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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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man sich nicht einmal erinnern kann. Spencer musste würgen und versuchte nicht zu kotzen.
    Er musste an den vergangenen Abend zurückdenken – jedenfalls an das, woran er sich erinnerte. Nicht gerade heldenhaft. Wie er an irgendeiner Hotelbar stand und lautstark
herumprahlte. Sich an Frauen ranmachte, die viel zu gepflegt waren und ihn sofort durchschauten. Tammy im knappen schwarzen Minirock mit schwarzen Netzstrümpfen – und das am Nachmittag. Wie stolz er gewesen war, doch noch eine an Land gezogen zu haben. Die betrunkene Fahrt durch die jämmerliche kleine Stadt, mehr Alkohol, Tanzen, noch ein Club, noch eine Hotelbar, noch mehr Alkohol. Und danach? Das wusste nur der Himmel.
    Plötzlich schoss ihm ein neuer Gedanke durch den Kopf, ein so fürchterlicher Gedanke, dass ihm gleich wieder kotzübel wurde. Was, wenn man ihn bereits gefilmt hatte? Wenn ihn ein anderer Barbesucher mit seinem Handy aufgenommen hatte? So etwas passierte jetzt andauernd. Wenn nun Aufnahmen von ihm, wie er betrunken an einer Bar hing und eine Prostituierte aufgabelte, bereits durch You Tube geisterten? War das möglicherweise der Grund dafür, warum eine Polizeibeamtin jetzt seit fast einer halben Stunde im Wohnzimmer auf ihn wartete?
    Teufel noch mal, was für eine Scheiße. Und das Schlimmste war, dass er nicht, so wie früher, einfach jemanden anrufen konnte, der das Ganze für ihn in Ordnung brachte. Er drehte mit einem zornigen Ruck den Wasserhahn ab und rappelte sich wackelig auf die Beine. Mit Abtrocknen hielt er sich gar nicht erst auf. Er hätte das Gefühl nicht ertragen können. Nachdem er noch ein paar Tabletten geschluckt hatte, kehrte er ins Schlafzimmer zurück. Es stank nach abgestandenem Zigarettenrauch, Dope, verschüttetem Alkohol und krudem Sex. Und wie es erst aussah: zwei umgekippte Aschenbecher, halbleere Gläser, eins davon zerbrochen, überall lagen Kissen und Decken herum, ein Stuhl war umgekippt, und dort drüben hing Tammys verschwitzter BH.
    Er trat an den Schrank. Fischte ein T-Shirt und eine Jeans
heraus. Schuhe zog er nicht an. Als er schließlich das Wohnzimmer betrat, musste er zu seiner Verärgerung feststellen, dass die Polizistin einfach die Vorhänge zurückgezogen hatte. Die Sonne schien blendend hell herein. Eigentlich erstaunlich, dass sie überhaupt noch da war. Er hatte ihr genug Zeit gelassen, die Sache aufzugeben und ein andermal wiederzukommen. Hartnäckiges kleines Luder.
    Â»Mr. Gray, wir sind der Meinung, dass Sie uns mit der Beantwortung einiger Fragen behilflich sein können«, sagte sie in scharfem Ton. Sie wirkte verärgert.
    Spencer ignorierte sie fürs Erste. Er hatte sich gerade die Zähne geputzt, und der frische Geschmack irritierte ihn. Er brauchte eine Zigarette. Auf dem Sofatisch lag eine angebrochene Packung. Er suchte nach einem Feuerzeug. Fand eins, zum Glück ohne vieldeutige Aufschriften. Er nahm einen tiefen Zug und ließ sich gegenüber aufs Sofa fallen. Sein Kopf sank nach hinten. Er starrte zur Decke.
    Â»Das bezweifle ich sehr. Wie war noch Ihr Name?«
    Â»Detective Constable Claudia Becker, Sir.«
    Er nahm den Blick von der Decke und richtete ihn auf sie. Den Namen hatte er noch nie gehört, und doch kam sie ihm vage bekannt vor. Ob er ihr schon einmal begegnet war? Aber wo sollte das gewesen sein? Sie war ziemlich unscheinbar. Schmale Lippen, dicke, lockige, rote Haare, kantiges, breites Gesicht. Schien doch jünger zu sein, als er zuerst angenommen hatte. Weder schlank noch dick. Die Titten waren nicht schlecht. Er verwarf den Gedanken. Nicht der Mühe wert, vor allem nicht an einem so schwülen Sonntag wie heute.
    Â»Dann schießen Sie los, Constable. Worum handelt es sich?«
    Â»Mr. Gray, würden Sie mir bitte beschreiben, wie Sie den
gestrigen Tag verbracht haben. Sagen wir ab der Mittagszeit.«
    Â»Warum fragen Sie?«
    Â»Bitte beantworten Sie einfach die Fragen.«
    Â»Nein. Ich möchte wissen, worum es geht.«
    Â»Nun gut. Jemand wird vermisst.«
    Â»Menschenskind, was geht mich das an!«
    Â»Mr. Gray, machen Sie es uns bitte nicht schwerer als nötig. Wir müssen wissen, was Sie gestern Nachmittag und am Abend getan haben.«
    Â»Was zum Teufel hat das mit einer vermissten Person zu tun? Sie verschwenden bloß Ihre Zeit.«
    Â»Bitte, Mr. Gray.«
    Â»Ich war die ganze Zeit hier.«
    Sie blickte langsam von ihrem Notizblock

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