Georgette Heyer
und
Genehmigung Seiner Lordschaft bedarf! Falls ich ohne dessen erlauchte
Zustimmung heirate, darf ich, glaube ich, meiner Erbschaft nachwinken!»
Er war vollkommen verblüfft, und
sein erster Gedanke stimmte genau mit ihrem überein. «Was?! Du mußt die
Zustimmung Rotherhams haben? Guter Gott, so etwas Schändliches habe ich noch
nie gehört!»
«Stimmt!» sagte Serena aus vollem
Herzen. «Ich hoffe, du wirst verstehen, daß es nicht meine Schuld war, wenn ich
in den schlimmsten Wutausbruch meines Lebens geriet, als mir diese Klausel
vorgelesen wurde!»
«Das wundert mich wirklich nicht!
Ausgerechnet Rotherham! Verzeih, aber die Taktlosigkeit einer solchen
Bedingung, die – Aber über diesen Punkt muß ich schweigen.»
«Abscheulich, nicht? Ich bin von
Herzen deiner Meinung!»
Einen Augenblick saß er schweigend
da, die Lippen fest aufeinandergepreßt. Aber dann fiel ihm etwas anderes ein,
sein Gesicht entspannte sich, und er rief aus: «Dann also – wenn er seine
Zustimmung versagt, wirst du ja nicht mehr besitzen als die Mittel für deine
Garderobe und – und solchen Kram!»
«Sehr wahr – aber du brauchst das
nicht so zu sagen, als seist du froh darüber!»
«Ich bin aber froh darüber!»
«Na, ich jedenfalls nicht!» gab
Serena gereizt zurück.
«Serena, alles, was ich habe, gehört
dir, und du kannst damit machen, was du willst!» sagte er flehend.
Sie war gerührt, aber sachlich, wie
sie nun einmal war, sagte sie: «Dafür bin ich dir sehr verbunden, aber was wäre
dann, wenn ich alles, was du hast, auf meine Kleider verwenden wollte – und auf < solchen Kram > ? Mein Lieber, das ist sehr schön gesagt, aber machen läßt
es sich nicht. Außerdem genügt der bloße Gedanke daran, daß Ivo bis zu seinem
Tod, oder dem meinem, auf meinem Geld sitzt, um mich in Weißglut zu bringen!
Das darf er ganz einfach nicht! Und wenn ich es mir recht überlege, glaube ich,
daß er das gar nicht kann. Er hat mir selbst gesagt, wenn er seine Zustimmung
ohne vernünftigen Grund verweigert, kann ich das Kuratorium anfechten. Hector,
wenn du nicht augenblicklich diesen enttäuschten Ausdruck verschwinden läßt,
bekommst du eine Kostprobe meines Temperaments zu spüren, und ich warne dich
daher!»
Er lächelte, sagte aber mit ruhiger
Überzeugung: «Rotherham wird nie zustimmen, daß du mich heiratest!»
«Das werden wir sehen!»
«Und nichts – aber schon gar nichts!
– könnte mich dazu bewegen, um sie zu bitten!» sagte der Major mit
unterdrückter Heftigkeit.
«Oh, das brauchst du auch nicht. Das
wenigstens wurde in Papas Testament nicht ausbedungen. Ich werde ihn selbst von
meiner Verlobung informieren – aber erst, wenn die Trauerzeit vorbei ist, im
Herbst!»
«Im Herbst!» Es klang bestürzt, aber
er nahm sich sofort zusammen und sagte: «Du hast sehr recht! Meine eigenen
Gefühle – aber es wäre sehr unschicklich, die Verlobung bekanntzugeben, bevor
du die Trauer ablegst!»
Sie legte die Hand auf seine. «Das
wäre es wirklich, glaube ich, Hector. Im allgemeinen halte ich wenig von der
sogenannten Schicklichkeit, aber in einem solchen Fall – oh, es würde alle
verletzen! Heimlich sind wir verlobt, aber die Welt soll es erst im Oktober
erfahren.»
Er hob ihre Hand an die Lippen. «Du
einzig sollst das entscheiden. Ich lasse mich ganz von deinen Wünschen leiten,
meine Königin!»
10
Die beiden Verlobten verschwendeten
keinen Augenblick lang einen Gedanken daran, welche unvermeidlichen Schlüsse
die an ihnen Interessierten ziehen mußten; sie weihten lediglich zwei Menschen
ein: Fanny und Mrs. Kirkby. Der Major konnte seines Glücks nicht froh werden,
bevor er Serena nicht seiner Mutter vorgestellt hatte; und da Serena nicht gern
auch nur im geringsten unaufmerksam erschienen wäre, dauerte es nicht lange, bis
sie in Begleitung ihres hübschen Kavaliers nach Lansdown Crescent
hinaufpilgerte.
Wäre das Arrangement des Ausflugs
dem Major überlassen geblieben, hätte Serena einen Tragsessel benützen müssen;
er war felsenfest davon überzeugt, daß kein weibliches Wesen einer Anstrengung
fähig sei, und der bloße Gedanke daran, daß Serena einen so mühevollen
Spaziergang unternehmen sollte, schockierte ihn. Aber Serena dachte anders.
«Was, ich soll mich bei so herrlichem Wetter in eine Sänfte stopfen lassen?
Nicht um alles in der Welt!» erklärte sie.
«Also dann deinen Wagen? Meine
Mutter geht so selten aus, daß sie es nicht für der Mühe wert hielt, den ihren
in Bath zu halten,
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