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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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natürlich Emily als meine Gäste in
Rotherham House zu sehen! Übrigens – verständigen Sie die Zeitungen nicht! Ich
werde selbst eine Notiz schicken, die es erübrigt und die Leute davon
überzeugt, daß ich Emily abscheulich behandelt habe – was, wie ich gestehe,
wirklich der Fall ist!»
    «So also ist das, ja?» sagte Mrs.
Floore. «Welch eine Unverschämtheit! Na, sie tut mir leid, das muß ich sagen!
Und ich hoffe aus ganzem Herzen, daß sie Ihnen einen solchen Tanz aufführt,
daß Sie ein für allemal zurechtgewiesen sind!»
    «Sie wird ihr möglichstes tun.
Besuchen Sie mich, wenn Sie nach London kommen, Goring, und wir werden die
Boxhandschuhe anlegen. Und Sie müssen mir auch erzählen, wie es Ihnen gefallen
hat, sich um Lady Serena zu kümmern – Sie hatten mein aufrichtiges Mitgefühl!»
    Eine kurze Verbeugung, und fort war
er. Eine halbe Stunde später wurde er von Fannys Diener in das Haus in Laura
Place eingelassen. Er fand den Butler im Salon eben dabei, die Kerzen in den
Wandleuchtern anzustecken. «Meisterhaft, Lybster!» sagte er. «Gehen Sie und
sagen Sie Lady Serena, daß ich, obwohl Sie mich nicht eingelassen haben,
trotzdem hier bin und sie sofort sprechen will!»
    «Ihre Gnaden, Mylord», sagte Lybster
und hüstelte entschuldigend, «informierte mich, daß sie, falls Eure Lordschaft
zufällig doch die Schwelle überschreiten sollten, ihr Diner in ihrem
Schlafzimmer einnimmt.»
    «So, hat sie das gesagt, bei Gott?
Gehen Sie und sagen Sie Ihrer Gnaden, wenn sie nicht zu mir herunterkommt,
werde ich zu ihr hinaufkommen!»
    «Ja, Mylord – wenn Eure Lordschaft
darauf bestehen!» sagte Lybster und ging.
    Er kehrte nicht zurück, aber
innerhalb von fünf Minuten stob Serena ins Zimmer, die Wangen rot, die Augen
viel zu wild, um zu dem taubengrauen Abendkleid zu passen, das sie trug. «Wie –
wie wagst du es bloß, mir unverschämte Botschaften durch meine eigenen Diener
zu schicken?» fragte sie herrisch.
    «Ich dachte, das würde dich
herunterholen», bemerkte er und ging auf sie zu.
    «Ja, und es wird dir sofort leid
tun, daß dir das gelungen ist! Wenn du glaubst, Ivo ...»
    Diese Ansprache fand ein abruptes
Ende. Serena fühlte sich heftig in Rotherhams Arme gerissen, und ihr Mund wurde
von dem seinen unerbittlich verschlossen. Ein, zwei Augenblicke lang spannte
sie jeden Muskel an, um loszukommen, dann aber verließ sie ganz plötzlich ihr
Kampfesmut, und sie schien in seiner Umarmung zu schmelzen. Rotherham preßte
sie rücksichtslos an sich und ließ gerade nur soweit locker, daß sie Atem holen
konnte, als er endlich den Kopf hob und ihr in die Augen schaute. «Na, du
wunderschöner, bösartiger Dorn in meinem Fleisch? Na? Endlich fertig mit deinem
Gezänk?»
    Sie lehnte sich in seinem Arm
zurück, den Kopf zurückgebogen, und ihre Augen unter den lächelnd geschwungenen
Lidern glitzerten ihn an. «Abscheuliches Geschöpf! Ohne Manieren, gewissenlos,
hochmütig, egoistisch, arrogant – oh, wie ich dich verabscheue!» seufzte sie.
«Und wie sehr du mich verabscheust! Eher möchte ich mich von einem Tiger
zerfleischen lassen! Außerdem bist du verrückt. Nie im Leben warst du froher
als in dem Augenblick, da du mich los warst! Gib es zu! In all den Jahren ...»
    «Nie!» stimmte er inbrünstig zu.
«Damals habe ich geschworen, daß es nie wieder in deiner Macht stehen würde,
mich an den Rand des Wahnsinns zu bringen, mit deinem halsstarrigen,
dickköpfigen, eigenwilligen, einfach unerträglichen Benehmen! Aber es nützt
nichts, Serena! Weißt du denn das nicht? Ich habe geglaubt, ich habe dich aus
meinem Herzen gerissen – ich habe geglaubt, du bedeutest mir nicht mehr als die
Tochter eines alten Freundes – bis – Warum hast du es getan, Serena? Aus was
für einer verrückten Narrheit heraus hast du es getan?»
    Das Lächeln schwand aus ihren Augen.
«O Gott, ich weiß nicht! Es war mir wirklich ernst damit, Ivo! Als ich ihn
wiedersah – oh, ich hatte das Gefühl, ich sei wieder ein junges Mädchen –
wieder neunzehn! Vielleicht war es, weil ich so allein war, vielleicht, weil er
mich so sehr liebte, mich für eine Göttin hielt, mir schmeichelte – oh, Ivo,
mich einfach so angebetet hat wie du nie, könnte ich schwören!»
    «Nein, ich bete dich nicht an»,
sagte er und äffte sie nach. «Ich kenne dich zu gut, wie du wirklich bist, du
bezaubernde Xanthippe! Und das, was du bist – ohne das kann ich nicht leben!
Ich sah, wie er dich anbetete, der arme Teufel, und seine Augen

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