Gepaeckschein 666
Minuten später kam die Ablösung.
Und fünfzehn Minuten später seiften sich Peter und Conny Kampendonk im Duschraum schon gegenseitig die Rücken ein.
„Wenn dieser Mister Overseas nachts seine Brieftasche unters Kopfkissen legt“, meinte der Rot-Weiße, „muß er bestimmt beim Schlafen aufrechtsitzen.“
Die beiden Jungen stellten sich jetzt unter den Wasserstrahl.
Es dauerte nicht lange, und sie waren krebsrot, das Wasser war nämlich sehr heiß.
„Das Ganze kehrt!“ kommandierte Peter und drehte auf kalt.
Etwa im gleichen Augenblick fragte Overseas junior ein Stockwerk höher in der Halle nach dem Pagen, der ihm bei der Ankunft sein Gepäck aufs Zimmer gebracht hatte.
„Die Jungen sind gerade abgelöst worden“, bedauerte Chefportier Krüger. „Haben Sie irgendwelche Wünsche?“
„Wann - I mean , when does he come back?“
„Wieder ab morgen früh sieben Uhr.“
„ Thank you “, sagte Overseas junior und schlenderte zum Fahrstuhl zurück, die Hände in den Hosentaschen und den Cowboy auf der Brust.
Der Page Pfannroth spielt Kinderfräulein
Als Zimmer 281 am nächsten Morgen nach einem Pagen telefonierte, stand Peter gerade vor der Drehtür. „ Zwoeinundachtzig !“ rief der Chefportier Krüger. „Das ist Frau Baldewein . Die Dame wünscht aber, daß man sie mit ,Frau Opernsängerin’ anredet. Merk dir das! Sie gibt hier augenblicklich einige Konzerte.“
„Jawohl, Frau Opemsängerin “, wiederholte Peter und türmte los. Chefportier Krüger zog die Augenbrauen hoch und sah dem Jungen nach.
Kurz vor dem zweiten Stockwerk kamen gerade die beiden Overseas über die Treppe. Sie waren auf dem Weg zum Frühstücksraum.
„Das ist der Page von gestern, Daddy“, flüsterte Francis und zog seinen Vater am Rock. Dann sagte er laut: „Hallo!“
„Guten Morgen“, erwiderte Peter und trat etwas zur Seite. Mister Overseas griff in seine Rocktasche. „Du hast dich gestern ja so schnell dünnegemacht“, meinte er und gab Peter ein nagelneues Fünfmarkstück.
„Schönen Dank“, sagte Peter, ohne das Geld anzusehen und blickte dafür Mister Overseas ins Gesicht. Der erwiderte diesen Blick eine ganze Weile. Dann sagte er: „ Allright !“ und ging weiter. Francis folgte ihm. Aber er zwinkerte im Weitergehen so mit dem rechten Auge hinter sich. Peter zwinkerte zurück, dann warf er das nagelneue Fünfmarkstück in die Luft, fing es wieder auf und steckte es in die Hosentasche. „Vielleicht ist er doch gar nicht so übel“, dachte Peter, „und sein Vater hat nur zuviel Geld. Aber dafür kann er ja schließlich nichts. Im übrigen fängt dieser Tag nicht gerade schlecht an.“
Die Opernsängerin auf 281 war eine ziemlich stattliche Dame mit flachsblonden Haaren. Sie hatte ein Notenblatt in der Hand und spazierte zwischen dem Fenster und dem Schreibtisch hin und her. Dabei trillerte sie vor sich hin, immer die Tonleiter rauf und runter, bis sie schließlich mit ihrer Stimme wie ein Flugzeug in die Höhe stieg. Als sie ganz hoch oben war, zog sie noch ein paar elegante Schleifen. Dann schaltete sie plötzlich ab. „Entschuldigung“, sagte sie und räusperte sich etwas, „morgens muß ich mich immer erst frei singen. Und das hier ist Bienchen.“
Jetzt erst entdeckte Peter einen kleinen, etwa vier Jahre alten Jungen in einem Matrosenanzug. Er saß auf dem Sofa ganz in der Ecke und sah ziemlich lustig aus.
Die Opernsängerin ging jetzt vor dem Kleinen in die Hocke und nahm ihm den Finger aus der Nase. Dabei sah sie zu Peter. „Wie heißen Sie?“
„Peter Pfannroth.“
Die stattliche Dame mit den flachsblonden Haaren nickte und sprach jetzt mit ihrem Jungen, als ob sie selbst erst gerade ihren fünften Geburtstag gefeiert hätte. „Siehst du, Bienchen, das ist Onkel Peter. Onkel Peter ist ein sehr lieber Onkel, er fährt jetzt mit dir in den Zoo, du weißt doch, wo die Elefantilein sind.“
„ Fantilein !“ rief jetzt der kleine Matrose und klatschte vergnügt mit den Händchen. Peter bekam zehn Mark und einen ganzen Sack voll guter Ratschläge.
„Zur Fahrt nehmen Sie eine Taxe. Mit meiner Probe im Theater bin ich etwa um ein Uhr fertig. Um diese Zeit erwarte ich Sie mit dem Kleinen wieder zurück. Und kein Eis! Bienchen erkältet sich so leicht den Magen. Schokolade könnt ihr essen, solange das Geld reicht. Und passen Sie mir gut auf!“
Das gleiche sagte auch Herr Krüger, als sich Peter seine Mütze aus der Portierloge holte.
„Aufpassen, Herr Krüger“, wiederholte
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