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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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sehen?»
    «Ist das
ihr Name? Nun, was denn sonst!»
    Die grauen
Augen begannen zu zwinkern.
    «Ich dachte
schon, vielleicht um mich und Jennifer zu sehen?»
    «Oh,
natürlich, natürlich!» versicherte ihm Rupert, sich hastig aufsetzend. Er
bemerkte das Zwinkern und ließ sich wieder zurückfallen. «Der Teufel hol dich,
Tony, du lachst mich ja aus! Na ja, mich juckt's, Justins letzte Akquisition zu
sehen. Befindet sie sich allein im Hause?»
    «Nein, sie
bewohnt es mit einer deiner Cousinen, Madam Field.»
    «Was, doch
nicht mit der alten Cousine Harriet? Heiliger Himmel, worauf ist Justin jetzt
aus? Diesmal hat er's wohl aufs Geld abgesehen, wie?»
    «Ich halte
es für wahr, daß sie nichts anderes als sein Mündel ist.» Rupert zog ungläubig
eine Braue hoch.
    «Und aus
diesem Grunde, mein lieber Junge, wirst du sie entweder mit gehörigem Respekt
behandeln oder nach London zurückkehren.»
    «Aber, Tony – verdammt noch mal, du
kennst doch Justin!»
    «Kennt ihn
einer von uns wirklich? Ich kenne das Kind.»
    «Ich werde
mich selber überzeugen», sagte Rupert. Er kicherte. «Möchte einiges dafür
geben, Justins Gesicht zu sehen, wenn er entdeckt, daß ich ihm ins Gehege
gekommen bin! Nicht, daß ich ihn in Wut bringen möchte; er wird verteufelt
unangenehm, wenn ihn etwas erbost.» Er machte eine Pause und zog die Stirn in
tiefe Falten. «Weißt du, Tony, oft frage ich mich, was für Gefühle er mir
entgegenbringt. Fanny hat er gerne, das möchte ich schwören. Seinerzeit war er
verteufelt streng mit ihr – das hättest du nie gedacht, nicht wahr? Aber mich
... Er setzt mir jetzt ein hübsches Taschengeld aus, hat aber selten ein freundliches
Wort für mich.»
    «Willst du
denn ein freundliches Wort von ihm hören?» fragte Merivale, ein Fältchen an
seinem seidenen Ärmel glättend.
    «O doch! Er
ist ja schließlich mein Bruder! Das Komische dran ist, daß er sich peinlichst
um mich sorgte, solange ich noch ein Bübchen war. War natürlich stets ein
verdammt glattzüngiger Eiszapfen. Ich muß dir gestehen, Tony, ich bin in seiner
Gegenwart noch immer einigermaßen nervös.»
    «Ich
behaupte nicht, daß ich ihn verstehe, Rupert. Einstmals dachte ich, irgendwo
steckt etwas Gutes in ihm. Das Kind – Léonie – betet ihn an. Nimm deine Zunge
vor ihr in acht!»
    «Mein
lieber Junge, ich werde doch nicht ...»
    «Nichts ist
wahrscheinlicher», gab Merivale zurück. «Du wirrköpfiger junger Tunichtgut!»
    «Zum
Teufel, das ist nicht fair!» rief Rupert, sich aufrichtend. «Tunichtgut hast
du gesagt? Und was ist's mit dem Wegelagerer, mein Junge, he?»
    Merivale
hob die Hand.
    «Touch! Um Himmels willen, Rupert, sprenge
das nicht in der ganzen Stadt aus!»
    Rupert
ordnete sein zerrauftes Haar und brachte es zustande, eine Miene erhabener
Überlegenheit aufzusetzen.
    «Oh, ich
bin nicht der Dummkopf, für den du mich hältst, Tony, laß dir das gesagt sein!»
    «Nun, danke
Gott dafür!» antwortete Merivale.

15
    LORD
RUPERT MACHT LEONIES BEKANNTSCHAFT
    Schon am
nächsten Tag ritt Rupert nach Avon Court und kündigte seine Ankunft durch
nachdrückliches Schellen an, das er mit mehreren dröhnenden Hieben an das Tor
unterstützte. Léonie saß beim Kamin in der Halle, und der Tumult ließ sie
auffahren. Als der Butler den Besucher einließ, stand sie auf und lugte hinter
dem Wandschirm nach ihm aus. Eine muntere schallende Stimme drang an ihr Ohr.
    «He,
Johnson! Noch immer nicht abgekratzt? Wo ist meine Cousine?»
    «Oh, Sie sind's,
Milord!» sagte der Alte. «Aber es würde ja auch niemand anders so ans Tor
poltern. Madam ist drinnen.»
    Rupert
betrat die Halle. Beim Anblick Léonies, die ihn vom Kamin aus leicht
eingeschüchtert betrachtete, riß er den Hut vom Kopf und verbeugte sich.
    «Verzeihung,
Mamzelle. Donner und Doria, was ist denn da in unser Häuschen gefahren?»
Erstaunt blickte er um sich. «Seit Jahrhunderten hat's hier wie in einer Gruft
ausgesehen, und jetzt ...!»
    «Milord
Rupert, Madam», erklärte Johnson, Verzeihung heischend. Er warf einen strengen
Blick auf seinen jungen Herrn. «Hier können!Sie nicht wohnen, Milord. Dies ist
Seiner Gnaden Mündel. Mistress Léonie de Bonnard.»
    «Ich wohne
in Merivale, alter Sauertopf», sagte Rupert brutal. «Wenn Sie mich gehen
heißen, Mamzelle, dann geh ich.»
    Léonie
kräuselte bestürzt das Näschen.
    «Rupert?
Oh, Sie sind Monseigneurs Bruder?»
    «Mon ...? Oh,
aha! Stimmt!»
    Léonie
hüpfte ihm entgegen.
    «Ich freue
mich sehr, Sie

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