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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Ihnen immer erzähle, Fräulein Wiesengrund. Einer von den beiden Schuhputzern drüben am Bahnhofseingang.“
    Direktor Adler überlegte jetzt. „Sagten Sie nicht, Frau Pfannroth, daß auch Ihr Junge bei den Schu -?“ Er brach mitten im Wort ab und sah wieder zu Mutter Pfannroth, dann zu Peter und Fräulein Wiesengrund.
    „Stimmt“, sagte Mutter Pfannroth nur.
    „Dann ist das -?“ Direktor Adler hielt fragend den Kopf etwas schief.
    „Peter Pfannroth“, bestätigte Fräulein Wiesengrund und strich mit der Hand über eine Falte ihres bunten, lustigen Sommerkleids.
    „Verflixt und zugenäht“, brummte Direktor Adler. Er ging nachdenklich zum Fenster und sah eine ganze Weile zu der Persil-Reklame hinüber. „Nun putzt mir der Kerl jeden Tag meine Schuhe, oft sogar zwei- oder dreimal
    „— aber er sagt kein Wert!“
    „Ich wußte ja nicht-“, gab Peter zu bedenken.
    „Verflixt und zugenäht“, sagte Direktor Adler noch einmal. Dabei drehte sich jetzt wieder um und sah zu seiner Sekretärin. „Was ist da zu machen, Wiesengründchen?“
    „Vielleicht, daß einer von den zehn Jungen, die Sie schon eingestellt haben, plötzlich Keuchhusten bekommt?“, überlegte Fräulein Wiesengrund. „Aber eigentlich soll man so etwas nicht wünschen.“
    „Herr Direktor“, faßte sich jetzt Mutter Pfannroth ein Herz, „Ihr Hotel ist so ein riesengroßer Kasten, und in dem läuft eine solche Menge Menschen durcheinander, daß es doch gar nicht auffällt, ob nun ein Page mehr oder weniger mitläuft.“
    „Es bleibt ja nicht beim Pagen, Frau Pfannroth. Die Jungen sollen Jahr für Jahr weiter aufrücken und bei uns Platz finden!“ Direktor Adler überlegte und ging im Zimmer auf und ab. Dabei ging er zwei-, dreimal an Peter vorbei und sah ihn an. Plötzlich blieb er stehen. „Also gut, in diesem Jahr gibt es dann statt zehn einfach elf Pagen. Ich hoffe, daß ich das verantworten kann.“
    „Danke schön!“ sagte Mutter Pfannroth nur. Aber sie strahlte, als ob sie selber Hotelboy geworden wäre.
    „Ich finde das sehr nett“, meinte Fräulein Wiesengrund und lächelte mit ihren himmelblauen Augen zu Direktor Adler hinüber. „Es paßt richtig schön zu der Sonne, die draußen scheint.“
    „Finde ich eigentlich auch“, lächelte Direktor Adler zurück und gab Peter jetzt die Hand. „Wir kennen uns ja. Ich habe drüben am Bahnhofseingang schon immer Freude an dir gehabt. Und nur weil ich denke, daß das auch in Zukunft so bleibt, kann ich diese Ausnahme mit dir machen. Auf gute Zusammenarbeit!“
    Peter hatte plötzlich ganz oben in der Kehle so ein komisches Gefühl. Er mußte zweimal ohne jeden Grund schlucken, bevor er antworten konnte. „Auf gute Zusammenarbeit“, sagte er jetzt ebenfalls und erwiderte den Händedruck seines neuen Chefs.
    „Also - dann hat es doch noch geklappt, Frau Pfannroth“, lächelte Direktor Adler.
    „Fräulein Wiesengrund bringt Sie jetzt zu unserem Personalchef, Herrn Thomas. Dort erhält Peter seinen Anstellungsvertrag und so weiter. Der Erste ist bereits am kommenden Dienstag. Da geht’s dann gleich früh um sieben los!“
    „Noch einmal schönen Dank, Herr Direktor“, sagte Frau Pfannroth. „Und ich weiß, Peter wird sich Mühe geben.“
    Da klingelte wieder das Telefon.
    Fräulein Wiesengrund nahm den Hörer ab und sagte nach einer Weile: „Mister Overseas. Er spricht aus Lissabon. Soll ich zum Empfang durchstellen?“
    „Verbinden Sie zu mir“, sagte Direktor Adler und ging auf seine zwei lederbepolsterten Türen zu.
    „ One moment please “, sagte inzwischen Fräulein Wiesengrund in den Telefonhörer hinein.
    „Also bis Dienstag früh“, winkte Direktor Adler fröhlich zu Peter. „Und auf Wiedersehen, Frau Pfannroth.“
    Dabei war er schon beinahe in seinem Zimmer und vor dem großen Schreibtisch, der dort stand. Er nahm den Hörer vom Telefon.
    „Hallo, Mister Overseas. Hier ist Direktor Adler - yes , very nice indeed . Which apartments do you like? Yes -yes - certainly - very well, Mister Overseas, o. k. – Well - next week on Thursday - yes —“
    „Seine Haare sind doch mehr als weiß“, dachte Peter plötzlich. „Vorhin, als er so dicht neben mir stand, sah ich erst, daß sie ganz silbrig sind. Vor allem links und rechts an den Schläfen. Fehlte nur noch, daß er goldene Flügel auf dem Rücken hätte!“ Der „Regenschirm“ mit Silberhaar und Goldflügeln. Ein regelrechter Weihnachtsengel! Immerhin - für Peter war er ja auch so etwas

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