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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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Kleider anhast», sagte
sie. «Du kommst dir darin großartig und bedeutend vor. Mir kannst du nichts
erzählen!»
    Rupert
brach in Lachen aus. «Meiner Treu, das ist gut! Aber ich will nicht leugnen,
das ist ein verteufelt feiner Anzug.» Leicht affektiert betrachtete er seinen
prunkvollen weinroten Ärmel.
    «Er ist
lange nicht so distingué wie Monseigneurs in Grau und Rosa gehaltener»,
sagte Léonie. «Monseigneur, wen werde ich heute abend zu sehen bekommen?»
    «Nun, Kind,
ich dachte, du hättest schon eine Menge Verabredungen getroffen!» bemerkte
Milady.
    «Ja,
Madame, aber ich meinte neue Leute.»
    «Du wirst
den König sehen, Kind, und die Königin, und möglicherweise auch den Dauphin»,
sagte Seine Gnaden.
    «Und Madame
de Pompadour. Ich möchte sie sehen, denn ich habe gehört, daß sie sehr schön
sein soll.»
    «Sehr»,
sagte Seine Gnaden. «Du wirst auch ihren Günstling sehen, de Stainville, sowie
Monsieur und den Comte d'Eu.»
    «Tiens!» rief Léonie.
    In
Versailles angelangt, erstieg sie sogleich, Lady Fanny auf den Fersen folgend,
die Marmortreppe zur Galerie des Glaces und holte, sich umsehend, tief Atem.
    «Wie ich mich erinnere!» sagte sie.
    «Um Gottes
willen, Kind, sag das nicht!» flehte Fanny. «Du warst noch nie hier. Laß mich
ja keine Erinnerungen mehr hören!»
    «Nein,
Madame», erwiderte Léonie zerknirscht. «Oh, da ist M. de la Valaye!»
    La Valaye
trat näher, um mit ihnen zu sprechen, und warf einen verstohlenen Blick auf
Léonies ungepudertes Haar. Rupert tauchte in der Menge unter – auf der Suche
nach einem verwandten Geist – und ließ sich geraume Zeit nicht mehr blicken.
    Viele
wandten sich um, um Léonie zu betrachten.
    «Dis
donc», fragte de
Stainville, «wer ist dieser hübsche kleine Rotkopf? Ich kenne ihn nicht.»
    De Sally,
sein Freund, nahm eine Prise.
    «Hast du's
denn noch nicht gehört?» sagte er. «Die allerneueste Schönheit –
Avons Mündel.»
    «Oho! Ja,
habe davon gehört», nickte de Stainville. «Condés neuester Zeitvertreib,
nicht wahr?»
    «Nein,
nein, Freund!» De Sally schüttelte heftig den Kopf. «Condés neueste
Göttin!»
    Léonie
knickste eben vor der Herzogin de la Roque; de Stainville erblickte
Lady Fanny.
    «Alastair
hat also seine entzückende Schwester mitgebracht! Madame, votre
serviteur!»
    Fanny
wandte sich um.
    «Sieh da,
Sie sind's, M'sieur.» Sie streckte ihm die Hand entgegen.
    «'s ist
eine Ewigkeit her, daß wir einander sahen!»
    «Madame,
die Jahre fliegen zurück, wenn ich Sie erblicke», sagte de Stainville,
ihr die Hand küssend. «Doch damals war's Etienne, wenn ich mich
nicht irre, und nicht dieser kalte Monsieur?»
    Milady
verbarg ihr Gesicht hinter dem Fächer.
    «Ich kann
mich wirklich nicht erinnern!» sagte sie. «Ich war zweifellos sehr
töricht – damals!»
    De
Stainville zog sie beiseite, und sie begannen von vergangenen Tagen zu
plaudern. Als Avon bemerkte, daß seine Schwester so völlig in Beschlag genommen
war, befreite er Léonie aus der immer mehr wachsenden Umkreisung ihrer
Bewunderer und führte sie zum Comte d'Eu, der eben die Galerie entlangging.
Fanny verließ bald darauf de Stainville und trat an Avons Seite. Der Graf
verbeugte sich vor ihr.
    «Madame,
darf ich Sie zu Ihrem Schützling beglückwünschen?» sagte er, mit seiner
juwelenblitzenden Hand auf Léonie weisend, die mit einer schüchternen
Debütantin sprach.
    Fanny
nickte. «Gefällt sie Ihnen, M'sieur?»
    «Wie könnte
es anders sein, Madame? Sie ist éclatante! Dieses Haar, diese Augen! Ich
prophezeie ihr einen succès énorme!» Er machte eine Verbeugung und
entfernte sich, auf den Arm eines Freundes gestützt.
    Léonie kam
zu Avon zurück.
    «Monseigneur,
ich finde die sehr jungen Männer albern», erklärte sie unverblümt.
    «Zweifellos,
Kind. Wer hatte das Unglück, dein Mißfallen zu finden?»
    «M.
de Tanqueville, Monseigneur. Er
sagt, ich sei grausam. Und ich bin's doch
nicht, oder doch?»
    «Natürlich
bist du's!» sagte Milady. «Alle jungen Damen müssen grausam
sein. Das ist de rigueur.»
    «Pah!» rief
Léonie. «Monseigneur, wo ist der König?»
    «Beim
Kamin, Kind. Fanny, führe sie zum König.»
    Milady
entfaltete ihren Fächer. «Hast du es bereits arrangiert, Justin?»
    «Gewiß,
meine Liebe. Ihr werdet erwartet.»
    «Und so
führte Fanny Léonie durch das Gemach, und sie versanken in einem tiefen Knicks
vor Seiner Majestät, die huldvoll zu sein geruhten. Hinter dem König stand mit
Monsieur, dessen Bruder, und ein bis

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