Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
sagen. Bis Sonntag dann.“
    „Hast du im Toto gewonnen?“ wollte Mutter Pfannroth wissen.
    „Leider nicht“, mußte der Sheriff zugeben. Aber sie seien fünfundzwanzig Jungen, und er habe sich überlegt, wenn sie Sonntagvormittag vor den Boxkämpfen alle einmal ausnahmsweise arbeiten würden, dann müßte es zu schaffen sein.
    „Das wären im Durchschnitt vier Mark pro Junge. Aber Peter darf nichts davon erfahren. Sie müssen mir das versprechen, Frau Pfannroth. Er würde das nämlich bestimmt nicht zulassen. Und damit er nicht irgendeinen anderen Quatsch macht, müssen Sie ihm heute abend in Ihrem Familienrat sagen, daß Ihnen irgend jemand von Ihrer Kundschaft das Geld vorschießt. Notlügen sind erlaubt, wenn nichts Schlechtes dahintersteckt, sagt meine Mutter. Peter überlegt nämlich, ob er sein Fahrrad verkaufen oder Herrn Winkelmann anpumpen soll. Das Fahrrad braucht er doch, und gegen Schulden haben wir Schlotterbecks sozusagen eine Familienabneigung. Wie denken Sie darüber, Frau Pfannroth?“
    Auf der anderen Seite rührte sich nichts. Völlige Funkstille. „Hallo, Frau Pfannroth - sind Sie noch da?“
    „Ja, ich bin noch da, Sheriff.“
    „Ehrenwort, daß Sie ihm nichts sagen?“
    „Großes Ehrenwort — und schönen Dank auch“, sagte Mutter Pfannroth.
    „Dann Tschüß! Ich hab’ Peter nämlich gesagt, daß ich nur eine Zitronenlimonade trinken gehe.“ Der Sheriff hängte wieder ein.
    Auch Mutter Pfannroth legte den Hörer wieder auf, allerdings erst eine kleine Weile später.
    „Ist doch was passiert?“ wollte Herr Brambeck wissen. Er war Vertreter für Fischkonserven und hatte deshalb ein Telefon.
    „Nein - wirklich nicht“, sagte Mutter Pfannroth. „Und nochmals besten Dank.“
    „Jungen in diesem Alter können verdammte Dummheiten machen“, meinte der Fischkonserven-Vertreter. „Wenn ich so zurückdenke —“
    „Das stimmt schon. Aber manchmal können sie auch ordentlich sein“, antwortete Mutter Pfannroth etwas leise und ging zur Tür.
    „Vielleicht, wenn Weihnachten und Ostern mal zusammenfallen!“ lachte Herr Brambeck .
    Er lachte noch, als Mutter Pfannroth schon die Treppen zu ihrem vierten Stock hinaufstieg.

Sheriff hält eine Rede, die gar keine ist

    Vom Donnerstagabend bei Kuhlenkamp interessieren eigentlich nur die letzten zehn Minuten.
    Allerdings fiel es schon von Anfang an auf, daß die Schuhputzerjungen heute so vollzählig „an Deck“ waren.
    Aber dafür gab es verschiedene Erklärungen.
    Vater Kuhlenkamp zum Beispiel fand es ganz natürlich, daß die Jungen gerade beim letzten Training vor den Kämpfen am Sonntag mit dabei sein wollten.
    Herr Winkelmann dagegen dachte so im stillen an seine Schweinskoteletts und schmunzelte in sich hinein. Schon bei oberflächlicher Schätzung war es ihm klar, daß er heute noch für Nachschub sorgen mußte.
    In Wirklichkeit hatte der Sheriff Alarm gegeben. Mit der Bemerkung allerdings, daß Peter Pfannroth von diesem Alarm kein Wort erfahren dürfe, aus bestimmten Gründen, die er der Versammlung am Abend darlegen würde. So hatte er sich wörtlich ausgedrückt.
    „Nach dem Training auf dem Gelände der SHELL -Tankstelle gegenüber Kuhlenkamp“, hatte der Sheriff als Parole ausgegeben.
    Die SHELL-Tankstelle lag tatsächlich gleich gegenüber der Sportschule. Der Vater eines der Jungen war dort Tankwart.
    Vater Kuhlenkamp beschäftigte sich heute vor allem mit den Kämpfern, die am Sonntag die Farben von „ASTORIA“ vertreten sollten. Das leuchtete jedem ein.
    Im übrigen war es ein Trainingsabend wie an jedem Montag oder Donnerstag.
    Der Admiral balancierte zum Abschluß wieder sein Tablett mit den Fruchtsaftgläsern aus der Küche, und im Duschraum wurde das Wasser aus den Gasbadeöfen nach fünf Minuten wieder lauwarm und schließlich eiskalt.
    Herr Winkelmann hatte inzwischen mit seiner Fleischerei telefoniert und noch zweiundzwanzig Koteletts nachbestellt. Keiner der Jungen ging also leer aus, als der Fleischermeister schließlich wieder Weihnachtsmann spielte.
    „Also bis Sonntag“, sagte Herr Winkelmann, als er von einem zum anderen ging und jedem ein Schweinskotelett gab. Es sah so aus, als ob er Orden verteilte.
    „Bis Sonntag“, antworteten die Jungen. „Und schönen Dank, Herr Winkelmann.“
    „Wir treffen uns gleich nach dem Mittagessen hier im Trainingssaal. Sagen wir spätestens zwei Uhr“, gab Vater Kuhlenkamp noch bekannt. „Wir haben dann noch eine ganze Stunde Zeit und gehen geschlossen

Weitere Kostenlose Bücher