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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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Tür. Er hatte am Empfang ausdrücklich verlauten lassen, dass er unter keinen Umständen gestört werden wollte. Was bedeutete, dass es nur Jason sein konnte. Jason, der immer irgendwas rumzumeckern hatte. Er hatte wirklich Lust, ihn zu feuern, wusste aber, dass er das nicht konnte. Gute Gitarristen waren heutzutage schwer zu kriegen.
    Spencer warf einen Blick über die Schulter aufs Bett. Die Frau lag da wie ein toter Fisch, auf dem Bauch, die Flossen von sich gestreckt. Den Kopf hatte sie ihm zugewandt. Ihr Mund stand offen, und sie sabberte aufs Kissen.
    Sie rührte sich nicht.
    Spencer wandte sich angeekelt ab. Er sah an seinem nackten Körper herunter und kratzte sich zerstreut die haarige Brust. Er bekam allmählich graue Haare. Vielleicht sollte er sich nicht nur seine Kopf-, sondern auch seine Brusthaare färben. Nein, das war ihm einfach zu peinlich. Jason hatte vorgeschlagen, er solle sich wenigstens die Brust rasieren lassen, aber der hatte gut reden. Er, Spencer, war keine fünfundzwanzig mehr. Obwohl er immer noch recht gut in Form war. Nur ein ganz kleiner Bauchansatz, der auch nur dann zu sehen war, wenn er beschloss, die Wampe mal nicht einzuziehen. Seine Haare hatten sich ein wenig gelichtet, und hier und da zeigten sich ein paar geplatzte Äderchen, aber das war auch schon alles. Mit seinen sorgfältig gefärbten Haaren und den coolen Klamotten, auf die er nach wie vor großen Wert legte, kam er immer noch gut an.
    Bis jetzt jedenfalls.
    Spencer streckte den Fuß aus, packte eins der Hotelhandtücher, das auf dem Boden lag, mit den Zehen und zog es zu
sich heran. Sein Kopf pochte protestierend. Er wartete ein paar Sekunden, bis das Stechen nachgelassen hatte. Dann stand er schwankend auf, wickelte sich das muffig riechende Handtuch um die Hüften, schlurfte zu der zerkratzten Kommode hinüber und wühlte in dem Zeug herum, das sich darauf häufte, denn er war sich fast sicher, dass irgendwo eine angebrochene Zigarettenschachtel liegen musste. Als er nicht fündig wurde, ließ er die geröteten Augen über den Boden schweifen. Ah, dort lag eine Packung. Er bückte sich und hob sie ächzend auf. In der Cellophanfolie steckte ein rosa Feuerzeug. Die Tussi in seinem Bett hatte es ihm geschenkt. Darauf stand: »Tammy besorgt’s dir«. Einst hätte ihm jemand vielleicht so etwas ins Ohr geflüstert, aber es nun als Anmache auf einem Feuerzeug lesen zu müssen, bestätigte nur einmal mehr, wie tief er inzwischen gesunken war. Er wünschte, er könnte sich erinnern, ob sie ihr Versprechen gehalten hatte. Der Gedanke ließ ihn erschaudern, und für einen Moment machte er sich Vorwürfe, dass er die guten Zeiten in Los Angeles so achtlos hatte verstreichen lassen.
    Spencer Gray zündete sich die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Er wartete ein paar Sekunden, bevor er noch einen nahm. Widerwillig machte er sich auf den Weg zur Tür. Dass dabei Asche auf den Teppich fiel, kümmerte ihn nicht.
    Wieder dieses Hämmern. Es klang jetzt viel lauter, da er beinahe direkt vor der Tür stand. Und das bei seinem Brummschädel! Seine ohnehin schlechte Laune verdüsterte sich. Er riss die Tür mit einem Ruck auf.
    Â»Was soll das?«, zischte er wütend.
    Â»Mr. Spencer Gray?«
    Eine Frau. Nicht Jason. Er funkelte sie böse an. Hielt mit der freien Hand das Handtuch um seine Hüften fest. Sie war etwa in seinem Alter, vielleicht auch ein bisschen jünger.
Anfang dreißig, schätzte er. Ein Zimmermädchen. Nein. Sie hatte keine Uniform an und auch kein Namensschildchen am Revers. Obwohl ihre Kleidung – die hochgeschlossene rosa Bluse, der graue Hosenanzug – fast wie eine Uniform aussah.
    Â»Ja. Was wollen Sie von mir?«
    Â»Ich bin Detective Constable Claudia Becker. Darf ich kurz reinkommen?« Sie hielt ihren Ausweis hoch.
    Er blinzelte und versuchte vergebens zu lesen, was darauf stand. Also richtete er den Blick wieder auf die lästige Besucherin und starrte sie durchdringend an. Ob er sich vielleicht verhört hatte? In diesem Moment verbrannte er sich an der vergessenen Zigarette die Finger und warf sie fluchend auf den Laubengang hinaus, wobei er die Polizistin nur knapp verfehlte.
    Â»Was ist los?«, fragte er misstrauisch.
    Â»Tut mir leid, Sie stören zu müssen, Mr. Gray, aber ich muss Ihnen ein paar dringende Fragen stellen.«
    Â»Das passt mir jetzt gar

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