Georgette Heyer
aber nichts in der Welt kann mich dazu zwingen, auch nur
einem von beiden zu etwas Glück zu wünschen, das ich zutiefst ablehne!» sagte
Fanny.
Dieser entschieden zänkischen
Bemerkung wurde keine Antwort gegönnt, aber nach einer Weile sagte Serena:
«Aber trotz allem ist das wenigstens für mich gut. Es gibt keinen günstigeren
Augenblick für die Ankündigung, die ich ihm zu machen habe! Er wird viel zu
sehr mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt sein, um an meiner
Verlobung herumzunörgeln.»
«Ja, wirklich!» sagte Fanny und
heiterte sich etwas auf.
Es entstand eine Stille, in der nur
das Kratzen von Serenas Feder zu hören war. Fanny saß am Fenster, das Kinn in
die Hand gestützt, in melancholische Gedanken versunken, bis ihre
Aufmerksamkeit von dem Anblick eines altmodischen Landauers angezogen wurde,
der direkt unter dem Fenster hielt. Im nächsten Augenblick rief sie heftig aus:
«Serena! Mrs. Floore! Sie kommt bestimmt, um dir die Neuigkeit zu erzählen!
Heiliger Himmel, was für eine Figur sie macht, in diesem Hut! Liebste, irgendein
Herr hilft ihr heraus – und ich schwöre und erkläre dir, die Kutsche wird im
nächsten Augenblick unter ihrem Gewicht umkippen! Schnell! Soll ich Lybster
auftragen, er soll sagen, daß wir ausgegangen sind?»
«Auf keinen Fall! Warum?» antwortete
Serena, die den Sand von ihrem Brief schüttelte und die kleine Lade aufzog, in
der Fanny die Oblaten aufbewahrte.
«Oh, ich weiß nicht, aber ich
wollte, sie wäre nicht hergekommen! Ich werde nicht wissen, was ich ihr sagen
soll!»
«Unsinn! Du wirst das sagen, was sich
schickt.»
«Vielleicht ist sie nicht imstande,
die Treppe hochzusteigen!» sagte Fanny mit einem nervösen Kichern.
Obwohl diese Aufgabe tatsächlich
einige Zeit in Anspruch nahm, erwies es sich aber, daß sie Mrs. Floores Kräfte
nicht überstieg. Mit Hilfe des Geländers und Mr. Gorings stählernem Arm kam sie
keuchend, aber triumphierend im ersten Stock an und blieb stehen, um zu Atem
zu kommen. Als sie sah, daß Lybster schon die Tür zum Salon aufmachen wollte,
hinderte sie ihn daran, indem sie ihn einfach am Ärmel packte. Empört schaute
er sie von oben herab an und sagte eisig: «Madam?»
«Tölpel!» brachte Mrs. Floore unter
Keuchen heraus. «Er wird warten! Versucht, mich hineinzustoßen – wie einen
Fisch aufs Trockene!»
«Einen Augenblick, wenn Sie gestatten!»
sagte Mr. Goring, der weder von dem unkonventionellen Benehmen seiner alten
Freundin noch von dem sichtlichen Abscheu des Butlers erschüttert war. Er
entzog Mrs. Floore den Fächer, den sie umklammert hielt, und begann ihn schnell
zu bewegen.
«Danke, Ned!» sagte sie. «Himmel,
wie einen die Hitze fertigmacht!»
Lybster schloß, daß sie nun bereit
war, ihrer Gastgeberin zu begegnen, öffnete die Tür und meldete mit der Stimme
eines Mannes, der sich jeden Kommentars enthält: «Mrs. Floore, Mr. Goring, Mylady!»
Fanny kam ihnen mit ausgestreckter
Hand entgegen. «How do you do? Ich freue mich so, daß Sie uns besuchen,
Ma'am; wollen Sie, bitte, Platz nehmen! Lybster, Wein, bitte!»
Er verbeugte sich und zog sich
zurück; aber da sein Gang gemessen war, verließ er das Zimmer nicht rechtzeitig
genug, um nicht zu hören, wie Mrs. Floore dankbar sagte: «Gott segne Ihr
hübsches Gesicht! Ihr Butler war ganz darauf aus, mir einzureden, er wisse
nicht, ob Sie ausgegangen seien, wofür ich ihm bestimmt keinen Vorwurf mache,
aber < Himmel! > , sagte ich, < Er braucht keine Angst zu haben! Ihre Gnaden
wird mich schnell genug empfangen, nehme Er mein Wort dafür! > Was er denn
tat, und so bin ich hier. Und ich habe Mr. Goring mitgebracht, nur für den
Fall, daß mich die Hitze umschmeißt, was mir nämlich schon einmal passiert ist,
mitten in der South Parade, und eine Aufregung verursachte, als sei ein Zirkus
in der Stadt eingezogen. Ned! Machen Sie Lady Spenborough Ihre Reverenz!»
Mr. Goring, der Serena die Hand
geschüttelt hatte, ließ sich nicht anmerken, ob ihm dieser herrische
Befehl nicht paßte, sondern wandte sich um, um seine Gastgeberin zu begrüßen.
Sie hieß ihn höflich willkommen, hatte aber kaum Zeit, ihm die Hand
hinzustrecken, als Mrs. Floore schon wieder ihre Aufmerksamkeit beanspruchte.
«Wenn Sie heute morgen die Zeitungen
gesehen haben, Mylady, dann werden Sie sich nicht fragen, was mich herbringt!»
«Nein, wirklich; höchst – höchst
interessante Neuigkeiten, Ma'am! Sicher sind Sie überaus erfreut!»
«Na», sagte Mrs. Floore, «ich
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