Georgette Heyer
gut, daß er, als er die Kerze nahm, um zu Bett zu gehen, erklärte, er
habe selten einen Abend mehr genossen. Bei sich zu Hause unterhielt ihn niemand
mit einem lebhaften Gespräch oder ermutigte ihn, Anekdoten aus seiner Jugend zu
erzählen. Es hätte freilich nicht seinen Beifall gefunden, hätte eine seiner
Töchter in der rassigen Art gesprochen, wie es Lady Serena tat; und er hätte
bestimmt nicht mit ihnen Piquet um Geld gespielt, denn das wäre ihm, ob nun bei
Gewinn oder Verlust, durchaus nicht passend erschienen.
Er war über die gastliche Aufnahme
so erfreut, daß er sich entschloß, noch einen Abend in Bath zu
bleiben. Er sagte Fanny, es könne nicht schaden, wenn der Major in seiner
Gesellschaft gesehen würde, und wolle daher mit beiden Damen in die Trinkhalle
gehen und dort mit ihnen promenieren. Fanny hielt es zwar nicht für
wahrscheinlich, daß der Anblick ihres Vaters mit dem Major zusammen die Vermutungen
der Klatschbasen in der Trinkhalle beschwichtigen würde, aber da sie stark dazu
neigte, dem Urteil anderer mehr zu trauen als dem eigenen, und da sie außerdem
immer noch sehr viel Respekt vor ihm hatte, machte sie keinen Einwand. Es war
durchaus nicht sicher, daß der Major in die Trinkhalle kommen würde, denn seit
die täglichen Ausritte mit Serena zur Regel geworden waren, ging er vorsichtigerweise
nicht mehr zu oft hin.
Aber der Major wollte von Fanny
erfahren, wie lange Sir William voraussichtlich zu bleiben beabsichtige, und
kam tatsächlich; er war beträchtlich erstaunt, als ihm die Hand warm
geschüttelt und er so herzlich begrüßt wurde, wie Sir William wahrscheinlich
einen Lieblingsneffen begrüßt haben würde.
Und Fanny sah, daß Sir William
schließlich doch nicht so schlecht geplant hatte. Er entdeckte mehrere
Bekannte, und es gelang ihm bei jedem, den Eindruck zu erwecken, daß Major
Kirkby, ein alter, hochgeschätzter Freund, sich Lady Spenborough und deren
Stieftochter auf seine ausdrückliche Bitte hin so sehr gewidmet hatte. Die
Geistesgegenwart, mit der der Major sein Stichwort aufnahm, freute ihn so
sehr, daß er begann, eine sehr gute Meinung von ihm zu haben, und ihn einlud,
am Abend in Laura Place zu dinieren und nachher ein, zwei Partien Whist zu
spielen. Fanny, die sich aus Kartenspielen nichts machte, war zu froh über
ihren Erfolg, Serena davon abgehalten zu haben, ihren Vater Mrs. Floore
vorzustellen, um zu protestieren.
Beim Diner war Sir William weiterhin
sowohl über den Major wie über Fannys Koch erfreut, und die spanischen
Apfelschnitten ernteten sein besonderes Lob. Der Portwein war ebenfalls sehr
erträglich; und so setzte er sich in gehobenster Stimmung an den Kartentisch.
Sie hielt jedoch nicht lange vor, denn er hatte seine Tochter zur Partnerin,
und während er der geschickteste Spieler von den vieren war, war sie die
weitaus schlechteste. Der erste Rubber brachte Fanny fast zu Tränen, so
beißend und unaufhörlich kritisierte der Vater ihre Fehler. Zum Glück kam sie
beim nächsten Spiel als Partnerin mit dem Major zusammen, und er lächelte sie
so beruhigend an, als sie mit einem nervösen kleinen Lachen sagte, er tue ihr
leid, daß sie direkt mutig wurde und daher sehr viel besser spielte. Sir
William fuhr zwar fort, sie auf ihre Fehler hinzuweisen, aber da diese nun zu
seinem Vorteil ausschlugen, machte er es in toleranterer Stimmung, die sie
nicht sehr aus der Fassung brachte. Der Major ermutigte sie mit soviel Lob, wie
er, ohne albern zu werden, nur konnte, fand schlaue Ausreden für ihre Fehler,
und als der Rubber mit ihrer Niederlage endete, sagte er: «Lady Spenborough,
sollen wir diese erfahrenen Spieler zu einer Revanche herausfordern? Rächen wir
uns doch an ihnen!»
Sie war sehr gern bereit dazu; und
da Serena sehr geschickt spielte, hatte Sir William nichts dagegen. Serena war
dem Major so dankbar, weil er Fanny vor Angriffen schützte, daß sie ihm beim
Abschied beide Hände und die Lippen überließ – etwas, wozu sie sonst nicht
leicht bereit war – und warm sagte: «Du bist wirklich der gütigste Mann unter
Gottes Sonne, Rector! Ich danke dir!»
Sir William fuhr am nächsten Tag
nach London zurück, und seine Tochter tat ihr Bestes, um seine Anweisungen
auszuführen. Sehr zu ihrer Überraschung wurden sie von Serena gebilligt. So lud
man denn einen sehr respektablen und entsprechend langweiligen Herrn ihrer Bekanntschaft
ein, sie zu dem Konzert zu begleiten; und Fanny schrieb sorgfältig formulierte
Briefchen an eine Reihe
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