Georgette Heyer
gegen meinen Kopf schleudern, werde ich niemals
ausweichen. Aber wenn es nicht unfein ist zu fragen: Warum hat sie die Uhr nach
dir geworfen?»
«Ja, ich
hätte mir denken können, daß du das sehr unterhaltend findest», sagte Laurence
bitter.
«Nun ja,
das hättest du dir wirklich denken können!» Waldos Augen funkelten vor
Vergnügen.
Miss Trent,
die sah, daß der Geliebte in eine unzeitgemäße frivole Stimmung geriet, warf
ihm einen unwilligen Blick zu und sagte zu dem verwundeten Dandy: «Es tut mir
sehr leid, Mr. Calver. Bitte, legen Sie sich doch wieder hin, Sie sehen gar
nicht gut aus – was mich nicht überrascht. Ihr Cousin mag das für eine sehr
lustige Angelegenheit halten, ich aber bin Ihnen außerordentlich dankbar. Ich
kann es kaum glauben, daß Sie dieses ermüdende Kind so lange in Schach gehalten
haben!»
«Es war
nicht leicht, Ma'am», sagte Laurence, milder gestimmt. «Ich kann Ihnen sagen:
ich glaube, sie ist im Oberstübchen nicht ganz in Ordnung. Stellen Sie sich
vor, sie wollte, daß ich ihr Perlenhalsband verkaufe oder verpfände, nur um die
Miete für eine Chaise zu bezahlen, die sie nach London bringen sollte! Ich habe
ihr weisgemacht, daß ich lieber meine Uhr versetzte.»
«Wie klug
von Ihnen!» sagte Miss Trent schmeichelnd. «Bitte, setzen Sie sich, Sir! Ich
möchte – wenn Sie dazu imstande sind – hören, was sie veranlaßt hat, plötzlich
so ärgerlich zu werden?»
«Um das zu
tun!» fiel der Unvergleichliche ein.
Miss Trent
wandte ihm vielsagend den Rücken zu, setzte sich in einen Fauteuil neben das
Sofa und lächelte Laurence ermutigend an.
«Natürlich
werde ich es Ihnen erzählen, Ma'am.» Laurence blickte seinen Cousin an und
sagte vorwurfsvoll: «Wenn du, lieber Waldo, glaubst, ich hätte versucht, mich
ihr zu nähern, dann bist du auf dem Holzweg. Erstens bin ich kein
Schürzenjäger, zweitens würde ich – selbst wenn ich es wäre – mir nichts mit
einer solchen Hexe anfangen!»
«Natürlich
nicht!» sagte Miss Trent.
«Nun, ich
habe es auch nicht getan. Mich trifft auch sonst keine Schuld. Sie können mir
glauben, Ma'am, daß es eine Höllenarbeit war, sie hier festzuhalten! Also, wir
sind ganz gut miteinander ausgekommen, bis sie sich in den Kopf setzte, eine
Tasse Tee trinken zu wollen. Warum sie sich um diese Tageszeit den Magen mit
Tee anschwemmen wollte, weiß nur der Himmel! Ich hatte nichts dagegen, solange
sie sich davon ablenken ließ, einen Wirbel zu machen. Und das hätte der Tee
auch getan, wenn sie nicht den Kellner, der den Tee brachte, gefragt hätte, um
welche Zeit die Postkutsche nach London erwartet werde. Ich konnte ihm keine
Blicke zuwerfen, und es war auch nicht nahe genug, ihm einen heimlichen Stoß zu
versetzen. Dieses Schaf sagte ihr, es gäbe keine bis morgen früh. Da brach der
Donner los, der Sturm begann zu wüten! Sie schrie und schimpfte wie ein
Marktweib. Man hätte glauben können, ich wäre ein armer Junge aus Waldos Waisenhaus.
Der Kellner stand da, das Maul offen, bis ich ihm sagte, er solle sich zum
Teufel scheren – ich wollte, ich hätte es nicht getan!» In der Erinnerung
bebend, nahm er einen großen Schluck Cognac. «Was sie mich alles hieß! Ich
möchte nur wissen, wo sie die Ausdrücke her hat?»
«Was hat sie dich geheißen?» fragte Sir
Waldo sehr interessiert.
«Ich
wünschte», fiel Miss Trent in betont kühlem Ton ein, «Sie wären so nett, keine
unwichtigen Fragen zu stellen, Sir Waldo. Mr.
Calver, ich
kann nichts anderes sagen, als daß ich zutiefst unglücklich bin. Als Miss
Wields Gouvernante fühle ich mich sehr schuldig, aber ich muß sagen ...»
«Hat sie
die Ausdrücke von Ihnen gelernt, Ma'am?» fragte Sir Waldo, der sich nicht
beherrschen konnte.
«Sehr
witzig!» schnappte Laurence ein. «Du würdest das alles nicht so humorvoll und
großartig finden, wenn du in meinen Schuhen gesteckt hättest!»
«Ach bitte,
Mr. Calver, beachten Sie Ihren Cousin nicht, erzählen Sie weiter, was sich
ereignet hat!»
«Nun, sie
begriff, daß ich sie beschwindelt hatte, und sie brauchte auch nur Minuten, um
zu erkennen, warum ich sie hier warten ließ. Ich gebe Ihnen mein Wort, Ma'am, wenn
sie einen Dolch gehabt hätte, sie hätte mich erstochen. Da ich wußte, daß sie
keinen hat, fühlte ich auch keine Angst. Aber sie sagte, daß sie sofort
weggehen werde, um ihre Perlen zu verpfänden, so daß sie nicht da sei, wenn Sie
kämen. Und das hätte sie auch getan! Ich wollte, ich hätte sie gehen
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