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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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Rout
oder einer Kartenpartie beehren. Fanny arbeitete sich sorgfältig durch den
Stapel von Kärtchen hindurch und rief triumphierend: «Lieber
Justin, mehr als drei Abende werden wir nicht zu Hause verbringen müssen, auf
mein Wort! Hier ist eine Einladung Madame du Deffands – für eine Soirée im
nächsten Monat. Da eine von der Comtesse de Meuilly für einen Ball. Und da
eine von meiner lieben Madame de Follemartin für Samstag! Diese hier ...»
    «Verschone
uns, Fanny!» bat Seine Gnaden. «Sage nach deinem Belieben zu oder ab, aber
lies uns keine Listen vor. Kind, was hast du da?»
    Léonie war
mit einem Blumenstrauß hereingetanzt gekommen, an dem ein Billett befestigt
war.
    «Monseigneur,
sind sie nicht wunderhübsch! Sie stammen vom Prinzen de Condé. Ich finde, das
ist sehr nett von ihm!»
    Fanny
blickte ihren Bruder an.
    «So stehen
wir hiermit am Beginn», sagte sie. «Ich frage mich, wo wir wohl enden werden?»
    «Ich werde
im Schuldgefängnis enden, hab keine Angst!» sagte Rupert aus der Tiefe seines
Lehnstuhls heraus. «Gestern abend waren's zweihundert harte Guineen, und ...»
    «Welche
Leichtfertigkeit, Rupert!» rief Marling aus. «Warum spielst du so hoch?»
    Rupert
würdigte ihn keiner Antwort, so verachtenswert schien ihm die Frage. Davenant
warf sich in die Bresche.
    «Ich
glaube, das liegt in der Familie», erklärte er. «Natürlich ist Rupert ein
Taugenichts.»
    «O nein!»
sagte Léonie. «Er ist sehr dumm, aber ein Taugenichts ist er nicht.
Monseigneur, sagen Sie mir, was ich morgen in Versailles tragen soll! Madame
sagt Blau, aber ich möchte nochmals mein weißes Kleid anziehen.»
    «Nein,
Kind. Zweimal hintereinander dasselbe Kleid zu tragen, würde geradezu einen
Skandal erregen. Du wirst Gold und Mattgelb tragen und dazu die Saphire, die
ich dir einst gab. Und diesmal wird dein Haar ungepudert sein.»
    «Oh?» rief
Milady. «Warum, Justin?»
    Hugh
schritt zum Kamin.
    «Ist's
deswegen, Justin, weil tizianrotes Haar schon stets zu deinen vorherrschenden
Leidenschaften gehörte?»
    «Stimmt
haargenau», erwiderte Seine Gnaden mit einer Verbeugung. «Welch glänzendes
Gedächtnis du hast, mein Lieber!»
    «Ich
verstehe nicht», klagte Fanny. «Was meint ihr damit?»
    «Ganz
sicher weiß ich's nicht», sagte Avon. «Frage lieber Hugh. Er ist allwissend.»
    «Nun bist
du schon wieder unangenehm!» schmollte Fanny. «Mattgelb – ja, das wird das
richtige sein, Léonie, wir müssen bei Cerise einen Unterrock aus Goldnetz
bestellen; ich höre, dies ist der letzte Modeschrei.» Sie versenkte sich in
Betrachtungen über modische Dinge.
    Sie, Avon
und Rupert begleiteten Léonie nach Versailles. Marling und Davenant, die dem
Leben bei Hofe keinen Geschmack abgewannen, lehnten es ab, an der Gesellschaft
teilzunehmen und zogen es vor, einen ruhigen Abend mit Piquetspiel oder der
Lektüre der letzten Ausgabe des Adventurer zu verbringen, die eben aus
London eingetroffen war.
    Léonie und
ihr Gefolge überließen die beiden daher ihrem selbstgewählten Schicksal und
fuhren in der leichten Kutsche nach Versailles. Die Fahrt rief in Léonie so
manche Erinnerung wach. Sie saß neben Lady Fanny, deren Röcke sich über die
ihren bauschten, und wandte sich an den ihr gegenübersitzenden Herzog.
    «Monseigneur,
erinnern Sie sich, daß Sie mir bei unserer letzten Fahrt nach Versailles diese
Kette gaben?» Sie griff an die Saphire, die auf ihrer weißen Brust lagen.
    «Gewiß,
Kind. Ich erinnere mich auch, daß du auf der Rückfahrt einschliefst und nicht
aufwachen wolltest.»
    «Ja,
stimmt», nickte sie. «Es kommt mir sehr komisch vor, nun so ...» sie deutete auf
ihre Unterröcke und entfaltete den Fächer – «nochmals hinzufahren. Monsieur le
Prince war gestern abend bei Madame de Cacherons Gesellschaft, Monseigneur.»
    «Ich hörte
es», erwiderte Avon, der nicht daran teilgenommen hatte.
    «Und tanzte
zweimal mit dem Ding!» sagte Milady. «Es war schon geradezu ungehörig!»
    «Ja, so
war's», bestätigte Rupert. «Wenn du mich fragst, würde ich sagen, er kam nur,
um Léonie zu sehen und sonst niemand.»
    «Ja, das
tat er auch», sagte Léonie unbefangen. «Er sagte es mir. Ich mag ihn gern.»
    Rupert
blickte sie verweisend an.
    «Du
solltest nicht stundenlang dasitzen und mit ihm über Gott weiß was plaudern»,
sagte er lehrhaft. «Als ich dich zum Tanze führen wollte, warst du nirgends zu
finden.»
    Léonie
schnitt ihm ein Gesicht.
    «Du
sprichst nur deswegen so zu mir, weil du deine besten

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