Georgette Heyer
ziemlich gut, Kind.»
Léonie
begann vor Erregung zu tanzen.
«Monseigneur,
ich habe Sie erstochen! Sie sind tot! Sie sind tot!»
«Du ergibst dich einer
recht ungeziemenden Freude», bemerkte er. «Ich hatte keine Ahnung, daß du so
blutdürstig bist.»
«Aber das
war doch wirklich geschickt von mir!» rief sie. «Nicht wahr, Monseigneur?»
«Keineswegs»,
erwiderte er vernichtend, «meine Deckung war schwach.»
Sie zog ein
langes Gesicht.
«Oh, Sie
taten es mit Absicht!»
Seine Gnaden
lenkte ein.
«Nein, du
hast sie durchbrochen, ma fille.»
Manchmal
sprach er mit ihr über die Spitzen der Gesellschaft, erklärte ihr, wer dieser
oder jener sei und wie sie miteinander verwandt waren.
«Da ist
einmal March», sagte er, «der künftige Herzog von Queensberry. Du hörtest mich
schon von ihm sprechen. Dann Hamilton, der durch seine Gattin berühmt geworden
ist. Sie war eine der Miss Gunnings-Schönheiten, meine Liebe, die vor gar
nicht so langen Jahren London. durcheinander brachten. Maria Gunning heiratete
Coventry. Wenn du einen witzigen Kopf suchst, halte dich an Mr. Selwyn, der
zuzeiten geradezu unnachahmlich ist. Und Harry Walpole dürfen wir ja nicht vergessen;
das würde er uns nie verzeihen. Er wohnt in der Arlington Street, Kind, und
wohin immer du gehst, kannst du sicher sein, ihm zu begegnen. In Bath, glaube
ich, gibt noch immer Nash den Ton an. Ein Parvenü, Kind, aber nicht ohne
Genie. Bath ist sein Reich. Ich werde dich einmal dorthin bringen. Dann gibt's
da noch Cavendish-Devonshire, meine
Liebe, und die Seymours, und unseren lieben Lord Chesterfield, den du an seinem
Witz und seinen dunklen Brauen erkennen wirst. Wen noch alles? Einigen Ruf
genießen noch Lord of Bath, die Bentincks und Seine Gnaden, der Herzog von
Newcastle. In der Welt der schönen Künste findest du den recht ermüdenden
Johnson. Ein langer Mensch, meine Liebe, mit einem noch längeren Schädel. Er
ist deiner Beachtung nicht wert, es fehlt ihm an Schliff. Dann gibt es da noch
Colley Cibber, einen unserer Poeten, Mr. Sheridan, der Theaterstücke für uns
schreibt, und Mr. Garrick, der sie spielt; und einen Haufen anderer. In der
Kunst der Malerei haben wir Sir Joshua Reynolds, der dich vielleicht einstmals
malen wird, und eine Menge anderer Leute, deren Namen mir jetzt entfallen
sind.»
Léonie
nickte.
«Monseigneur,
Sie müssen mir diese Namen aufschreiben. Dann werde ich sie mir merken.»
«Bien. Nun kommen wir zu deinen
Landsleuten. Königlichen Geblüts ist der Prinz von Condé, der jetzt, wie ich
annehme, an die zwanzig Jahre alt sein wird – à peu près. Dann der
Comte d'Eu, Sohn des Herzogs von Maine, eines der königlichen Bastarde, und
der Herzog von Penthièvre, ebenfalls Sohn eines königlichen Bastards. Laß mich
nachdenken. Dem Adel gehört noch M. de Richelieu an, ein Vorbild höfischen
Anstands, sowie der Herzog von Noailles, berühmt wegen der Schlacht bei
Dettingen, die er verlor. Sodann die Brüder Lorraine-Brionne und der Prinz
d'Armagnac. Mein Gedächtnis läßt mich im Stich. Ach richtig, noch M. de
Belle-Isle, der Enkel des großen Fouquet, nunmehr schon ein alter Mann. Tiens, fast hätte ich den schätzenswerten Chavignard vergessen – Comte de
Chavigny, Kind –, einen meiner Freunde. Diese Liste könnte ich noch endlos
lange fortsetzen, aber ich mag's nicht.»
«Und da
wäre noch Madame de Pompadour zu nennen, nicht wahr, Monseigneur?»
«Ich sprach
vom Adel, ma Pille», entgegnete Seine Gnaden sanft. «Die Kokotte zählen
wir nicht dazu. Die Pompadour ist eine Schönheit ohne Geburt – und mit nur
wenig Geist. Mein Mündel wird sich ihr Köpfchen nicht mit derlei belasten.»
«Nein,
Monseigneur», sagte Léonie beschämt. «Erzählen Sie mir doch bitte noch mehr.»
«Du bist
unersättlich. Nun, versuchen wir's weiter. D'Anvau hast du gesehen. Ein kleiner
Mann, der Skandalgeschichten liebt. De Salmy hast du ebenfalls gesehen. Er ist
groß und indolent und steht irgendwie im Rufe, ein guter Fechter zu sein.
Lavoulère entstammt einer alten Familie und hat gewiß seine Vorzüge, wenn sie
auch meiner Aufmerksamkeit entgangen sind. Machérand hat eine Frau, welche
schielt. Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen. Chäteau-Mornay wird dich eine
halbe Stunde lang amüsieren, länger nicht. Madame de Marguérys Salons sind weltberühmt.
Florimond de Chantourelle gleicht einem Insekt. Möglicher weise einer Wespe;
er trägt stets grelle Farben und plagt einen in einem fort.»
«Und
M. de
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