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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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Strahl aus meinen Augen habe ihn durchbohrt, und ...»
    «Pfui,
Kind!» rief Milady. «Erzähle mir das alles ein andermal. Ich möchte dich Madame
de la Roque vorstellen. Komm!»
    Doch gegen
Mitternacht schlüpfte Léonie aus dem Ballsaal und wandelte in die Halle
hinaus. Condé, der aus einem der Salons kam, begegnete ihr.
    «Der kleine
Schmetterling! Ich habe Sie gesucht, Mademoiselle, konnte Sie jedoch nicht finden.»
    Léonie
lächelte ihn an.
    «Haben Sie
bitte Monseigneur gesehen, M'sieur?»
    «Ein
Dutzend Monseigneurs, kleiner Schmetterling! Welchen wollen Sie?»
    «Meinen
eigenen Monseigneur», sagte Léonie. «Den Herzog von Avon, selbstverständlich.»
    «Oh, der
befindet sich im letzten Salon, Mademoiselle, aber kann's nicht ebensogut ich
sein?»
    Sie
schüttelte den Kopf.
    «Nein,
M'sieur. Ich will ihn.»
    Condé
ergriff ihre Hand und lächelte auf sie nieder.
    «Sie sind
nicht hold, Märchenprinzessin! Ich dachte, Sie hätten mich ein kleines bißchen
gern?»
    «Ja, doch.
Ich habe Sie sehr gern», versicherte ihm Léonie. «Aber jetzt will ich
Monseigneur haben.»
    «Dann werde
ich ihn sogleich holen gehen», machte sich Condé galant erbötig.
    «Ach nein,
ich gehe zu ihm M'sieur. Nehmen Sie mich mit!»
    Condé bot
ihr auf der Stelle seinen Arm.
    «Nun sind
Sie schon ein bißchen netter, Mademoiselle! Wird Sie dieser Monseigneur nach
Versailles bringen?»
    «Ja, ich
glaube wohl. Werden Sie dort sein? Bitte, ja, M'sieur!»
    «Gewiß werde ich dort
sein. Dann werde ich Sie wohl auch bei Madame de Longchamps Rout treffen?»
    «Das weiß
ich nicht», sagte sie. «Ich glaube, ich werde zu einer Menge Routs gehen, aber
Monseigneur hat mir noch nicht gesagt, zu welchen. Oh, da ist er schon!» Sie
ließ Condés Arm los und lief auf Seine Gnaden zu. «Monseigneur, ich habe Sie
gesucht. Der Prinz führte mich hierher. Ich danke Ihnen vielmals, M'sieur!» Sie
reichte ihm freundschaftlich die Hand. «Nun gehen Sie und tanzen Sie mit – mit
– oh, mit irgendeiner Dame! Ich kenne die Namen nicht.»
    Condé küßte
die kleine Hand.
    «Sie werden
sie bei Hofe vorstellen, Herzog?»
    «Nächste
Woche beim Lever», erwiderte Seine Gnaden.
    «Dann bin
ich's zufrieden», sagte Condé, verbeugte sich und ging. Der Herzog blickte
leicht belustigt auf sein Mündel nieder.
    «Du hast
Seine Königliche Hoheit summarisch abgefertigt, Kleine.»
    «Oh, Monseigneur, er
ist doch noch so jung und Rupert so ähnlich. Er trug mir nichts nach, nicht
wahr?»
    «Anscheinend
nicht», sagte der Herzog. «Was willst du von mir, Kind?»
    «Nichts, Monseigneur.
Ich hatte nur Lust, zu Ihnen zu kommen.»
    «Du bist müde, Kind.» Er führte sie zu
einem Sofa. «Bleib ein Weilchen ruhig bei mir sitzen.»
    «Ja, bitte,
Monseigneur. Es ist ein sehr netter Ball, finde ich. Ich habe mit einer
Menge großer Herren getanzt, und sie waren alle sehr freundlich zu mir.»
    «Das
vernehme ich mit Freuden, Kind», sagte er ernst. «Wie gefällt dir dein Prinz?»
    «Oh, er ist fort amusant! Er hat mir fortwährend allerlei über den Hof erzählt,
Monseigneur, und mir erklärt, wer die Leute seien – ach nein, das war M. de
Brionne. Ich fürchte, ich habe einmal 'Pah' zum Prinzen gesagt, aber es gefiel
ihm recht gut, und er lachte. Und ich habe mit Rupert getanzt und – oh,
Monseigneur! – auch mit M. d'Anvau! Er sagte, er sei sicher, mich schon einmal
gesehen zu haben!» Ihre Augen tanzten. «Schon wollte ich sagen 'Aber gewiß,
M'sieur. Ich habe Ihnen seinerzeit bei Vassaud Wein gebracht!'»
    «Ich hoffe
recht sehr, du hast es nicht getan, Kind?»
    «Ach nein,
ich war sehr verschwiegen, Monseigneur. Ich sagte: 'Tiens! Ich glaube
nicht, M'sieur schon je begegnet zu sein.' Das war wohl nicht ganz die
Wahrheit, wie?»
    «Macht
nichts, Kind, es war die richtige Antwort. Und nun werde ich dich einem sehr
alten Freund von mir vorstellen, der dich gerne kennenlernen möchte. Komm,
Kind!»
    «Qui
est-ce?» fragte
sie.
    Langsam
schritt er mit ihr durch die Salons der Halle zu.
    «Monsieur
de Richelieu, mein Kind. Du
wirst zu ihm sehr höflich sein.»
    «Ja,
Monseigneur», sagte sie gehorsam und nickte einem jungen Stutzer zu, der sie
anlächelte und ihren Blick zu erhaschen trachtete. «Ich war heute abend zu
jedermann höflich, Rupert ausgenommen, selbstverständlich.»
    «Das
versteht sich wirklich von selbst», sagte Seine Gnaden und führte sie in den
Ballsaal zurück.
    Ein
Kavalier in mittleren Jahren stand beim Kamin am einen Ende des Saales, in

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