Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
Vom Netzwerk:
einem enttäuschenden Mangel an Enthusiasmus
aufgenommen. «Welche weiteren Unterhaltungen hast du für uns sonst noch
vorrätig?» fragte Cardross. «Ich sah dich zwar nicht selbst, wie du in der
vergangenen Woche einen Schubkarren mit verbundenen Augen über den ganzen
Piccadilly gefahren hast, doch man erzählte mir, daß es dir gelang, den ganzen
Verkehr für ziemlich lange Zeit in Unordnung zu bringen. Ich muß dich
beglückwünschen! Auch zu deiner letzten Heldentat, deine Initialen in alle
Bäume des St. James Park zu schneiden.»
    «Und das in
einer Stunde und fünfzehn Minuten!» sagte Dysart mit schlichtem Stolz.
    «Bewunderungswürdig!»
    «Du lieber
Himmel», sagte Dysart mürrisch, «was soll man denn sonst tun, als hie und da einen
Schabernack treiben?»
    «Du
könntest dich zum Beispiel dafür interessieren, wie man eure Besitzungen
wieder ertragreich gestaltet.»
    «Es sind
nicht meine Besitzungen», erwiderte Dysart. «Ich möchte meinen Vater sehen,
wenn ich mich einzumischen versuchte! Überdies, wenn etwas zu tun wäre, besorgt
es der alte Moulton weit besser, als ich es könnte. Er ist seit vielen Jahren
unser Verwalter, und auch er würde mir niemals erlauben, mich einzumischen. Ich
habe auch nicht das geringste Bedürfnis, es zu tun.»
    «Ich will
dir einen Vorschlag machen», sagte Cardross und sah ihn forschend, jedoch nicht
unfreundlich an. «Ich werde dir die dreihundert nicht leihen, um sie im Faro zu
verspielen. Ich bin aber bereit, deine Schulden zu bezahlen und dir ein
Offizierspatent in jedem Regiment zu kaufen, das du dir aussuchst.»
    Die blauen
Augen des Viscount flammten auf. Der freudige Glanz verblaßte aber sogleich
wieder, er lachte hart auf und schüttelte traurig den Kopf. «Hat keinen Sinn!
Mein alter Herr will nichts davon hören. Gott weiß, warum er sich's in den Kopf
gesetzt hat, mich in England behalten zu wollen. Abgesehen davon, daß ich
nicht sein einziger Sohn bin, ist es für ihn gewiß kein Vergnügen, wenn ich zu
Hause bin. Macht ihn entsetzlich nervös. Du weißt ja, daß ich nach seinem
Schlaganfall nach Devonshire fuhr. Tat es meiner Mutter zuliebe, doch das Ende
davon war – sie mußte zugeben, daß es ihre Erwartungen nicht erfüllte. Dennoch
will er mich nicht in die Armee eintreten lassen.»
    «Wenn du
wirklich den aufrichtigen Wunsch hast, kann ich ihn vielleicht überreden.»
    «Indem du
ihn schmierst, eh? Laß dir von mir raten, lege dein Geld anders an. Oder warte,
bis ich etwas so Schändliches angestellt habe, daß er
glücklich sein wird, mich unter welchen Bedingungen immer nach Spanien schicken
zu können», sagte Dysart, während er seine Handschuhe überstreifte.
    «Ach, sei
kein Narr! Und komm ins Haus. Wir können das nicht auf der Straße besprechen.»
    «Wenn du so
eifrig darauf bedacht bist, dein Bargeld loszuwerden, dann kannst du mir doch
die fünfhundert leihen», spöttelte Dysart. «Und was das übrige betrifft – o
Gott, ich weiß selbst nicht, was ich will, es hätte auch nicht den geringsten
Wert, wenn ich es wüßte.»
    Er wartete
einen Moment. Als Cardross nicht antwortete, lachte er spöttisch und
schlenderte das Trottoir entlang.

4
    Es war für Nell beinahe eine
Erleichterung, als sie einige Tage nachher ihrem Gatten mit höflichen Worten
Lebewohl sagen konnte. Damals, als er sie bat, ihn nach Merion zu begleiten,
hätte sie's für ihr Leben gern getan, wenn auch ohne eine empörte Letty im
Schlepptau; doch von dem Moment an, als Madame Lavalles Rechnung eingetroffen
war, um ihr Leben zu verdüstern, fürchtete sie nichts mehr, als daß er seinen
Vorschlag wiederholen könnte. Sie wünschte sich jetzt nichts weniger als seine
Gesellschaft, denn das Schuldgefühl, das bereits schwer auf ihrem Gemüt
lastete, überwältigte sie beinahe, wenn sie sich in seiner Gesellschaft
befand. Lächelte er ihr zu, dann hatte sie das Gefühl, ihn auf die
abscheulichste Weise zu betrügen; war er aber kühl, dann bildete sie sich ein,
er sei ihr auf ihr Geheimnis gekommen, und war einer Ohnmacht nahe. In dieser
verworrenen Geistesverfassung fiel ihr nicht ein, daß die Skrupel, welche ihr
verboten, ihn in ihr Herz sehen zu lassen, ihr ein Verhalten aufzwangen, das
eigens dazu bestimmt schien, ihn in seinem Verdacht zu bestärken, daß sie
einzig und allein für seinen Reichtum, das mondäne Leben und dessen
Nichtigkeiten Interesse hatte. Es fehlte jetzt, am Höhepunkt der Saison, nicht
an Einladungen, um ihren Tag auszufüllen, und auch nicht

Weitere Kostenlose Bücher