Georgette Heyer
besonders schick
und elegant sein.»
«Das will
ich auch – und ich bin schick und elegant!»
«Nicht mit
diesen rosa Schleifehen», sagte Mr. Hethersett beharrlich. «Ganz hübsch, doch
verwünscht alltäglich. Müßten kirschfarben sein. Gäbe Ihnen eine aparte Note!»
Mit diesen
Worten verbeugte er sich vor den beiden Damen und setzte seinen Spaziergang
fort. Er hinterließ seine Cousine hin und her gerissen zwischen ihrer
Entrüstung und der steigenden Überzeugung, daß er recht hatte, während Nell
sich königlich amüsierte. «Wäre Felix nicht mit mir verwandt, würde ich ihn von
nun an schneiden», sagte Letty und blickte ihm rachsüchtig nach. «Er ist nicht
nur langweilig und unhöflich, sondern schätzt sich selbst viel zu hoch ein.
Wenn ich mir's genau überlege, gefiel mir seine Weste durchaus nicht.» Sie
richtete ihren Blick jetzt wieder auf Nell, während Mr. Hethersetts exquisit
gekleidete Gestalt in der Ferne entschwand. «Wenn er meine Schleifen für geschmacklos
hält, dann wundere ich mich nur, daß er nicht die Frechheit besaß, auch noch zu
sagen, dein Kleid sei alltäglich. Verlaß dich darauf, er meint bestimmt, du
wärest in Purpur, Dunkelbraun oder Scharlachrot bedeutend hübscher.
Widerwärtiges Geschöpf!»
«Ach, das
könnte er nicht, da er mir vor einigen Wochen riet, nie dunkle Farben zu
tragen», sagte Nell, deren Toilette aus Berliner Seide genau die Farbe ihrer
Augen hatte. «Das war damals, als ich den kastanienbraunen Umhang trug. Ich
kann dir verraten, er war mit mir ebenso widerlich. Mach dir weiter nichts
draus!»
«Ich mache
mir nie etwas aus dem, was er sagt», erwiderte Letty in hochmütigem Ton.
Hierauf verfiel sie in gedankenvolles Schweigen, während die Barutsche wieder
weiterfuhr; doch nach einigen Minuten tiefster Nachdenklichkeit fragte sie:
«Glaubst du, ich sollte meine Zofe beauftragen, die Feder zu färben, oder soll
ich mir eine neue kaufen?»
«Laß sie
färben», erwiderte Nell. «Und die Schleifen ebenfalls. Ich wollte, er käme mit
uns auf den Maskenball, denn das wäre viel angenehmer gewesen. Ich glaube ...»
sie zögerte und sah Letty zweifelnd an, «... du würdest statt dessen wohl nicht
nach Merion fahren wollen?»
«Nell!»
rief Letty, auf deren Antlitz sich ärgerlichste Überraschung malte.
«Nach Merion fahren? Mitten in der Saison?! Du mußt den Verstand verloren
haben. Und falls Giles das von mir verlangt, dann ist es das Niederträchtigste,
was ich je gehört habe. Er hat mir doch versprochen, daß ich auf den
Maskenball gehen darf. Ja, und noch dazu hat er mich damit vertröstet, weil ich
doch so besonders gern auf die Redoute im Covent Garden gegangen wäre», fügte
sie entrüstet hinzu. «Er sagte damals, das gehöre sich nicht für eine junge
Dame, und wir sollten statt dessen auf den gesellschaftlich einwandfreien
Maskenball der Beadings gehen. Das sieht ihm wieder einmal ähnlich! Wenn ich
nur wüßte ...»
«Es sieht
ihm keineswegs ähnlich, und ich wäre dir dankbar, wenn du dich nicht wegen nichts
und wieder nichts so aufregen würdest», sagte Nell jetzt ebenfalls
aufgebracht. «Wenn du nur wüßtest, wie ungerecht du bist! Als ich Giles
erinnerte, daß du dir so heiß wünschtest, auf den Maskenball zu gehen, sagte er
kein Wort mehr, um mich zu bitten, mit ihm nach Merion zu fahren. Und wenn
Felix uns nicht im Stich ließe ...»
«Aber,
Nell, was tut das?» drängte Letty. «Erstens bin ich überzeugt, mindestens
fünfzig Bekannte dort zu treffen, aber selbst wenn wir uns unter lauter Fremden
befänden, hätte auch das nichts zu besagen, da Mrs. Beading deine Cousine ist.
Ich gebe zu, es wäre viel angenehmer, wenn uns ein Herr begleiten würde, doch
du kannst ja ohne weiteres Westbus einladen oder Sir George Marlow, oder ...»
«Nein»,
rief Nell nachdrücklich, «keinesfalls zu einem Maskenball!»
Letty ließ
eine Lachskala hören. «Hast du Angst, sie würden die Grenzen der
Schicklichkeit nicht respektieren? Ich für meinen Teil finde, es wäre ein
Heidenspaß, wenn sie mit uns heftig flirteten. Du bist wahrhaftig ein
merkwürdiges Geschöpf. Du weißt überhaupt noch nicht Bescheid, obwohl du ein
ganzes Jahr früher als ich in die Gesellschaft eingeführt wurdest. Denn auf
meinem ersten Ball ...» sie brach ab, als Nell sie leicht in den Arm kniff und
mit den Augen warnend auf die Lakaien auf dem Kutschbock ihrer Equipage wies.
«Ach,
dummes Zeug! Nein ... bitte sei nicht böse, ich sage kein Wort mehr.
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