da sie sich bewußt war, einen Fehler gemacht zu haben, der sehr
wahrscheinlich zu einer Verstimmung führen würde. Sie bemühte sich noch weiter,
den Fauxpas gutzumachen; er sagte, er verstehe vollkommen, wiederholte seine
Bitte, Milverley stets als ihr Heim zu betrachten, hinterließ in ihr jedoch
nur den verstärkten Wunsch, die Vorbereitungen für ihren Auszug noch mehr zu
beschleunigen.
    Aber selbst wenn das Dower House zum
sofortigen Bezug bereitgestanden wäre, hätte sie kaum die Möglichkeit gehabt,
Milverley schnell zu verlassen. Die Aufgabe, ihren und Fannys persönlichen Besitz
zusammenzusuchen, erwies sich als weit schwieriger und komplizierter, als sie
vorausgesehen

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