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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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Saint-Vire?»
    «Mein sehr
lieber und guter Freund Saint-Vire. Richtig. Eines Tages, mein Kind, werde ich
dir alles über den so teuren Grafen erzählen. Doch nicht heute. Nur das eine
sage ich dir, Kind – hüte dich vor Saint-Vire. Verstanden?»
    «ja,
Monseigneur, doch weshalb?»
    «Auch dies
werde ich dir eines Tages erzählen», sagte Seine Gnaden ruhig.

14
    LORD
RUPERT ALASTAIR BETRITT DIE SZENE
    Als Avon seinen Aufenthalt auf dem
Lande abbrach, war Léonie anfangs untröstlich. Madam Field war eine nicht
gerade sehr erheiternde Gefährtin, da sich ihre Gedanken lediglich um Krankheit
und Tod und die Unbelehrbarkeit der jüngeren Generation bewegten. Doch zum
Glück wurde das Wetter wärmer, und Léonie konnte, wohl wissend, daß Madam
jeglicher körperlichen Anstrengung abhold war, in den Park entschlüpfen.
    Bei Léonies
Ausritten sollte sie ein Groom begleiten, doch sie setzte sich recht oft über
diese Förmlichkeit hinweg und erforschte, sich ihrer Freiheit erfreuend, allein
das Gelände.
    Sieben
Meilen von Avon Court entfernt lag Merivale Place, der Landsitz Lord Merivales
und seiner schönen Gattin Jennifer. In den letzten Jahren war Milord etwas
träge geworden, und Milady, zwei kurze Saisons lang gefeierter Mittelpunkt der
Londoner Gesellschaft, gewann dem Stadtleben keinen Geschmack ab. Sie
verbrachten fast das ganze Jahr in Hampshire, nur ab und zu einen Winter in
Bath, und reisten gelegentlich, wenn Milord die Sehnsucht nach seinen
Jugendfreunden packte, nach London. Milord begab sich des öfteren allein auf
diese Expeditionen, blieb jedoch nie lange fort.
    Schon nach
wenigen Wochen ritt Léonie in Richtung Merivale Place aus. Es lockten sie die
Wälder, die sich um das alte weiße Haus breiteten, und so drang sie, neugierig
um sich blickend, eines Tages hoch zu Roß in sie ein.
    Die Bäume
hatten frisches Grün angesetzt, und da und dort lugten bereits Frühlingsblumen
zwischen den Grashalmen hervor. Léonie bahnte sich ihren Weg durch 'das
Unterholz, sich an der Schönheit des Waldes weidend, bis sie an eine Stelle
kam, da ein Bach über die runden Kiesel seines Betts dahinplätscherte. Neben
dem Bach saß auf einem gefällten Baumstamm eine brünette Dame; ihr zu Füßen
spielte ein Baby auf einer Decke. Ein
kleiner Junge in einem reichlich beschmutzten Anzug fischte hoffnungsvoll im
Bach.
    Schuldbewußt
ob ihres Einbruchs in fremdes Gebiet, zügelte Léonie ihr Pferd. Der jugendliche
Fischer hatte sie als erster erblickt und rief der Dame auf dem Baumstamm zu: «Schau,
Mamma!»
    Die Dame
sah in die Richtung seines ausgestreckten Fingers und zog überrascht die Brauen
hoch.
    «Tut mir
schrecklich leid», stammelte Léonie. «Der Wald war so schön – ich entferne mich
sogleich.»
    Die Dame
erhob sich und schritt über den Rasenstreifen, der sie trennte, auf Léonie zu.
    «Lassen Sir
nur, Madam. Warum sollten Sie sich entfernen?» Da sah sie, daß das schmale
Gesichtchen unter der breiten Hutkrempe einem Kind angehörte, und lächelte.
«Wollen Sie nicht vom Pferd steigen, meine Liebe, und mir ein Weilchen
Gesellschaft leisten?»
    Der
traumverlorene Ausdruck schwand aus Léonies Augen. Das Grübchen tauchte auf,
und sie nickte.
    «S'il vous plaît, Madame.»
    «Sie sind
Französin? Leben Sie hier?» erkundigte sich die Dame. Léonie schleuderte den
Steigbügel von ihrem Fuß und ließ sich zu Boden gleiten.
    «Ja, gewiß,
ich wohne in Avon. Ich bin das – pah, hab ich doch schon wieder das Wort
vergessen! – das – das Mündel von Monseigneur le Duc.»
    Ein
Schatten huschte über das Gesicht der Dame. Sie machte eine leichte Bewegung,
als wolle sie sich zwischen Léonie und die Kinder stellen. Léonie warf das Kinn
hoch.
    «Ich bin
nichts anderes als das, Madame, je vous assure. Ich stehe unter der
Aufsicht Madam Fields, Monseigneurs Cousine. Nun ist's ja doch besser, daß ich
gehe, nicht?»
    «Ich bitte
Sie tausendmal um Entschuldigung, meine Liebe. Ich ersuche Sie um Ihr Bleiben.
Ich bin Lady Merivale.»
    «Das dachte
ich mir», gestand Léonie. «Lady Fanny erzählte mir von Ihnen.»
    «Fanny?»
Jennifers Stirn entwölkte sich. «Sie kennen sie?»
    «Ich war
zwei Wochen bei ihr, als ich von Paris kam. Monseigneur hielt es nicht für convenable, daß ich bei ihm bliebe, solange er nicht eine passende Dame als gouvernante gefunden habe, verstehen Sie?»
    Jennifer
hatte einstmals einige Erfahrungen bezüglich Seiner Gnaden Vorstellungen von
Schicklichkeit gesammelt, und so verstand sie

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