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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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hat! Auch Spenborough sagte mir eben heute morgen, er
und seine Frau hoffen, daß sie Milverley weiterhin als ihr Heim betrachtet. Ich
muß sagen, ich finde das sehr schön von ihm. Sich ein Pulverfaß in die eigene
Familie zu setzen, wäre ja nicht gerade nach meinem Geschmack.»
    «Hartley und Jane – das heißt Lord
und Lady Spenborough – sind äußerst gütig; Serena ist sich dessen durchaus
bewußt, aber sie weiß, es ginge nicht. Bitte, Papa, ich
halte es für meine Pflicht, mich um Serena zu kümmern!»
    «Ausgerechnet du dich um sie
kümmern!» brachte er lachend heraus. «Das möchte ich ja gerne miterleben!»
    Sie wurde rot, sagte aber: «Stimmt,
sie hat sich um mich gekümmert, aber ich bin ihre Stiefmutter und daher die
geeignetste Person, als ihre Anstandsdame zu fungieren.»
    Er überlegte das und stimmte dann
widerstrebend zu. «Das hat wirklich was für sich, aber in deinem Alter – ich
weiß nicht, was deine Mama dazu sagen wird! Außerdem wird die junge Dame, mit dem Vermögen im Hintergrund, sehr bald weggeschnappt sein, Charakter hin,
Charakter her!»
    «Sie hat einen zu klaren Kopf, um
sich überrumpeln zu lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie bald
heiraten wird, Papa.»
    «Sehr wahr! Mindestens vor einem
Jahr kommt so etwas gar nicht in Betracht. Du wirst natürlich die Trauer streng
einhalten. Deine Mama war dafür, daß du für die Dauer dieser Zeit nach
Hartland zurückkehrst, denn wenn du auch die Gräfinwitwe bist, so ist nicht zu
leugnen, daß du viel zu jung bist, um allein zu leben. Wenn das Trauerjahr
vorbei ist und du zweifellos daran denkst, einen eigenen Haushalt
einzurichten, haben wir uns vorgestellt, daß du eine deiner Schwestern bei dir
aufnimmst. Aber das bedeutet denn doch auf lange Sicht planen, und ich will dir
durchaus nichts diktieren! Schließlich ist an deinem Plan wirklich etwas dran.
Du warst es gewöhnt, die Herrin eines großen Hauses zu sein, meine Liebe, und
es gefiele dir sicher nicht, wieder wie früher in Hartland leben zu müssen.
Nein, ich neige stark zu der Meinung, daß du wirklich genau das Richtige getroffen
hast, um alles in Ordnung zu bringen! Das heißt, wenn du glaubst, es mit Lady
Serena aushalten zu können.»
    «O ja! Sogar sehr gut!»
    «Also, das hätte ich wirklich nie
geglaubt! Ich kann nur hoffen, daß sie nichts anstellt. Dafür würde man nämlich
dann dich verantwortlich machen. Sie ist unbeständig: das hat sich gezeigt, als
sie Rotherham sitzenließ und sich damit zum Stadtgespräch machte! Du warst damals
noch ein Schulmädchen, aber ich kann mich gut erinnern, was für eine Aufregung
das gegeben hat! Ich glaube, die Einladungen zur Hochzeit waren sogar schon
ausgeschickt!»
    «Das war schlimm, aber, Papa, ich
schätze sie nur um so höher, weil sie sich entschlossen hatte, sich
zurückzuziehen, bevor es zu spät war! Lord Spenborough wünschte diese Verbindung,
aber ich bin überzeugt, man hätte nichts Schlimmeres wünschen können! Er hatte
Rotherham gern, weil er ein so großer Sportsmann ist und ein so blendender Jagdreiter,
und es ist Lord Spenborough nie eingegangen, daß er ein gräß lich grober und
unangenehmer Gatte geworden wäre! Er hätte Serena so unglücklich gemacht! Er
ist ein hassenswerter Mensch, und es macht ihm das größte Vergnügen, wenn er
sie ärgern kann! Du mußt es ja gehört haben, wie er mit ihr spricht – die
Dinge, die er ihr bedenkenlos sagt!»
    «O ja! Aber ich habe auch sie
gehört! Sie wendet ihm gegenüber einen sehr ungehörigen Ton an! Ich sage dir,
Fanny, ihr gewagtes Benehmen ist ziemlich unpassend! Sie drückt sich mit einem
Freimut aus, den ich bei meinen Töchtern nicht dulden würde.»
    «Sie kennt ihn von Kindheit an – sie
war nie auf formellem Fuß mit ihm. Wenn sie sich manchmal zu unziemlicher Hitze
hinreißen läßt, ist er selbst daran schuld, weil er sie dazu so unfreundlich
provoziert! Und was ihr heftiges Naturell betrifft, so bin ich überzeugt, daß
seines viel schlimmer ist, als es ihres je sein könnte!»
    «Nun, man sieht, daß du ihr sehr
zugetan bist, meine Liebe», sagte er nachsichtig. «Ich jedenfalls möchte
momentan nicht um alles in der Welt in Rotherhams Haut stecken! Er kann froh
sein, wenn er ohne ein zerkratztes Gesicht davonkommt, das kann ich dir nur
sagen!»
    Aber als Rotherham zu Serena in den
Kleinen Salon kam, fand er sie völlig beherrscht. Er sagte, während er die Tür
schloß: «Was kommt jetzt? Werde ich angefleht oder beschimpft

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