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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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schielt nicht»,
sagte Serena mit einem leisen Lächeln.
    «Nun, wenn nicht, dann möchte ich
wissen, wie es kommt, daß ihn keine schon vor Jahren geschnappt hat!» sagte
Mrs. Floore schroff. «Ist er am Ende nicht richtig im Oberstübchen?»
    «Weit gefehlt! Er ist hervorragend
bei Verstand, und er leidet auch sonst an keinerlei Gebrechen.»
    «Na, das klingt schon besser!» sagte
Mrs. Floore erleichtert. «Ist er hübsch?»
    «Nein. Ich würde ihn eher eine
auffallende Erscheinung nennen, Ma'am, aber hübsch gewiß nicht.»
    «Kennen Sie ihn gut, meine Liebe?»
    Fanny warf Serena einen besorgten
Blick zu. Nach einem kleinen Zögern antwortete Serena: «Sehr gut. Ich kenne ihn
mein ganzes Leben.»
    «Bitte sehr! Was habe ich Ihnen gesagt?»
sagte Mrs. Floore zu ihrem Begleiter. «Ich weiß doch, an welche Adresse ich
mich wenden muß! Und jetzt beantworten Sie mir das eine, Mylady, wenn Sie so
gütig sein wollen – und das sind Sie, wie ich weiß! ...: Ist er der Mann, der
meiner Emma ein guter Gatte sein wird?»
    «Das hoffe ich aufrichtig, Ma'am! Er
kann ihr – eine glänzende Stellung, Reichtum, Ansehen geben ...»
    «Das weiß ich», unterbrach sie Mrs.
Floore grimmig. «Und das habe ich Sie nicht gefragt, meine Liebe!»
    Serena war sich bewußt, daß nicht
nur Mrs. Floore ihren Blick auf sie geheftet hielt, sondern auch Mr. Goring,
und sagte: «Liebe Ma'am, Sie dürfen mich nicht so genau ausfragen, bitte! Ich
glaube, Sie wissen nicht, daß ich selbst einmal mit Lord Rotherham verlobt
war!»
    Mr. Gorings Blick wurde noch
aufmerksamer; Mrs. Floore war so überrascht, daß sie fast ihr Weinglas fallen
ließ. «Sie?» keuchte sie. «Gott steh meiner Seele bei! Heiliger Himmel! Na, ich
muß schon sagen! Das ist eine Sache, die Sukey nicht für nötig befand, mir mitzuteilen
– falls sie es weiß!»
    «Die Verlobung – und ihre Beendigung
– stand in allen Zeitungen, Ma'am», antwortete Serena und wurde rot.
    «Ei, und ob», nickte Mrs. Floore.
«Das ist eine Lehre für mich, die Hofspalte zu lesen, was ich bisher nicht
getan habe, kann ich Ihnen sagen. Nun, ich muß Sie wirklich um Verzeihung
bitten, meine Liebe – nicht, daß ich, selbst wenn ich es gewußt hätte, Sie
nicht doch um Ihre Meinung über den Herrn gefragt hätte, obwohl ich das dann
nur unter vier Augen getan hätte. Jedenfalls nicht in der Anwesenheit von Ned
Goring, wie Sie mir hoffentlich glauben wollen!»
    «Ich sehe nicht ein, daß meine
Anwesenheit einen Unterschied machen sollte», sagte Mr. Goring
überraschenderweise. «Ich gehe, wenn Sie es wünschen, aber ob ich nun gehe oder
bleibe, stellen Sie, bitte, Ihrer Gnaden keine weiteren Fragen, Ma'am!»
    «Ich danke Ihnen!» sagte Serena und
lächelte ihn an. «Aber es ist ganz natürlich, daß Mrs. Floore gern erfahren
möchte, warum ich die Verlobung löste. Es geschah aus keinem Grund, Ma'am, der
es ausschließen würde, daß er einer anderen Frau ein absolut anständiger Gatte wird. Die Wahrheit ist, daß
wir beide fanden, wir paßten nicht zusammen. Wir sind einander zu ähnlich. Wir
sind nämlich beide selbstherrlich, und keiner von uns beiden ist gerade
sanftmütig veranlagt. Aber eine sanftere Frau als ich würde Rotherham nicht so
herausfordern und könnte, das darf ich sagen, sehr froh sein, seine Frau zu
sein.»
    «Ja, und ich darf wohl sagen, daß
dieser Teppich froh ist, wenn man auf ihm herumtritt», gab Mrs. Floore zurück.
«Ein Mann soll Herr im eigenen Haus sein: dagegen sage ich nichts – solange er
sich nicht in etwas mischt, das ihn nichts angeht! Aber wenn ich herauskriege,
daß dieser Marquis den Unterschied zwischen Herr und Tyrann nicht kennt, dann
werde ich Emma keinen Pfennig Apanage geben, und dann werden wir sehen, was er
und Sukey dazu sagen werden!»
    «Ich fürchte, Ma'am, Emmas Vermögen
ist ihm gleichgültig.»
    «Oh, so ist das?! Nun, wenn Emily zu
dieser Sache gegen ihren Willen gedrängt worden ist, dann gehe ich nach London
und erzähle Seiner Lordschaft, wer ich bin und was ich vorhabe – nämlich, im
nobelsten Stadtviertel ein Haus zu mieten und mich als seine Großmama zu
etablieren! Und dann werden wir ja sehen, ob ihm das vielleicht gleichgültig
ist!» erklärte die alte Dame triumphierend.

13
    Ein Brief von Lady Theresa folgte der
Ankündigung in der Gazette auf dem Fuß. Er war unfrankiert, so daß
Serena noch für das Privileg zahlen durfte, zwei Seiten voll Gejammer und Vorwürfen
lesen zu dürfen. Nicht einmal Rotherhams Schwester konnte

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