Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
Musikkapelle „Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus“ spielte, war Peter mit seiner Erzählung bei Herrn Hesselbein angelangt, bei dem ständig lächelnden Herrn Hesselbein von der Firma HESSELBEIN & CO.
    „Wieviel?“ fragte der Sheriff.
    „Einhundertsechsundzwanzig“, wiederholte Peter. Er mußte es beinahe rufen. Die Musikkapelle spielte jetzt, was das Zeug hielt. Dazu kam noch das Geräusch der abfahrenden Omnibusse. Es rief und winkte nur so durcheinander. Aber schon drei oder vier Minuten später war alles vorbei. Die Menschen verliefen sich, und die Musikanten fuhren mit ihren Trompeten unter dem Arm wieder in Straßen- und Hochbahnen nach Hause.
    „Das wäre direkt eine Geschichte für die Zeitung“, stellte der Sheriff abschließend fest und überlegte.
    „Alles schön und gut, bis auf die Rechnung von Herrn Hesselbein“, sagte Peter.
    „Aber deine Mutter hat recht. Irgendwie muß das Geld einfach auf die Beine kommen.“
    „Vielleicht, daß ich mein Fahrrad verkaufe“, schlug Peter vor.
    „Höchstens dreißig oder fünfunddreißig Mark“, schätzte der Sheriff und sah wieder auf das Stück Papier mit dem Kreuzworträtsel.
    „Oder ich frage Herrn Winkelmann. Wenn ich ihm verspreche, das Geld Monat für Monat zurückzuzahlen — mit Zinsen natürlich.“
    „Schulden sind wie Sirup. Wenn du einmal reinfällst, bleibst du für immer dran kleben“, stellte der Sheriff fest. „Das ist nicht von mir, das sagt mein alter Herr immer.“
    „Also abwarten und Tee trinken. Für heute abend ist nämlich der Pfannrothsche Familienrat einberufen!“
    „Da werdet ihr euch aber in eurer Wohnung gegenseitig sehr auf die Füße treten“, grinste der Sheriff. „Kennst du übrigens einen indischen Staatsmann mit einem G am Anfang und hinten mit einem i?“
    „ Ghandi “, sagte Peter, ohne zu überlegen.
    „Siehst du, das dachte ich schon die ganze Zeit“, der Sheriff nahm seinen Bleistift und fing an zu schreiben. Plötzlich stockte er.
    „Stimmt nicht. Einer fehlt“, bedauerte er.
    „Was fehlt?“
    „Nu ja, ein Buchstabe zu wenig - müssen sechs sein.“
    „Es sind doch sechs“, stellte Peter fest.
    „Wieso? G—A-N-D—I“, buchstabierte der Sheriff.
    „Nach dem G kommt erst noch ein H, Herr Schlotterbeck“, korrigierte Peter.
    „Ich werde einen Verein gründen, der bei den Kreuzworträtselfabrikanten gegen die Verwendung von Fremdwörtern protestiert“, gab der Sheriff bekannt und zerknüllte das Stück Papier, um es in einen Papierkorb werfen zu können. „Im übrigen bitte ich Sie, Herr Pfannroth, mich für zehn Minuten zu entschuldigen. Ich möchte nämlich eine Zitronenlimonade trinken, wenn’s recht ist.“
    „Bitte, Herr Schlotterbeck“, verneigte sich Peter.
    „Sehr gütig“, erwiderte der Sheriff, verneigte sich ebenfalls und spazierte los.
    Aber der Sheriff spazierte nicht zu einer Zitronenlimonade, sondern um die Ecke zum Bahnhofspostamt. Dort ging er in eine Telefonzelle, nahm den Hörer vom Apparat und wählte. Die zwei oder drei Nummern, die für ihn in Frage kamen, wußte er auswendig.
    „Hier spricht Emil Schlotterbeck. Ich hätte eine große Bitte. Würden Sie so freundlich sein und Frau Pfannroth vom vierten Stock an den Apparat rufen? Ich würde Sie nicht bemühen, wenn es nicht wirklich sehr dringend wäre. Danke schön! Bitte sagen Sie einfach nur, der Sheriff will sie sprechen. Ja, Sheriff, wie die Sheriffs aus den Cowboyfilmen. Sehr- richtig! Und es sei nichts passiert, wenn Sie das bitte gleich sagen wollen. Frau Pfannroth glaubt nämlich immer gleich, der Bahnhof sei explodiert oder so etwas Ähnliches, wenn sie ans Telefon gerufen wird. Nochmals schonen Dank! Ja, ich warte.“
    Der Sheriff konnte sehr höflich sein, wenn es unbedingt erforderlich war.
    „Um Himmels willen, was ist los, Sheriff?“ meldete sich nach einer Weile Mutter Pfannroth. Sie war vom Treppensteigen noch ganz außer Atem. Natürlich war sie gerannt wie die Feuerwehr.
    „Überhaupt nichts, Frau Pfannroth.“
    „Warum telefonierst du dann durch die Gegend?“ fragte Frau Pfannroth und japste immer noch nach Luft.
    „Es ist wegen des Geldes für die Uniform.“
    „Hundertsechsundzwanzig Mark, mir blieb die Spucke weg, als ich das hörte. Aber ich hab’ mir natürlich nichts anmerken lassen.“ Jetzt kam Mutter Pfannroth am anderen Ende der Strippe allmählich wieder in Gang.
    „Machen Sie sich keine Sorgen. Hundert Mark davon übernehme ich. Das wollte ich Ihnen nur

Weitere Kostenlose Bücher