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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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ein
angeregtes Gespräch mit einer üppigen und recht hübschen Dame vertieft. Avon
wartete, bis andere sich um die Dame geschart hatten, dann schritt er
vorwärts.
    Richelieu
erblickte ihn und kam ihm entgegen.
    «Ah,
Justin, die versprochene Vorstellung! Ihr schönes Mündel!» Léonie löste ihre
Hand von Avons Arm und machte einen Knicks.
    Richelieu
beugte sich zu ihr hinab, ergriff ihre Hand und tätschelte sie. «Kind, ich
beneide Justin. Justin, geh! Ich kann mich Mademoiselles sehr gut
ohne dich annehmen.»
    «Daran
zweifle ich nicht», sagte Seine Gnaden und entfernte sich auf der Suche nach
Lady Fanny.
    Armand de
Saint-Vire stieß auf ihn, als er die Halle durchquerte.
    «Wo ist das
Mädel, Freund?» fragte er. «Ich lechzte nach einer Vorstellung. Milady Fanny
war so lieb, mich mit ihr bekannt zu machen. Ich sprach mit dem kleinen Kobold
– mon Dieu, qu'elle est jolie! – und die ganze Zeit fragte ich mich: Wer
ist sie? Wer ist sie?»
    «Und hast
du eine Anwort von ihr erhalten?» forschte Seine Gnaden.
    «Nein,
Justin! Daher frage ich dich: Wer ist sie?»
    «Mein
Mündel, lieber Armand», lächelte Seine Gnaden und schritt weiter, als
Mademoiselle de la Vogue auftauchte.
    Fanny
weilte mit Davenant im Erfrischungsraum. Sie winkte dem eintretenden Justin zu.
    «Ich habe
mir ein Augenblickchen Ruhe reichlich verdient!» sagte sie munter. «Bei Gott,
Justin, ich habe einen ganzen Haufen junger Leute einander vorgestellt und
keinen einzigen ihrer Namen behalten! Wo ist Léonie?»
    «Bei Richelieu»,
erwiderte er. «Nein, Fanny, sei unbesorgt – er ist eidlich verpflichtet,
taktvoll zu sein. Hugh, heut abend hat Gott dich mir gesandt.»
    Milady
begann sich zu fächeln.
    «Wir alle
haben einiges geleistet», sagte sie. «Mein armer Edward spielt mit den Witwen
L'Hombre, und Rupert war kaum einen Schritt im Spielzimmer.»
    «Sie haben
am meisten von uns gearbeitet», sagte Hugh.
    «Oh, aber
ich habe mich königlich unterhalten!» rief sie. «Justin, ich kann gar nicht
sagen, wie viele junge Beaux Léonie umworben haben! Condé ist hingerissen,
sagte er mir. Bin ich nicht eine hervorragende Chaperonne? Wenn ich Léonie
vorstelle, komme ich mir wie fünfzig vor – ja, Hugh, wirklich! –, doch wenn ich
Raoul de Fontanges wiedersehe, ach! dann bin ich wieder ein Backfisch!» Sie
schlug die Augen seelenvoll auf.
    Doch nun
begannen sich die Gäste zu verabschieden, und schließlich waren sie allein,
müde aber triumphierend, in der Halle zurückgeblieben.
    Rupert
gähnte herzhaft.
    «Herrgott,
welch ein Abend! Burgunder, Hugh?» Er schenkte einige Gläser voll. «Fan, du
hast dir deine Spitzen zerrissen.»
    Fanny ließ
sich in einen Stuhl sinken.
    «Mein
Lieber, es macht mir nichts aus, und wenn sie in Fetzen wären. Léonie,
Liebling, du siehst ja ganz erschöpft aus! Oh, mein lieber Edward, du warst den
Witwen gegenüber ein großartiger Kavalier!»
    «Ach,
richtig!» sagte Seine Gnaden. «Ich habe dir zu danken, Edward. Du warst
geradezu unermüdlich. Kind, vermagst du auch deine Augen offenzuhalten?»
    «Ja,
Monseigneur. Oh, Madame, Monsieur le Prince fand mein Kleid hinreißend!»
    «Na ja ...» Rupert schüttelte bedeutsam den Knopf. «Ich gäbe was
drum, zu erfahren, was du heute nacht getrieben hast, Teufelchen! Hat dir der
alte Richelieu seine Liebe erklärt?»
    «O nein!»
Léonie war erstaunt. «Er ist doch ein uralter Mann!»
    «Ach, der arme Armand!»
sagte Seine Gnaden. «Sag das ja nicht zu ihm, Kind, ich flehe dich an!»
    «Noch sonst
zu jemandem», sagte Lady Fanny. «Das würde in ganz Paris die Runde machen! Wie
würde er sich da kränken!»
    «Nun, wer
hat dir denn seine Liebe erklärt?» fragte Rupert. «Außer Condé?»
    «Condé
nicht, Rupert, und auch sonst niemand.» Léonie blickte unschuldig um sich. «Er
meinte nur, ich sei eine Märchenprinzessin. Ja, und dann sagte er das über
meine Augen.»
    «Wenn das
nicht ...» Rupert fing einen Blick seines Bruders auf und brach ab. «Na schön!
Ich schweige schon, keine Angst!»
    «Monseigneur»,
sagte Léonie, «ich dachte in einem fort, ich sei in einem Traum. Wenn die alle
wüßten, daß ich einst ein Page war, wären sie wohl nicht so freundlich zu mir
gewesen. Sie hätten gefunden, ich sei nicht genug respektabel!»

26
    LÉONIE
WIRD BEI HOFE VORGESTELLT
    Nach dem Ball regnete es Einladungen im
Hotel Avon. Mehr als eine Dame bat, Milady Fanny möge die verspätete
Verständigung verzeihen und sie an dem und dem Abend bei einem Ball, einem

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