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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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ihm
nicht ein Billett in seine Wohnung schicken soll, um ihn zu erinnern. Ich
glaube aber, mein Lakai würde mindestens zwanzig Minuten brauchen, bis er die
Duke Street erreicht ...»
    «Ja, und
zehn zu eins kann man wetten, daß er ihn, wenn er hinkommt, nicht zu Hause
antreffen würde», unterbrach sie Letty. «Ich für meinen Teil
lege nicht den geringsten Wert darauf, ob er mitkommt oder nicht, denn ich bin
überzeugt, wir werden uns auch ohne ihn ausgezeichnet
unterhalten.» Sie betrachtete Nell mit äußerstem Argwohn. «Du willst doch nicht
etwa erklären, wir können den Maskenball nicht besuchen, es sei denn, er
begleitet uns? O Nell, so niederträchtig kannst du nicht sein!»
    «Nein ...
das heißt, ich weiß, ich brauche mir keine Skrupel zu machen, wenn wir allein
hingehen, da es ja ein Ball meiner Cousine ist. Dennoch sähe ich es nicht gern.
Ich wollte, du wärest nicht so erpicht darauf ... und ... und, um die Wahrheit
zu gestehen, kann ich mir den Grund nicht vorstellen. Außer du hast Mr.
Allandale so lange zugesetzt, bis er einwilligte, doch hinzugehen, und du
beabsichtigst, den ganzen Abend mit ihm zu verbringen. Aber höre, Letty, mit
oder ohne Maske, kann und will ich das nicht gestatten.»
    «Ich
versuchte allerdings, ihn zu überreden», gestand Letty völlig eingeschüchtert,
«doch er ging davon nicht ab, daß es inkorrekt wäre, selbst wenn er sich vor
der Demaskierung wegstehlen würde. Also brauchst du dich deswegen nicht
aufzuregen. Die Sache ist einfach die, daß ich noch nie bei einem Maskenball
war, und wenn ich diesmal nicht gehe, könnte ich jahrelang keine Gelegenheit
haben, einen zu besuchen, denn schließlich kann man nicht wissen, ob es in
Brasilien auch welche gibt.»
    Nell sah
sie bekümmert an. «Nein. Aber ... liebste Letty, gib dich doch keinen solchen
Phantastereien hin! Cardross wird seine Einwilligung niemals geben: es ist
sinnlos zu glauben, er könnte seinen Entschluß ändern.»
    «Ich werde
ihn zwingen», sagte Letty störrisch.
    «Wie willst
du das anstellen?»
    «Tja, das
weiß ich noch nicht, aber du kannst dich darauf verlassen, ich werde es tun!
Erinnere dich nur, wie er erklärte, ich dürfe vor meinem achtzehnten Jahr
nicht eingeführt werden oder zu Weihnachten bei den Theateraufführungen der
Roxwells mitwirken oder seine Füchse kutschieren oder – ach, hundert Dinge. Ich
kann Giles immer herumkriegen, daß es am Ende doch nach meinem Kopf geht.»
    Nell mußte
über die Naivität lachen, mit welcher Letty diese Trivialitäten auf dieselbe
Stufe stellte wie ihre Heirat. Doch ehe sie den Versuch unternehmen konnte,
ihrer Schwägerin zu beweisen, daß gerade die herzliche Zuneigung, mit welcher
Cardross ihr in kleinen Dingen den Willen ließ, ihn in seinem Entschluß
bestärken würde, ihr nicht zu gestatten, eine seiner Meinung nach zum
Scheitern verurteilte Heirat einzugehen, trat Farley, der Butler, ein. Er
überreichte ihr auf einem Silbertablett ein versiegeltes Billett. über sein
Gesicht breitete sich die Miene jemandes, der nicht nur schlimme Nachrichten
überbringt, sondern der von allem Anfang an vorausgesehen hatte, wie sich
alles abspielen werde.
    «Mylady,
der Groom von Mylord Dysart bat mich, Euer Gnaden das Billett unverzüglich zu
überbringen», kündigte er an und präsentierte ihr das Silbertablett.
    «Na warte,
bis ich Dysart das nächste Mal zu sehen bekomme!» stieß Letty in gräßlich
drohendem Ton hervor.
    Von
Gewissensbissen gequält, als wäre nicht Dysart, sondern sie die Schuldige,
brach Nell das Siegel und entfaltete hastig das Schreiben. Ein Seufzer der
Erleichterung entschlüpfte ihren Lippen. Obwohl die Nachricht schlecht war,
war sie doch wiederum nicht so schlecht, wie sie hätte sein können. Dysart
mußte sich tatsächlich zu lange in Epsom aufgehalten haben, er hatte jedoch
sein Versprechen, seine Schwester auf den Maskenball zu begleiten, nicht
vergessen. Er entschuldigte sich, nicht imstande zu sein, mit ihr zu dinieren,
versprach aber, sie und Letty nicht eine Sekunde später als zehn Uhr getreulich
am Grosvenor Square abzuholen. In einem Postskriptum schrieb er noch: Falls er
in einer unvermeidlichen Angelegenheit verhindert würde, sollten sie allein
nach Chiswick fahren, sie könnten sich aber darauf verlassen, ihn dort mit der
Maske in der Hand anzutreffen.
    «Zehn Uhr!
Und wir sind für halb zehn Uhr eingeladen», sagte Letty wütend, nachdem Nell
ihr den Brief vorgelesen hatte.
    Ein
mutwilliger Blick traf sie aus

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