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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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Amphitheater und Boxkämpfen in Fives Court. Onkel Mordaunt hatte die
gesamten Kosten für Kits Erziehung in Harrow übernommen. Seine Güte und
Freigebigkeit waren unüberbietbar. Trotz seines bescheidenen und keineswegs
enormen Vermögens hatte er sich fast mit ihrer ganzen Familie zerstritten, als
diese sich weigerte, von seinen Wohltaten zu leben. Da aber Will nun in so
guten Verhältnissen lebte, Harry, seit er Hauptmann einer eigenen Kompanie war,
zum Familienunterhalt beisteuerte, Mama die kleine Sally selbst unterrichtete,
wozu sie als Tochter eines Professors für Griechisch befähigt sei, wäre es
entsetzlich, sich so sehr zu Dank zu verpflichten.
    «Und die
ältere Miss Trent möchte durchaus nicht verpflichtet sein, nehme ich an?»
    «Nicht mehr
als unbedingt notwendig. Aber Sie dürfen daraus nicht schließen, daß ich meiner
Tante und meinem Onkel nicht schon sehr verpflichtet bin! Meine Tante war so
freundlich, mich in die Gesellschaft einzuführen, und gab sich alle Mühe, mich
ins richtige Licht zu stellen.» Mit einem herzlichen Lachen fügte sie hinzu:
«Sie wollte mich immer davon überzeugen, daß sich, wenn ich auch kein Vermögen
habe, eine ehrbare Verbindung für mich finden könnte, wenn ich mich nur selbst
darum bemühen wollte. O mein Gott! Ich sollte nicht über sie lachen, sie hat
sich so viel Mühe mit mir gegeben – aber sie ist wirklich komisch!»
    Seine Augen
leuchteten zustimmend, aber er sagte: «Die Arme! Und haben Sie sich nie selbst
bemüht?»
    «Nein! Ich
war immer kratzbürstig.»
    «So, so.
Blieben Sie bei Ihrem Onkel nur eine Saison lang?»
    Sie nickte.
«Bitte glauben Sie nicht, daß ich nicht hätte länger bleiben können, wenn ich
gewollt hätte. Aber da er selbst drei Töchter hat, die er verheiraten will,
wäre das nicht recht gewesen – besonders da Bernard so entsetzlich in Schulden
geraten war.»
    «So wurden
Sie also Gouvernante, nicht ohne Widerspruch, wie ich annehme.»
    «Und ob es
Widerspruch gab! Will und Harry machten viele Umstände und auch meine
Schwägerin Mary hielt es für unrecht, daß ich nicht auf ihre Kosten leben
wollte. Sie alle schilderten mir, was für eine elende, auf Mitleid aufgebaute
Existenz ich führen würde – als wollte ich mich auf dem Sklavenmarkt verkaufen.
Ihr einziger Trost war, daß ich zu ihnen zurückkommen würde, wenn ich mein Los
unerträglich finden sollte.»
    «Aber das
ist nicht der Fall?» fragte er und sah sie forschend an.
    «Nein –
nie! Natürlich hätte es der Fall sein können, aber ich hatte einmaliges Glück.
Miss Climping, das seelensgute Geschöpf, behandelte mich eher wie eine Nichte
denn wie eine unerfahrene Lehrerin. Sie war es auch, die mich an Mrs. Burford
empfahl, um Tiffany zu betreuen.»
    «Das nennen
Sie ein Glück? Guter Gott!»
    «Gewiß tue
ich das, Sir! Wenn ich Ihnen sagte, was für ein enormes Gehalt ich bekomme,
würden Sie staunen!»
    «Ich
verstehe nicht viel davon, aber ich glaube gehört zu haben, daß ein Mann in
gehobener Stellung mehr verdient als eine Gouvernante.»
    «Oh, ich
bin eine gehobene Gouvernante!» sagte sie mit bedeutungsvollem Ton. «Stellen
Sie sich bloß vor: außer Lehrgegenständen wie Aquarellmalerei und Geographie
unterrichte ich meine Schüler in Musik, sowohl Klavier- wie auch Harfespielen,
und ich kann Französisch und Italienisch sprechen und lesen!»
    «Ich
zweifle nicht daran, daß Sie jeden Penny, den Sie bekommen, ehrlich verdienen.»
    Sie lachte.
«Das Unglück ist, daß ich ihn nicht verdiene. Mein Gewissen zwickt mich oft,
glauben Sie mir das. Charlotte hat weder Neigung noch Fähigkeiten, und Tiffany
wird nicht mehr erlernen als den Text eines italienischen Liedes. Ich habe ihr
beigebracht, daß Klavierspiel zur unerläßlichen Bildung einer Dame mit
gesellschaftlichen Ambitionen gehört; aber nichts kànn sie dazu bewegen, Harfe
zu spielen. Sie klagt, daß ihr die Nägel dabei brechen, und sagt, es wäre
besser, schöne Nägel zu haben, als Harfe spielen zu können.»
    «Ich
behaupte noch immer, daß Sie Ihren Lohn wert sind!»
    An dieses
Gespräch mußte er denken, als sie zu ihm auf die Terrasse trat und sagte: «Wie
abscheulich!» Zu dieser Zeit war es ihm klar, daß ihre Stellung viel mehr die
eines Vormunds als einer Gouvernante war, und da er sie für viel zu intelligent
hielt, um nicht zu erkennen, was er mit seinem Benehmen gegen Tiffany bezweckte,
erwartete er täglich, zur Verantwortung gezogen zu werden. Ihm schien, daß Mrs.
Underhill Julians

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