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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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herrschte, die dafür in
seiner Familie galten. Daß sie mit ihrem nachsichtigen Vater ohne jede
Förmlichkeit verkehrte, mochte nicht überraschen; aber der äußerst freie Ton
im Gespräch mit ihrer fürchterlichen Tante hatte ihn immer wieder von neuem
erstaunt. Lady Theresa Eaglesham ermangelte durchaus nicht der Förmlichkeit,
aber während sie einerseits nicht zögerte, das Benehmen ihrer Nichte, soweit es
ihr unziemlich erschien, zu kritisieren, hatte sie andererseits keinerlei Skrupel,
mit ihr wie mit einer Altersgenossin Klatsch auszutauschen. Der junge Hector
Kirkby hätte sich – vor sieben Jahren – nicht eine seiner Tanten vorzustellen
vermocht, die etwa seine Schwester informiert hätte, daß Lady M. hoch in
anderen Umständen sei und Witzbolde Wetten über die vermutliche Vaterschaft an
dem Ungeborenen abschlössen. Major Kirkby, wenn nun auch kein grüner Junge
mehr, hoffte dennoch inständig, daß Serena in Zukunft diese strengen alten
Jungfern ja nie mit Auszügen aus Lady Theresas eigenartig rückhaltlosen Briefen
unterhalten würde. Er schreckte sogar davor zurück, seiner Mutter eine sehr
gute Geschichte zu erzählen, die Lady Theresa ihrer Nichte über die
Prinzenhochzeit geschrieben hatte. «Gerüchte besagen», schrieb Lady Theresa,
«daß die Zeremonie gut verlief, außer einem Zwischenfall am Schloß, als die P.
Charlotte eine halbe Stunde im Wagen warten mußte, weil Leopold Hoch und
Niedrig um seinen Überzieher herumjagte, der nicht zu finden war. Als der P.
Regent, bis dahin sehr wohlwollend, die Ursache der Verzögerung erfuhr, schrie
er: < Verfluchter Überzieher! > Man nimmt, nebenbei bemerkt, jetzt an, er
sei nicht wassersüchtig ...»
    Nein – das war entschieden keine
Geschichte für Mrs. Kirkby, die eine ebenso eingefleischte Verehrerin der
königlichen Familie war wie Fanny.
    Auch informierte der Major seine
Mutter nicht davon, daß ihre zukünftige Schwiegertochter, die vor dem
Frühstück mit ihm in die Umgebung von Bath ausritt, auf diesen Ausflügen keine
Anstandsdame mitnahm. Mrs. Kirkby wäre tief entsetzt gewesen, und er selbst
zweifelte ja auch daran, ob sich das schicke. Aber Serena lachte ihn aus, warf
ihm vor, er habe Angst vor all den komischen Leuten in Bath, und er
unterdrückte seine Bedenken. Es war köstlich, mit ihr allein zu sein, und
gleichzeitig eine Qual, so machtlos zu sein und ihre Unerschrockenheit nicht
zügeln zu können. Sie duldete keine Hand an ihrem Zügel, das hatte er
erfahren, als er ihn einmal instinktiv knapp am Maul gefaßt hatte, weil ihre
Stute gestiegen war. Erschrocken sah er, wie sie weiß vor Wut wurde; ihr Blick
stach wie ein Dolch, und sie fuhr ihn mit zusammengebissenen Zähnen wie eine
Furie an: «Weg mit der Hand von meinem Zügel!» Der gefährliche Augenblick ging
vorüber; er hatte die Hand fallengelassen. Sie bändigte die Stute und sagte
wieder ganz sanft: «Das darfst du nie wieder tun, Hector. Ja, ja, ich kann dich
verstehen, aber wenn ich meine Pferde nicht allein bändigen kann, verkaufe ich
sie und werde mich statt dessen an den Stickrahmen setzen!»
    Sie war ihm oft zu tollkühn bei den
Hindernissen, über die sie setzte, alles, was sie sagte, wenn er es ihr
vorhielt, war: «Keine Angst! Ich überfordere meine Pferde nie! Das letzte Mal,
als ich das getan habe, war ich zwölf, und Papa zog mir seine Reitgerte über
die Schulter: eine sehr wirksame Kur!»
    Er sagte kläglich: «Kannst du mir
nicht ein anderes Mittel verraten, mit dem ich dir deine verrückte Gangart
abgewöhnen könnte?»
    «O weh, ein anderes gibt es nicht!»
lachte sie.
    Er hatte Albträume, in denen er sie
mit gebrochenem Genick neben irgendeiner hohen Hecke liegen sah; und um es noch
schlimmer zu machen, sagte ihm Fanny mit vertrauensvollem Lächeln: «Es ist so
beruhigend zu wissen, daß Sie bei Serena sind, wenn sie ausreitet, Major
Kirkby! Ich weiß, sie ist eine hervorragende Reiterin, aber ich habe keine
Ruhe, wenn sie nur Fobbing bei sich hat, weil sie eine Reiterin über Stock und
Stein ist, wie das die Jäger nennen; und wenn auch Fobbing ihr Reitknecht ist,
seit sie ein kleines Mädchen war, wird sie doch nie auf ihn hören!»
    «Ich wollte zu Gott, ich könnte sie
dazu bringen, auf mich zu hören!» brachte er heraus. «Aber das wird
sie nie, Lady Spenborough, und als ich sie bat, zu bedenken, in welcher
Situation ich wäre, wenn sie in meiner Obhut einen schlimmen Sturz täte, hat
sie nur gelacht und mir geraten, sobald ich sie stürzen

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