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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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nicht vollkommen glücklich sein sollte.»
    Plötzlich sprang Emily auf und floh
zu ihrer Großmutter. «Ich kann nicht, ich kann nicht! Es ist mir egal, ob
ichruiniert bin oder nicht! Ich kann einfach nicht! Oh, Großmama, laß nicht zu,
daß mich die Mama zwingt!»
    «Emily!» Auf Lady Lalehams Wangen
brannten zwei rote Flecken. «Wie wagst du so etwas zu sagen? Als hätte ich je
im Traum daran gedacht ...»
    «Du halt dich zurück, Sukey!» befahl
Mrs. Floore.
    Mr. Goring trat mit vorgestrecktem
Kinn auf Rotherham zu und sagte: «Vielleicht wollen Eure Lordschaft so
freundlich sein und auf einige Minuten mit mir hinauskommen!»
    «Nein, Sie Narr!» sagte Rotherham
sehr leise.
    «Emily, bedenk, was du tust!» sagte
Lady Laleham eindringlich. «Du wirst nie wieder einen Mann bekommen, wenn du
den Lord sitzenläßt! Besonders nach deiner heutigen Torheit! Du wirst daheim
sitzen müssen, denn ich nehme dich nicht mehr nach London mit, und du wirst
deine Tage als alte Jungfer beschließen ...»
    «Sie irren sich, Ma'am!» sagte Mr.
Goring. «Es dauert noch lange, bis sie ans Heiraten zu denken braucht, aber Sie
brauchen keine Angst zu haben, daß sie keinen anderen Heiratsantrag bekommt,
denn ich kann Ihnen sagen, sie bekommt ihn!»
    «Und ob!» sagte Mrs. Floore. «Jetzt
wein nicht, mein Schätzchen, denn deine Ma kann dich zu gar nichts zwingen!»
    «Was soll ich nur tun?» schluchzte
Emily. «Ich will nicht in Schande heimkehren, und ich will nicht einen
schlechten Ruf haben!»
    «Emma, möchtest du bei deiner alten
Großmama bleiben? Nun überleg es dir, Liebstes! Es geht hier nicht sehr
lebhaft zu, und es gibt nichts als die Unterhaltungen und die Sydney Gardens,
und wenn du Galagesellschaften haben willst, die kann ich dir nicht bieten,
denn wenn ich dich nach London führen würde, könnte ich nicht die Anstandsdame
für dich spielen, weil wir einmal nicht darum herumkommen, daß ich keine feine
Dame bin und es auch nie sein werde! Ich glaube ja, daß du viel glücklicher
wärst, wenn du alle diese Marquis und Sachen vergessen würdest, aber es liegt
nur an dir, zu sagen, was du willst.»
    «Bei dir bleiben, für immer?» rief
Emily und hob ein rotes, tränenbenetztes Gesicht aus Mrs. Floores Schoß hoch.
«Oh, Großmama, das wäre zu schön!»
    «Gott segne dich, mein Schatz»,
sagte Mrs. Floore und gab ihr einen Schmatz.
    «Bist du verrückt geworden?» fragte
Lady Laleham. «Nimm zur Kenntnis, daß Emily meine Tochter ist, Mama!»
    «Und du nimm zur Kenntnis, Sukey,
wenn du auch nur noch ein Wort sagst, dann kannst du von heute ab deine
Rechnungen selbst bezahlen, und Sir Walter auch!»
    Es entstand eine unheilschwangere
Stille. Mrs. Floore tätschelte Emilys Schulter. «Du trocknest dir jetzt die
Tränen, Liebstes, und gibst dem Marquis den Ring zurück!»
    «Wenn alle deine Schwestern vor dir
verheiratet sein werden, wirst du, hoffe ich, an diesen Tag denken, Emily!»
sagte Lady Laleham. «Ich für meinen Teil will nichts mehr mit dir zu tun
haben!»
    «Ein ausgezeichneter Entschluß»,
sagte Mrs. Floore. «Los, Liebes! Je schneller wir diesen Marquis da los sind,
um so früher kommen wir zu unserem Diner, das wir alle dringend brauchen!»
    Mit einem Krach schloß sich die Tür
hinter Lady Laleham. Schüchtern hielt Emily dem Marquis den Ring hin. «Bitte –
verzeihen Sie –, aber – wir passen nicht zusammen!»
    «Danke», sagte er und nahm den Ring.
«Sie brauchen nicht um Verzeihung zu bitten: das muß ich tun. In Wirklichkeit
haben wir beide einen Fehler gemacht. Ich wünsche Ihnen alles erdenkliche
Glück und bin überzeugt, Sie werden glücklich werden – aber Mr. Goring hat sehr
recht: Sie haben noch viel Zeit, bis Sie ans Heiraten denken müssen. Was Ihren
Ruf betrifft und Ihre Schwestern und den ganzen Unsinn, um den brauchen Sie
sich nicht zu kümmern!» Er schaute den Ring in seiner Hand an und sagte: «Ich
glaube, Sie sollten ihn lieber behalten – aber ihn auf einem anderen Finger
tragen!»
    «Oh, vielen Dank!» hauchte Emily
naiv.
    Er wandte sich von ihr ab und Mrs.
Floore zu, die sich aus ihrem Sessel emporgestemmt hatte und ihn mit scharfem
Mißtrauen beäugte. Er grinste sie an. «Keine Angst, Ma'am! Alles, was Sie mir
gerne sagen möchten, und noch viel mehr, wurde mir bereits an den Kopf
geworfen, und wie ich ahne, kommt noch mehr. Ich bin entzückt, Sie
kennengelernt zu haben, und ich baue darauf, daß ich die Freude haben werde –
vielleicht im kommenden Jahr –, Sie und

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