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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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wurden nämlich gerade geputzt, und zwar von dem jungen Portugiesen.
    „Viel weniger Schuhcreme“, korrigierte der Sheriff, „nur hauchdünn! Um so schneller bekommst du sie nachher beim Polieren auf Hochglanz.“
    Carlos schaute fragend zu dem Drehstuhl hinauf und schien zu überlegen. Dabei zog er die Unterlippe zwischen seine Zähne. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Sheriff erklärt hatte, was er meinte. Dann leuchteten plötzlich die großen schwarzen Augen auf, wie wenn man plötzlich zwei Glühbirnen anknipst. Carlos hatte begriffen. Er nickte mehrmals hintereinander mit dem Kopf. „ Capito -verstehen.“
    „Hallo, Sheriff!“ rief in diesem Augenblick eine Stimme. Der Sheriff gab seinem Drehstuhl einen Schubs und sah sich um.
    Hinter ihm stand Peter in seiner Pagenuniform. Die Mütze mit der Aufschrift ATLANTIC schief über dem linken Ohr. Diese Mütze mußte außerhalb des Hotels zur Uniform getragen werden.
    „Guten Morgen, General!“ grinste der Sheriff und gab Peter die Hand. „Bist du wieder auf deinem Nelkenbummel?“
    „Wie jeden Morgen für Nummer 477.“ Peter warf ein Fünfmarkstück in die Luft und fing es auf.
    „Buenos dias , Carlos“, grüßte er jetzt den jungen Portugiesen. „Wie geht’s , wie steht’s?“
    Der Junge mit den großen schwarzen Augen strahlte über sein ganzes Gesicht. „Danke gutt , serr gutt .“
    „Dann ist ja alles in bester Ordnung“, stellte Peter fest und tippte mit der Hand an sein Mützenschild. „Tschüß!“ sagte er noch und spazierte zur Halle hinüber.
    Der Sheriff sah ihm eine ganze Weile nach. Bis er drüben hinter der Schimmelpfengschen Ladentür verschwand. „Er sieht aus wie ein junger Lord“, meinte er dann und gab seinem Drehstuhl wieder einen Schubs zurück. „Das heißt, wenn junge Lords so aussehen und wenn sie goldene Knöpfe an ihren Anzügen haben.“
    „Was du sagen?“ fragte Carlos.
    „Daß du jetzt dein Poliertuch nehmen sollst“, erklärte der Sheriff und stellte seine Schuhe wieder vor den jungen Portugiesen.
    Drüben im Blumenladen suchte Herr Schimmelpfeng inzwischen eine möglichst schöne weiße Nelke aus.
    „Nett, daß du zu mir kommst.“
    „Ehrensache, Herr Schimmelpfeng“, meinte Peter. „Vom Hotel zum Bahnhof ist es nur ein Sprung.“
    „Es wäre sehr freundlich von dir“, lächelte Herr Schimmelpfeng, „wenn du diese Tatsache im ATLANTIC’ verbreiten könntest. Ein solches Hotel braucht doch bestimmt eine Menge Blumen.“
    „Ich werde mich bemühen“, sagte Peter und legte das Fünfmarkstück auf die Kasse.
    „Das ist heute ein Geschenk. Sozusagen zur Förderung unserer Geschäftsverbindung. Und in Zukunft alles zu Sonderpreisen“, lächelte Herr Schimmelpfeng wieder.
    „Das ist sehr freundlich. Aber Sie müssen mir die fünf Mark dann schon wechseln. Sonst kann ich nachher nicht —“
    „Natürlich, ich verstehe“, meinte Herr Schimmelpfeng und rasselte mit seiner Kasse.
    „Also auf gute Geschäftsverbindung“, grinste Peter. Er nahm die gewechselten fünf Mark, seine weiße Nelke, gab Herrn Schimmelpfeng die Hand und türmte wieder los, zum Hotel zurück.

Mister Overseas kreuzt auf

    Conny hatte gerade Dienst an der Drehtür.
    „Sehr freundlich“, bedankte sich Peter, als ihn der hellblonde Junge höflich anlächelte und wie einen Gast einließ.
    „Bitte sehr, mein Herr“, antwortete Conny Kampendonk .
    Aber er sagte es nur sehr leise und schielte dabei zur Loge des Chefportiers hinüber.
    Doch Herr Krüger wurde gerade von einem sehr schlanken und baumlangen Neger in Anspruch genommen. Dieser Neger steckte in einer dunkelblauen Chauffeuruniform und sprach nur englisch. Er wollte wissen, ob ein Mister Overseas schon angekommen sei.
    Mister Overseas habe sich für heute angemeldet. Aber es sei nicht bekannt, wann man ihn erwarten dürfe, antwortete Chefportier Krüger.
    „ Allright “, meinte der Neger. Dann wolle er eben warten. Er ging zum Zeitungskiosk links in der Halle und kaufte sich für alle Fälle erst einmal einen dieser amerikanischen Kriminalromane im Taschenformat. Peter kletterte inzwischen über die Treppen und die dicken Teppiche zum vierten Stock.
    „Herein!“ rief es hinter der Tür von Zimmer 477, als Peter geklopft hatte. Er trat ein und sagte höflich: „Ihre Nelke, Herr Meyer.“
    Dauergast Meyer stand am Fenster und hatte ganz offenbar gewartet. „Na endlich“, knurrte er, nahm die Nelke und steckte sie ins Knopfloch seines linken Rockaufschlages.
    „Vier

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