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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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wollen nur die Direktion sprechen, wenn’s recht ist“, antwortete Mutter Pfannroth.
    „Sind Sie angemeldet, wenn ich bitten darf?“
    „Wir werden erwartet“, sagte Frau Pfannroth bescheiden und lächelte dem Portier mitten ins Gesicht. Der überlegte eine Sekunde und dann lächelte er plötzlich genauso freundlich zurück. „Zu Herrn Direktor Adler persönlich?“
    „Wenn ich bitten darf“, sagte Frau Pfannroth.
    „Page!“ rief der Portier. Dabei schnalzte er mit Daumen und Zeigefinger.
    Gegenüber der Portierloge saßen drei Jungen in ihren zinnoberroten Uniformen. Einer von ihnen sprang jetzt wie elektrisiert auf und kam angerannt. Der Junge war schon etwas größer und hatte etwas abstehende Ohren.
    Er fragte: „Bitte?“
    „Zu Herrn Direktor Adler“, sagte der Portier. Dann wandte er sich wieder an Mutter Pfannroth: „Der Page bringt Sie hin“, lächelte er jetzt.
    Es ging ein Stück weit durch den Gang, über dicke, weiche Teppiche.
    „Bitte links“, sagte der Junge mit den etwas abstehenden Ohren und klopfte an die Tür. An dieser Tür hing ein Schild mit der Aufschrift „Direktion“.
    „Die Herrschaften wollen zu Herrn Direktor Adler“, meldete der Page. Bei dem Wort Direktor rutschte seine Stimme aus wie auf Glatteis. Vermutlich war er gerade im Stimmbruch. Die Pfannroths standen in einem Vorzimmer, und dort saß am Fenster hinter einer Schreibmaschine ein junges Fräulein. Dieses Fräulein stand jetzt auf und lächelte zu dem Pagen hinüber.
    „Danke, Friedrich.“ Daraufhin zog sich der Junge mit den abstehenden Ohren wieder zurück.
    „Herr Direktor Adler ist sehr beschäftigt. Es ist mir nicht bekannt, daß er Sie erwartet.“ Das Fräulein, das übrigens eine sehr buntes und lustiges Sommerkleid trug, sah auf einen Kalender und schüttelte den Kopf. „Wie war Ihr Name, wenn ich bitten darf?“
    „Pfannroth - es handelt sich um eine persönliche Angelegenheit.“
    Auf dem kleinen Tisch neben der Schreibmaschine stand zwischen lauter Briefen und Papierblättern ein hohes Glas mit einer hellroten Limonade und einem Strohhalm. Das Fräulein nahm jetzt aus diesem Strohhalm einen Schluck und machte dabei einen ganz spitzen Mund. Das sah sehr nett aus. Vor allem, weil sie gleichzeitig mit ihren großen blauen Augen zu den beiden Pfannroths hinübersah.
    „Sie würden mir einen großen Gefallen tun“, meinte Mutter Pfannroth, „und es würde bestimmt nicht länger dauern als vier oder fünf Minuten.“
    In diesem Augenblick leuchtete eine rote Lampe auf, und ein leiser Summerton war zu hören, wie wenn ein Maikäfer durchs Zimmer schwirren würde.
    „Das ist er“, sagte das Fräulein und stellte schnell ihr Limonadenglas wieder neben die Schreibmaschine. Sie nahm einen Bleistift und ihren Stenogrammblock.
    „Ich will sehen, was ich für Sie tun kann“, sagte sie noch und verschwand jetzt hinter zwei schmalen, hohen Türen. Diese Türen waren von innen dick mit Leder bepolstert.
    „Wir benehmen uns wie Heiratsschwindler“, stöhnte Peter leise. „Ob das gutgeht?“
    „Von Heiraten kann nicht die Rede sein, junger Mann. Und von Schwindel erst recht nicht. In dieser Zeitungsanzeige steht schwarz auf weiß, daß man sich täglich ab elf Uhr vorstellen soll. Also sind wir bestellt und angemeldet. Basta!“ Mutter Pfannroth nickte energisch und setzte sich auf einen der Stühle.
    „Ich bin trotzdem sehr gespannt, gnädige Frau“, stellte Peter fest und setzte sich ebenfalls.
    Eine ganze Weile ereignete sich nichts mehr. Nur vom Korridor her waren Stimmen zu hören.
    Da klingelte auf dem kleinen Tisch neben der Schreibmaschine das Telefon ein zweites Mal - ein drittes Mal —
    Die beiden Pfannroths sahen sich an. „Ob ich hingehe?“ grinste Peter gerade, als sich eine der beiden leder-bepolsterten Türen öffnete. Die Sekretärin in ihrem bunten Sommerkleid kam wieder ins Zimmer. Sie nahm den Hörer ab und meldete sich: „Vorzimmer Direktor Adler —“ Dabei sah sie zu Mutter Pfannroth und machte mit ihrem Kopf eine Bewegung zur Tür, die ins Zimmer ihres Chefs führte.
    Mutter Pfannroth war sich unschlüssig. Sollte das bedeuten, daß sie ein treten dürfe? Sie wollte das genau wissen, zeigte also auf sich selbst und dann auf die lederbepolsterten Türen. Dabei sah sie fragend zu der Sekretärin am Telefon. Die nickte jetzt und lächelte zustimmend.
    „Danke schön“, sagte Mutter Pfannroth. Das heißt, sie hauchte es eigentlich nur. Dann ging sie auf die beiden schmalen

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