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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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Niveau eines Esquire
hinab, wonach sie sich – ich nehme an, untröstlich – zurückzog. A propos,
Cordelia Monksleigh schäumt vor Wut, weil die Kreatur sie fallen ließ, sie behauptet,
weil ihre Nützlichkeit damit beendet war, daß sie der Kreatur die Einladung zum
Rotherham-Ball verschafft hatte; ich habe aber den Verdacht, der Grund liegt
tiefer, weil sich nämlich Master Gerard während der Osterferien schwer in Emily
verschossen hat. Grund genug zum Rückzug. Diese Verbindung würde nämlich dem
Ehrgeiz der Kreatur keineswegs passen; Cordelia freilich auch nicht, wenn sie
intelligent genug wäre, es überhaupt zu merken.» Serena ließ das Blatt sinken.
«Du mußt zugeben, Fanny, welche Fehler meine Tante auch immer haben mag, sie
ist doch die amüsanteste Briefschreiberin. Was hätte ich dafür gegeben, bei der
Gesellschaft anwesend zu sein ...! Weißt du, wenn das Laleham-Frauenzimmer Mrs.
Floore geschrieben und mit ihrer Freundschaft zum Herzog von Devonshire
geprahlt hätte, wäre ich wohl kaum imstande, die liebe alte Dame davon zu
überzeugen, daß Seine Gnaden, obwohl er taub wie ein Haubenstock ist, weder
schielt, noch achtzig Jahre alt ist! Den Versuch, sie zu überzeugen, daß die
Kreatur ebenso erfolglos einen der königlichen Herzöge oder Rotherham belagern
könnte, werde ich lieber nicht unternehmen. Es wäre zu unfreundlich! Sie
glaubt, es gibt keinen Mann, der sich nicht augenblicklich in Emily verliebt.
Hättest du es nicht auch gern gesehen, wie sich Rotherham in der Schlinge
verfing? Aber recht geschieht ihm – hätte er damals nicht an der Unterhaltung
in Quenbury teilgenommen!»
    Fanny stimmte geistesabwesend zu.
Serena legte den Brief weg und sagte: «Ich muß mir etwas ausdenken, um den
geplanten Besuch Rotherhams bei uns zu verhindern. Ein Jammer! Nach den
Abgeschmacktheiten von Bath wäre seine spitze Zunge eine Erlösung gewesen.
Aber in der Stimmung, in der Hector ist, geht es nicht. Ich werde ihm eine so
fadenscheinige Ausrede schreiben müssen, daß er einen Wutanfall bekommt.»
    Sie ging und bemerkte den
erschrockenen Vorwurf nicht, der in Fannys Gesicht geschrieben stand. Was sie
Rotherham wirklich schrieb, sagte sie nicht; aber nach einigen Tagen erhielt
sie eine kurze Nachricht von ihm, las sie mit hochgezogenen Brauen und sagte:
«Na, ich hatte Erfolg. Rotherham kommt nicht.»
    Fanny hätte fast glauben können, daß
sie enttäuscht war. Serena zerriß den Brief und begann von etwas anderem zu
sprechen.
    Fanny war sehr erleichtert. Falls
Rotherham die Verbindung mißfiel – und sie fürchtete, das würde sie –, würde
er ihrer Meinung nach keine Skrupel hegen, den Major mit verletzender
Mißachtung zu behandeln. Ihre Phantasie bebte vor der Szene zurück; sie wußte,
daß sie fast imstande war, ihre
verschüchterte Person zwischen den Marquis und sein Opfer zu werfen; und war
froh, daß wenigstens für diesmal diese heroische Tat überflüssig wurde. Sie
ahnte nicht, daß das Schicksal eine andere Prüfung für sie bereithielt: ihr
Vater kam ohne Einladung oder vorherige Verständigung nach Bath.
    Er wurde in den Salon in Laura Place
geführt, gerade als das Pech es haben wollte und Major Kirkby bei ihr saß. Sie
war nicht gerade aus der Fassung gebracht, aber doch entschieden erschrocken
und sprang mit einem Schrei auf: «Papa!»
    Er umarmte sie zwar sehr freundlich,
blickte aber streng drein, und der Blick, den er dem Major zuwarf, war voll
Widerwillen.
    «Papa, ich hatte keine Ahnung, daß
ich diese Freude haben würde! Oh, ist vielleicht daheim etwas nicht in Ordnung?
Mama? Die Geschwister?»
    «Alles bestens in Ordnung»,
antwortete er. «Ich habe einige Tage bei meinem Freund Abberley in Cheltenham
verbracht, und da ich nun schon einmal im Westen bin, dachte ich, ich würde
gleich nachschauen, wie es dir geht.»
    «Das ist zu freundlich von dir. Es
geht mir sehr gut, wirklich! Oh, ich muß dir Major Kirkby vorstellen! Mein
Vater, Sir William Claypole, Major!»
    Der Major verbeugte sich; Sir
William Claypole nickte, nicht sehr ermutigend, und sagte kurz: «How do you
do?»
    «Der Major», sagte Fanny mutig, «hat
einige Jahre in Spanien verbracht, Papa. Stell dir nur vor! Er glaubt, er hat
einmal meinen Vetter Harry kennengelernt, als sie beide in Lissabon waren!»
    «Ah, so, so? Sehr wahrscheinlich!
Sind Sie auf Urlaub, Sir?»
    «Ich habe den Dienst quittiert,
Sir.»
    Diese Mitteilung schien Sir William
zu mißfallen. Er sagte «Ha!», wandte sich ab und fragte

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