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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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eine Gruppe von fünf oder sechs Herren, die schon seit heute früh Zigaretten rauchten, Kaffee tranken und den ganzen Tisch voller Schriftstücke hatten.
    Und dann war da noch dieser schlanke und baumlange Neger in der dunkelblauen Chauffeuruniform mit den silbernen Knöpfen. Er hatte die langen Beine übereinandergeschlagen und saß in einem der tiefen Ledersessel, allerdings etwas seitlich und hinter einer Marmorsäule; aber doch so, daß er immer den Blick zum Eingang frei hatte. Im übrigen war er noch ziemlich jung und hatte sich schon die dritte Kriminalstory vom Zeitungskiosk geholt. Es hatte sich natürlich schon herumgesprochen, daß er mit seinem Wagen erst in der vergangenen Nacht in Bremen an Land gegangen und sofort hierher gerollt war, sozusagen im Non stop von New York direkt bis zum ATLANTIC.
    Dieser Wagen war übrigens eine Sensation für sich, natürlich ein Cadillac, und zwar das neueste Modell.
    Wenn Peter durch die Drehtür ins Freie sah, konnte er das Monstrum sehen. Es stand drüben auf dem Parkplatz. Unter den anderen Autos wirkte es wie ein Flugzeugmutterschiff. Seine Vorderfront blitzte nur so vor Chrom und Glas. Seine Lackierung war ganz hell.
    „Eine Farbe wie das Vanilleeis bei Signor Tavanti “, dachte Peter, und dann sagte er wieder einmal „Guten Tag!“ Es kamen nämlich zwei Damen in die Halle.
    Fünf Minuten später erschien der Dauergast von 477 vor dem Speisesaal. Er kaute noch an seinem Zahnstocher, ließ sich an der Garderobe seine schwarze Melone geben und hatte natürlich seine weiße Nelke im Knopfloch. Jetzt segelte er direkt auf die Drehtür zu. „Auf Wiedersehen, Herr Meyer“, sagte Peter und war ihm behilflich.
    Draußen blieb der Herr von 477 stehen und sah durch seinen Zwicker nach der Sonne. Wagenmeister Krause führte die Hand an die Mütze, und die beiden unterhielten sich eine Weile. Dann lüftete Herr Meyer seine schwarze Melone und spazierte zur Alster.
    Jetzt war es eine Viertelstunde lang wieder völlig ruhig. Es war wirklich zum Auswachsen!
    Der kleine Rothaarige auf der Pagenbank klappte vor Langeweile seine Augen zu wie zwei Schubladen und fing einfach an zu schlafen.
    „Wenn es schon verboten ist, sich anzulehnen“, dachte Peter, „müßte man wenigstens einen Handstand oder zehn Kniebeugen machen dürfen.“
    In diesem Augenblick fuhr draußen eine Taxe vor und quietschte mit ihrer Bremse. So ziemlich in der gleichen Sekunde schrillte im Raum für die Hausdiener und in der Portierloge die Klingel. Das war Wagenmeister Krause.
    „Page!“ rief Chefportier Krüger und schnalzte wieder mit Daumen und Zeigefinger. „Ankunft!“
    „Ankunft“, wiederholte Peter und stürzte auch schon durch die Drehtür ins Freie.
    Fast gleichzeitig sprang auch der Negerchauffeur aus seinem Ledersessel hoch. Er warf die Kriminalstory einfach auf den Teppich und rannte los, mit zwei, drei schlaksigen Sprüngen war er am Eingang.
    „Mister Overseas!“ rief er noch zu Chefportier Krüger, und dann war er auch schon draußen.
    „Page!“ rief Herr Krüger noch einmal. „Direktor Adler Bescheid sagen. Aber dalli!“ Dann zog er sich schnell die Krawatte zurecht , nahm ein paar Zimmerschlüssel vom Wandbrett und kam aus seiner Portierloge.
    Plötzlich war die ganze Halle wieder hellwach.
    Die Garderobenfrau bekam von einer Sekunde zur anderen blanke Augen, der Fahrstuhlführer ließ blitzschnell seine Zeitung verschwinden, und der junge Angestellte hinter der Empfangsloge feuerte seinen Totozettel in eine Schublade.
    Direktor Adler wollte seinem Gast eigentlich entgegengehen. Aber da kam Mister Overseas schon durch die Drehtür. „Hallo!“ rief er laut und stieß eine dicke, weiße Wolke Zigarrenrauch in die Luft. Dann gab er Direktor Adler und Chefportier Krüger die Hand.
    „Herzlich willkommen!“ sagte Direktor Adler, und Herr Krüger schloß sich wie ein Echo an: „Herzlich willkommen!“
    Mister Overseas war ziemlich groß und breit. Er trug einen hellen Sommerhut mit einem sehr breiten Rand.
    „Und das ist Francis, Overseas junior“, lachte er jetzt. Dabei holte er einen etwa vierzehn Jahre alten Jungen hinter sich hervor. Dieser Junge kaute an einem Kaugummi und hatte eine Jockey-Mütze auf dem Kopf, deren Schild senkrecht in die Luft guckte. Diese Mütze nahm er jetzt ab. Dabei zeigte es sich, daß Mister Overseas junior ganz kurze schwarze Haare hatte. „Wie eine Schuhbürste“, dachte Peter und sah sich die Haare genauer an.
    „Hay!“ sagte

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