Georgette Heyer
anderes. Du
wärst überrascht, wie die sich herausgemausert hat, seit du sie das letzte Mal
gesehen hast! Sie ist dir ziemlich ähnlich, als du so alt warst wie sie, und
dürfte leicht abgehen, glaubt Mama.»
In diesem Ton ging es noch eine
Weile weiter, und er war von seinem Plan, eine Schwester, die auf dem
Heiratsmarkt nicht anzubringen war, Fanny aufzuhalsen, so angetan, daß ihm
deren sichtlicher Mangel an Begeisterung ganz entging. Beim dritten Glas Sherry
kam er wieder auf Serenas Verlobung zurück, diesmal aber, um Fanny zu warnen,
sie solle nicht erlauben, daß der Major mit seinen Aufmerksamkeiten zu betont
werde. «Es hat keinen Sinn, die Zungen in Bewegung zu setzen, wenn die
Verlobung erst im Herbst bekanntgegeben werden soll», sagte er. «Zehn zu eins
gewettet, kommt es ihrer Familie zu Ohren, daß ihr ein bestimmter Mann den Hof
macht. Wenn ich du wäre, Fanny, würde ich die Trauer ein bißchen lockern; weißt
du, erlaub den Leuten, euch zu besuchen! Es ist über sechs Monate her, daß
Spenborough gestorben ist, und obwohl ich nicht will, daß du die Trauer ablegst
oder zu öffentlichen Gesellschaften gehst, glaube ich, daß es nicht
unschicklich ist, wenn du eine ausgewählte Gesellschaft – natürlich ganz still!
– in deinem Haus bewirtest. Eine Kartenpartie vielleicht, oder ein, zwei kleine
Diners. Es gibt zweifellos eine Menge anderer Herren in Bath, die froh wären,
deiner Stieftochter den Hof machen zu dürfen, denn sie schaut prachtvoll aus
und ist außerdem eine Erbin. Ich hoffe, es ist nicht zu fürchten, daß Rotherham
Schwierigkeiten macht?»
«Wir wissen nicht, wie er es
aufnehmen wird, Papa, aber es liegt nicht in seiner Macht, es zu verhindern.»
«Nicht in seiner Macht, ha! Man
sollte meinen, die Schnur am Geldsäckel ist Macht genug!»
«Weder Serena noch Major Kirkby
würden sich davon beeindrucken lassen.»
«Um so größere Narren sind sie! Aber
das geht mich schließlich nichts an. Was mich interessiert, ist, daß es keinen
Klatsch mehr darüber gibt, denn das zieht dich hinein, meine Liebe. Gut wäre,
wenn sich der junge Mann ganz aus Bath zurückzöge, aber ich nehme an, das ist
aussichtslos. Das Zweitbeste ist demnach, ihn weniger auffallen zu lassen, und
das kannst du erreichen, indem du auch anderen erlaubst, dich zu besuchen.»
«Wenn du es für richtig hältst,
Papa», sagte sie gehorsam. «Ich gestehe, es wäre angenehm, wenn ich manchmal
ein bißchen ausgehen könnte, und gerade darüber habe ich mit Major Kirkby
gesprochen, als du ankamst. Du mußt wissen, die Kurdirektoren hier waren
äußerst zuvorkommend zu uns und haben uns insbesondere schon oft gebeten,
Vorträge oder Konzerte zu besuchen. Zufällig wird es in den Lower Rooms ein
Konzert geben, das ich mir sehr gern anhören möchte. Mr. Guynette kam es mir
gestern erzählen und versprach, wenn wir gehen wollten, uns Sitze an einem
unauffälligen Platz zu reservieren. Glaubst du, daß wir das machen können?
Major Kirkby findet nichts dabei, und wenn er dieser Ansicht ist, habe ich das
Gefühl, daß es stimmt.»
«Da ist durchaus nichts dabei»,
antwortete Sir William. «Ein Konzert ist nicht so wie ein Ball, weißt du. Aber
wenn der Major vorhat, euch zu begleiten, dann nehmt auch einen zweiten Herrn
mit. Ich nehme an, ihr kennt einige?»
«O ja!» sagte Fanny ziemlich
zweifelnd.
«Du könntest ja den alten Hendy
einladen!» sagte Sir William und lachte herzlich.
«Ja – ich
glaube nur, er mag den Major nicht sehr», sagte Fanny.
«Eifersüchtig, zweifellos! Glaubt,
er wird von einem feschen jungen Mann ausgestochen!» sagte Sir William noch
immer sehr amüsiert und hatte anscheinend seine frühere und weniger schmeichelhafte
Beschreibung des Majors ganz vergessen.
Wenn Fanny auch das Gefühl hatte,
daß der Plan ihres Vaters Aussicht auf Erfolg haben würde, so sagte sie es
nicht. Es lag ihr mehr am Herzen, wie Serena es aufnehmen würde, daß ihr
Geheimnis verraten worden war. Aber Serena, die angenehm erfrischt von einem
Spaziergang über sieben Meilen mit einer ähnlich energisch veranlagten
Bekannten zurückkam, nahm es sehr gnädig auf und bat Fanny nur, Sir William zu
beschwören, daß er ihre Verlobung niemandem außer seiner Frau verrate. Als sie
zum Diner herunterkam, sah sie in Taubengrau mit schwarzen Bändern so schön
aus, daß Sir William ganz hingerissen war. Da sie wußte, daß es Fanny Freude
machen würde, legte sie es darauf an, ihn heiter zu unterhalten, und es gelang
ihr so
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