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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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los.“
    „Da kann überhaupt nichts ins Auge gehen“, lachte Herr Winkelmann und wünschte allerseits einen guten Abend.
    Es war etwas auffallend, wie die Jungen auf der Straße vor der Kuhlenkampschen Sportschule noch zusammenblieben.
    „Einzeln zur Tankstelle, ihr Knalltüten!“ zischte der Sheriff zwischen den Zähnen. Er benutzte dazu den Augenblick, als Peter sein Fahrrad holte. Aber auch jetzt war er sofort wieder neben ihm. Peter klebte schon den ganzen Abend an dem Sheriff wie eine Briefmarke am Brief. Die Jungen hatten begriffen. Das allgemeine Herumstehen löste sich auf, und es sah jetzt so aus, als ginge man tatsächlich nach Hause.
    Bisher war es immer so gewesen, daß Peter nach dem Training sein Rad bis zur nächsten U-Bahn-Station neben sich hergeschoben hatte, um den Sheriff zu begleiten.
    Das würde, leider, auch heute nicht zu ändern sein, wenn der Sheriff nicht riskieren wollte, daß Peter etwas merkte.
    Der Sheriff hatte sich alle möglichen Ausreden überlegt, aber beim besten Willen war ihm nichts Richtiges eingefallen. „Gehen wir!“ sagte er also. Je schneller sie aufbrachen, um so früher konnte er zurück sein.
    Da geschah etwas völlig Unprogrammgemäßes. Für den Sheriff war es wie ein Geschenk des Himmels.
    „Du, Sheriff“, sagte Peter, „der Admiral will sich bei meiner Mutter ein Kleid schneidern lassen, und da sie nicht genau weiß, wo wir wohnen, wollten wir jetzt zusammen losfahren.“
    Peter war richtig verlegen. „Aber nur, wenn es dir nichts ausmacht.“
    Der Sheriff mußte zuerst einmal tief Luft holen, dann hätte er Peter am liebsten umarmt. Aber er umarmte ihn nicht, vielmehr zwang er sich, möglichst ruhig zu bleiben, und sagte nur: „Sing doch keine Operntexte! Ist doch ein ganz klarer Fall.“ Dabei gab er Peter die Hand.
    In diesem Augenblick hörte man aus dem Kuhlenkampschen Hinterhof auch schon das Geräusch eines Motorrollers. Dieses Geräusch kam mit Tempo angefegt. Jetzt quietschte die Bremse, und ein helles Horn hupte dreimal kurz hintereinander.
    „Fahren wir los oder nicht?“ fragte der Admiral und schaltete den Motor ab. Sie hatte ihre silbergraue Vespa vor etwa drei Monaten bei der Funklotterie gewonnen und war natürlich sehr stolz darauf, daß ausgerechnet sie als Mädel „motorisiert“ war, wie sie es nannte.
    „Also was ist?“ fragte der Admiral noch einmal.
    „Tut es eigentlich sehr weh, wenn einem so eine Knattermühle in den Kopf steigt?“ wollte der Sheriff wissen.
    „Blasser Neid der Fußgänger“, meinte der Admiral und warf die hellblonden Locken zurück.
    „Bis morgen“, grinste Peter und stieg auf sein Fahrrad.
    „Wir müssen übrigens an eine Generalversammlung denken. Heute hätte es ganz gut gepaßt.“
    Der Sheriff spürte, wie ihm schon wieder die Luft wegblieb.
    „Wir waren so ziemlich vollzählig“, fuhr Peter fort.
    „Aber vielleicht am Sonntag nach den Kämpfen. Ihr müßt einen anderen Chef wählen, und dann kann ja an meiner Stelle auch ein Neuer anfangen.“
    „Unterhalten wir uns morgen darüber“, sagte der Sheriff und fing wieder an, regelmäßig zu atmen.
    „Davon weiß ich ja gar nichts“, sagte der Admiral ziemlich neugierig.
    „Kleine Mädchen wissen vieles nicht“, grinste der Sheriff jetzt.
    Da ließ der Admiral seinen Motor wieder anspringen und gab Gas. So im Stehen machte das einen Heidenlärm.
    „Gute Nacht, Sheriff!“ rief Peter noch und fuhr los.
    „Fahr nicht so schnell, sonst kommt sie nicht mit!“ mahnte der Sheriff hinterher.
    Aber da mußte er zur Seite springen. Der Admiral hatte nämlich den Kupplungshebel losgelassen und fuhr direkt auf ihn zu.
    „Knalltüte“, brummte der Sheriff wieder einmal. Er wartete noch, bis die beiden am Ende der Straße in einer Kurve verschwanden. Dann rannte er los.
    Hinter dem niedrigen weißen Bau der Tankstelle gab es eine Art Lagerplatz mit einem Holzschuppen und einigen Garagen. Dort warteten die fünfundzwanzig Jungen. Sie saßen am Boden oder auf Kisten und Bretterstapeln.
    „Herhören!“ rief der Sheriff und kletterte auf ein leeres Benzinfaß. „Wir müssen alle nach Hause, und ich will keine lange Rede halten. Die Sache ist die und der Fall ist der, unser —“
    Es wurde doch eine Rede. Allerdings, sehr lang war sie nicht.
    Vom Dammtorbahnhof polterten die Hochbahnzüge herüber, und die Neon-Reklame der Tankstelle zuckte mit ihrem bläulich-weißen Licht wie ein Morseapparat. Von irgendwoher hörte man eine Straßenbahn klingeln

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