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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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bezweifle ich sehr, aber schließlich sind solche Ehen gang
und gäbe und schlagen trotzdem großartig aus. Wenn er sie liebt, wird er ihr
sehr bald beibringen, seine Gefühle zu erwidern.»
    «Serena, ich kann es einfach nicht
glauben, daß er sie liebt! Keine zwei Leute könnten schlechter zusammenpassen
als diese beiden!»
    Serena zuckte die Achsel und sagte
hart: «Guter Gott, Fanny, wie oft erlebt man, daß ein kluger Mann mit einem
hübschen Dummköpfchen verheiratet ist, und fragt sich, wieso er gerade auf die
verfallen konnte? Emily wird mit Rotherham nicht streiten; sie wird gelehrig
sein; sie wird ihn für unfehlbar halten – und das wird ihm großartig passen!»
    «Ihm sehr wahrscheinlich – aber was
ist mit ihr? Wenn er sie schon jetzt erschreckt, wie wird das erst werden, wenn
sie verheiratet sind?»
    «Ich empfehle dir, Fanny, dich nicht
so schrecklich aufzuregen über etwas, das doch bloße Vermutung ist! Du weißt
nicht, ob er Emily erschreckt hat. Wenn sie ein bißchen nervös ist, dann verlaß
dich darauf, daß er sie etwas heftig umworben hat. Er ist ein sehr
leidenschaftlicher Typ, und sie ist ein so unschuldiges Baby, daß ich mich
nicht wundern würde, wenn sie Angst bekommen hat. Aber sie wird diese Prüderie
sehr schnell überwinden, versichere ich dir!» Sie sah, daß Fanny den Kopf
schüttelte und die Lippen zusammenpreßte, und sagte scharf: «Das geht wirklich
nicht! Wenn irgend etwas Wahres an deinen skurrilen Einfällen dran ist, dann
hätte sie seinen Antrag nicht angenommen!»
    Fanny schaute schnell auf. «Ah, du
weißt nicht – du verstehst das nicht, Serena!»
    «Oh, du meinst, daß sie es nicht
wagt, ihrer Mutter ungehorsam zu sein! Nun, meine Liebste, wie streng Lady
Laleham auch immer zu ihr sein mag, sie zu einer unangenehmen Heirat zu
zwingen, liegt ja doch nicht in ihrer Macht. Und wenn Emily ihre Mutter so
fürchtet, dann muß ihr jede Chance willkommen sein, ihrer Tyrannei zu entrinnen!»
    Fanny sah sie zweifelnd an und
beugte sich dann wieder über ihre Stickerei. «Ich glaube nicht, daß du je
imstande sein wirst, das zu verstehen», sagte sie traurig. «Schau, Liebste, du
bist unter ganz anderen Verhältnissen aufgewachsen! Du bist vor Mylord nie in
Ehrfurcht erstorben. Ja, ich dachte immer, daß du eher seine Gefährtin als
seine Tochter warst, und ich bin überzeugt, keiner von euch beiden hatte die
leiseste Ahnung, was kindlicher Gehorsam bedeutet! Ich war immer ganz erstaunt,
wenn ich hörte, daß er dich um Rat fragte, und wie kühn du deine eigenen
Ansichten vertreten hast – und deinen eigenen Weg gegangen bist! Ich hätte es
nie gewagt, so zu meinen Eltern zu spreche i! Wenn man strikten Gehorsam
gewöhnt ist, glaube ich, kann man das nicht leicht überwinden. Dir scheint es
unmöglich, daß Lady Laleham Emily zu einer verhaßten Ehe zwingen könnte, aber
unmöglich ist das nicht. Manche Mädchen – eigentlich die meisten – kommen
überhaupt nicht auf den Gedanken, den eigenen Willen durchzusetzen.»
    «Du bestärkst mich nur in meiner
Annahme, daß Emily genau die richtige Frau für Rotherham sein wird!» antwortete
Serena. «Und wenn du dir einbildest, meine Liebe, daß er ihr den geringsten
Grund gibt, ihn zu fürchten, dann tust du ihm unrecht. Wenn auch sein Benehmen
nicht konziliant ist, so muß ich dich doch daran erinnern, daß er ein Gentleman
ist!»
    Es wurde nicht mehr darüber
gesprochen; und Emily, die mit Serena in den Sydney Gardens spazierenging,
schien ihre Verlobung durchaus nicht zu bereuen. Mit Ausnahme der Pausen, wenn
sie hingerissen die verschiedensten Annehmlichkeiten dieses Vauxhall en
miniature bewunderte, plapperte sie ständig von den Gesellschaften, die
sie in London besucht hatte, und schien ganz erfüllt von Erlebnissen wie jenem,
daß die Königin ihr bei ihrer Vorstellung bei Hof zugelächelt und eine der
Prinzessinnen sie tatsächlich angesprochen hatte.
    «Haben Sie sich gut unterhalten?»
fragte Serena.
    «O ja, wirklich! Und wir waren ein
paarmal in den Vauxhall Gardens und im Theater und bei einer Parade im Hyde
Park und bei Almack – oh, ich bin überzeugt, wir haben einfach alles gesehen,
was es zu sehen gibt», erklärte Emily.
    «Kein Wunder, daß Sie so erschöpft
sind!»
    «Nein, denn ich bin noch nicht an so
viele Gesellschaften gewöhnt. Wenn man müde ist, liegt einem gar nicht viel
dran und – und man gerät in dumme Stimmungen, sagt Mama. Und ich hatte
Influenza. Haben Sie das je gehabt, Lady Serena? Es ist

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