Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
Vom Netzwerk:
sonst hätte ich ...»
    «Mein lieber Hector», unterbrach sie
ihn, «du kannst doch nicht im Ernst annehmen, daß ich es zulassen würde, meine
Pferde oder die deiner Mutter einspannen zu lassen, nur damit sie sich den
steilen Weg hinauf abquälen!»
    «Nein, deshalb habe ich ja
vorgeschlagen, daß du eine Sänfte mieten sollst. Ich fürchte, es wird dich
ermüden.»
    «Im Gegenteil, der Spaziergang wird
mir Freude machen. In Bath habe ich ohnehin das Gefühl, als hätte ich
Klumpfüße. Sag mir nur genau, wo das Haus von Mrs. Kirkby liegt, und ich
verpflichte mich, pünktlich zu erscheinen und kein Hirschhornsalz zur
Wiederbelebung zu brauchen.»
    Er lächelte, sagte aber: «Natürlich
hole ich dich ab.»
    «Das wird zwar sehr angenehm sein,
aber ich bitte dich, mach dir nicht die Mühe, falls du es nur tust, weil du in
dieser äußerst respektablen Stadt um meine Sicherheit besorgt bist.»
    «Nicht gerade um deine Sicherheit,
aber ich weiß, daß du deine Jungfer nicht mitnimmst, und ich gestehe, es
gefällt mir nicht, wenn du allein ausgehst.»
    «Du wärst überrascht, wenn du
ahntest, wie gut ich imstande bin, auf mich aufzupassen. Meiner Jungmädchenzeit
bin ich ja seit einigen Jahren entwachsen. Und außerdem, mein Lieber, haben
sich die Zeiten etwas geändert, seit du in England gelebt hast. In London könnte
ich dir vielleicht den Gefallen tun, meine Jungfer mitzunehmen – obwohl ich
wahrscheinlich lieber selbst kutschieren würde, und allein! –, aber in Bath ist
das ganz unnötig.»
    «Trotzdem hoffe ich, du erlaubst
mir, dich zu begleiten.»
    «Deine Gesellschaft wird mich sogar
sehr freuen», antwortete sie, weil sie es vorzog, nicht weiter über diesen
Punkt zu debattieren, und hoffte, die Zeit würde seine Fürsorge, die sie
einigermaßen bedrückend fand, etwas abschwächen.
    Das Tempo, das sie einschlug, als
sie zum Lansdown Crescent hinaufschritten, ermutigte ihn wirklich
nicht zu der Annahme, sie sei weniger gesund, als sie aussah. Sie hatte sich
den ziemlich burschikosen Gang nie abgewöhnt, den sie in ihrer Jugend angenommen
hatte, als sie, sehr zum Mißfallen ihrer meisten Verwandten, mehr als Junge
denn als Mädchen erzogen wurde, und sie konnte sich nie den zimperlichen
Schrittehen Fannys anpassen. Ein Spaziergang mit Fanny war für Serena eine
Bummelei, die ihr gräßlich war; es machte ihr wirklich Vergnügen, wieder einmal
neben einem Mann einherzugehen. Sie lehnte es ab, seinen Arm zu nehmen, ging
locker und beschwingt bergauf und rief aus, als sie ihren Hut vor dem Wind
festhalten mußte: «Ach, das ist herrlich! Hier oben kann man wenigstens atmen!
Ich wollte, wir hätten ein Haus in Camden Place oder am Royal Crescent
gefunden, aber es gab dort keine zu mieten, die Lybster für passend gefunden
hätte.»
    «Ich lebe auch lieber auf den
Höhen», gab er zu, «aber zweifellos liegt Laura Place bequemer.»
    «O ja! Und Fanny hätte es auf dem
Hügel nicht gefallen», stimmte sie fröhlich zu.
    Kurz darauf lernte sie ihre
zukünftige Schwiegermama kennen.
    Mrs. Kirkby, eine kränkliche alte
Dame, die gern zurückgezogen lebte und sehr menschenscheu war, wurde von ihrer
Besucherin überwältigt. Sie hatte sich zunächst über die Mitteilung sehr
aufgeregt, daß ihr einziger Sohn sich mit einer Dame von Rang verlobt hatte,
deren verschiedene Extravaganzen selbst ihr bekannt waren. Als eingefleischte
Leserin der Gesellschaftsspalten der Journale hätte sie dem Major genau sagen
können, wie viele Gesellschaften Lady Serena mit ihrer Anwesenheit beehrt
hatte, wie oft sie im Hyde Park auf ihrer langschwänzigen grauen Stute zu
sehen gewesen war, was sie in den verschiedenen Salons getragen hatte, in
wessen Gesellschaft sie das Gestüt in Doncaster besucht hatte, und vieles
andere dieser Art. Auch war ihr Lady Serenas Vorliebe für Walzer und Quadrillen
nicht unbekannt; und über Lady Serenas erste Verlobung, die so skandalös und
so kurz vor der Hochzeit endete, hatte sie gestaunt, den Kopf geschüttelt und
mit allen ihren Bekannten moralische Betrachtungen angestellt. Deshalb war es
für sie ein schwerer Schlag, als sie erfuhr, daß ihr Sohn vorhatte, sich mit
einer Dame zu verbinden, die offensichtlich so wenig in ein stilles Herrenhaus
in Kent paßte, und sie hatte es sich nicht versagen können, ihn mit zitternder
Stimme zu fragen: «O Hector, aber ist sie nicht sehr – leichtsinnig?»
    «Sie ist ein Engel!» hatte er
strahlend geantwortet.
    Mrs. Kirkby war nicht der Meinung,
daß Serena

Weitere Kostenlose Bücher