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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Türen zu und klopfte an.
    „Herein“, war es von drinnen zu hören, und Mutter Pfannroth trat ein. Zuvor hatte sie allerdings noch tief Luft geholt und sich nach ihrem Jungen umgeschaut.
    „Sie machen sich unnötige Mühe, mein Herr“, sagte gerade die Sekretärin am Telefon. „Es ist sinnlos, diese Geschichte ausgerechnet mir zu erzählen. Ebensogut könnten Sie mit Ihrem Briefträger über die Sache reden. Hier ist einzig und allein Herr Direktor Adler zuständig, und ich verbinde Sie jetzt mit ihm.“
    Das Fräulein im lustigen Sommerkleid drückte auf einen weißen Knopf an der Vorderseite des Telefons und sagte: „Die Sibelius-Werke, Herr Direktor - ich verbinde.“ Jetzt drückte sie wieder auf irgendeinen anderen Knopf, horchte eine Weile, um sich zu versichern, ob das Gespräch nicht verlorengegangen sei, und legte dann den Hörer auf.
    „Du heißt bestimmt Peter mit Vornamen?“ fragte sie jetzt wie aus heiterem Himmel.
    „Allerdings“, gab Peter zu.
    „Siehst du“, lächelte das Fräulein zufrieden und holte eine angebrochene Tafel Schokolade aus der Schublade. „Vollmilch-Nuß. Willst du?“
    „Ich bin so frei“, sagte Peter, stand von seinem Stuhl auf und bediente sich. „Es gibt doch bestimmt mindestens tausend verschiedene Vornamen. Wieso wissen Sie, welcher davon mir gehört?“
    „Das ist so mein Sport“, erklärte die Sekretärin und knabberte an ihrer Schokolade. „Jeder Vorname paßt immer nur zu einem ganz bestimmten Typ. Natürlich richten sich danach nicht alle Menschen und heißen meistens ganz anders, als sie eigentlich heißen müßten. Sie spazieren dann mit ihren falschen Vornamen durch die Geographie wie mit Schuhen, die ihnen viel zu groß oder viel zu klein sind. Du hast Glück gehabt. Wenn jemand Peter heißt, muß er so aussehen wie du. Bei mir stimmt es leider gar nicht. Ich heiße Daniela und müßte eigentlich, so wie ich aussehe, Inge heißen. Vom Familiennamen nicht zu reden.“
    „Ist es sehr unhöflich, wenn ich Sie nach Ihrem Familiennamen frage?“ sagte Peter und nahm sich noch einmal ein Stück von der Milch-Nuß-Schokolade.
    „Wiesengrund“, lachte das Fräulein. „Daniela Wiesengrund.“
    „Finde ich aber sehr nett“, stellte Peter ehrlich fest. „Ich habe selten einen so lustigen Namen gehört. Und er paßt zu Ihnen. Er paßt auch zu dem Kleid, das sie anhaben-“
    „Psst!“ machte in diesem Augenblick Fräulein Wiesengrund und hielt ihren Zeigefinger vor die gespitzten Lippen.
    Mutter Pfannroth hatte beim Hineingehen die lederbepolsterte Tür nicht ganz dicht hinter sich geschlossen.
    Sie war nur angelehnt, und durch den schmalen Spalt hörte man von drinnen jetzt ziemlich deutlich die Stimme des Direktors. Fräulein Wiesengrund horchte auf, weil diese Stimme immer lauter und lauter geworden war.
    „- wie bitte? - Ach was, das ist ja Unsinn. Tatsache bleibt, daß bei allen Ihren Nachttischen, die Sie uns geliefert haben, die Türen klemmen und teilweise überhaupt nicht zu öffnen sind. Genauso die Schubladen -Wie meinen Sie? - Herrje, ob das Holz noch zu frisch war, interessiert mich überhaupt nicht! - Nein, Sie müssen die ganze Lieferung zurücknehmen. Daran beißt keine Maus einen Faden ab. Oder erwarten Sie etwa, daß ich meinen Gästen zum Öffnen ihrer Nachttischschublade ein Brecheisen oder einen Büchsenöffner aufs Zimmer legen lasse?“
    Peng! das war der Hörer, der ziemlich unsanft auf den Apparat zurückgelegt worden war.
    Fräulein Wiesengrund drückte an ihrem Telefon wieder auf einen weißen Knopf und pfiff leise durch die Zähne.
    „Windstärke zwölf“, stellte sie sachlich fest.
    „Ist er - ich meine - ist der Herr Direktor immer so?“ wagte Peter zu fragen.
    „Nur, wenn es sein muß. Und in diesem Fall mußte es sein“, lächelte Fräulein Wiesengrund. Dabei sah sie jetzt Peter mit ihren großen, himmelblauen Augen voll ins Gesicht.
    Peter zog an seiner Krawatte, dieses Mal aber aus reiner Verlegenheit.
    „Jetzt habe ich Ihnen so ziemlich Ihre ganze Schokolade aufgegessen. Sie sind wirklich sehr freundlich zu mir!“
    „Das beruhigt mich. Dann wirst du hoffentlich später nicht allzu böse auf uns sein.“
    „Ich verstehe kein Wort“, sagte Peter und machte große Augen.
    Fräulein Wiesengrund nahm zur Abwechslung mal wieder mit dem Strohhalm einen Schluck aus ihrem Limonadenglas. „Die Sache ist ganz einfach. Du wolltest doch bei uns als Page anfangen. Deshalb bist du doch mit deiner Mutter hier, nicht

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