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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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von Leuten und bat sie zu einem kleinen Abendempfang.
Das Leben lief nach dem leicht veränderten Programm ab und wurde nun von
Vormittagsbesuchern und einer gelegentlichen Gesellschaft belebt. Man unternahm
mehrere Ausflüge zu historischen Stätten in der Umgebung von Bath, und wenn
auch der Major hinter dem Landauer ritt, so taten das ebenso einige andere
Herren. Es war nicht schwer, einen passenden Vierten zu diesen Unternehmungen
zu finden; die einzige Schwierigkeit lag darin, festzustellen, wer an der
Reihe war, mit einer Einladung beehrt zu werden. Sämtliche Junggesellen, die
sich seit Wochen den Kopf zerbrochen hatten, wie sie einen Weg finden könnten,
um die Bekanntschaft der schönsten Frau in Bath zu machen, hatten kaum gehört,
daß die Damen in Trauer nun Besuch empfingen, als sie schon die Stadt nach
irgendeinem gemeinsamen Bekannten abgrasten, der überredet werden konnte, die
ersehnte Einführung zu verschaffen. Der eine oder andere verlor sein Herz an
Fanny, aber diese Kavaliere waren in der Minderheit, denn Serenas Bewunderer
überragten sie zahlenmäßig bei weitem und benahmen sich so heißblütig und
hingerissen, daß Fanny fürchtete, der Major könnte verletzt sein. Er schien
sich jedoch darüber eher zu amüsieren; und wann immer es einem von Serenas
Flirts gelang, sie von ihrer Stiefmama wegzulocken, um ihr eine sehr schöne
Aussicht zu zeigen oder sie auf eine Turmruine hinaufzuführen, versuchte er es
durchaus nicht, den Ausreißern zu folgen, sondern ging statt dessen neben Fanny
einher und verbarg tapfer, welchen Kummer er auch immer fühlen mochte.
    Fanny, die selbst unfähig war, einen
Flirt so leicht zu führen, wie es Serena mit vollendeter Meisterschaft tat, war
entsetzt und wagte ihr Vorhaltungen zu machen. Aber Serena lachte nur und
sagte, daß sie den Geist des Rats von Sir William
in die Tat umsetze. «Jetzt werden die Klatschbasen von Bath von mir sagen, da
ich so weit davon entfernt bin, an einem einzigen Mann zu hängen, ich sei
schockierend volage!»
    Fanny konnte nur hoffen, daß der
Major diese Meinung nicht teilte. Einmal, als sie sah, daß Serena die
Galanterie des jungen Mr. Nantwich geradezu ermutigte, sagte ihm Fanny, Serena
sei äußerst lebhaft. «In ihrer Gesellschaft, wissen Sie», sagte sie und bemühte
sich um einen leichten Ton, «ist diese Art Lebhaftigkeit geradezu Mode! Es
bedeutet nicht im geringsten Mangel an Takt oder – oder gar Unbeständigkeit!»
    Er blickte auf ihr verstörtes
Gesicht hinunter und lächelte leise. «Ich versichere Ihnen, ich bin nicht
eifersüchtig», sagte er.
    «O nein! Ich bin überzeugt, daß Sie
dazu auch keinen Grund haben!»
    Seine Augen folgten Serena und ihrem
Anbeter. «Wenn alle diese verschossenen Burschen sich schmeicheln, daß sie
andere Absichten als einen kleinen Spaß hat, dann müssen sie wirklich ein Pack
Dummköpfe sein», bemerkte er. «Ich gestehe, es ist ein Spaß, den ich persönlich
nicht mag, aber es ist nichts Besonderes dabei, wenn die Dame in der Kunst des
Flirtens so geschickt ist wie Serena, soviel ich sehen kann.»
    Sie glaubte eine gewisse Reserve in
seiner Stimme zu entdecken und sagte etwas über scherzhafte Laune und offenes
Naturell. Er stimmte ihr zu; und sie hatte den glücklichen Einfall,
hinzuzufügen, daß Serena, wenn sie ihre Gunst unter mehrere verteilte, Sand in
die Augen jener streue, die sie einer einzigen Neigung verdächtigten. Darüber
mußte er lachen. Er sagte: «Lady Spenborough, versuchen Sie mich hinters Licht
zu führen, oder führt Serena Sie hinters Licht? Sie genießt es doch in vollen
Zügen! Schauen Sie nicht so besorgt drein! Möchten Sie ein bißchen durch den
Wald schlendern? Darf ich Ihnen den Arm reichen?»
    Ihr Gewissen sagte ihr, Pflicht sei
es eigentlich, Serena zu folgen, aber das hätte den Major nur wieder sehen und
hören lassen, was ihn – trotz all seiner tapferen Worte – nur schmerzen mußte;
und so folgte sie lieber der Neigung. Man konnte sich nichts Angenehmeres
denken, als mit Major Kirkby spazierenzugehen! Er paßte seinen Schritt dem
ihren an, half ihr umsichtig über das geringste Hindernis, machte sie auf
Pfützen aufmerksam und wählte immer den glattesten Pfad für sie aus. Sie
unterhielten sich höchst gemütlich, Fanny verlor sehr bald alle Schüchternheit,
und der Major entdeckte in ihr eine so mitfühlende Zuhörerin, daß er sie im
Handumdrehen über fast alle Einzelheiten seiner Laufbahn informiert hatte.
Dafür erzählte sie ihm alles

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