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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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auf und schaute ihm direkt in die Augen.
    Er blinzelte nicht.
    Sie auch nicht.
    Â»Falsche Antwort, Mr. Gray.«
    Â»Hören Sie, gute Frau, ich hab einen anstrengenden Job. Ein Tag vergeht wie der andere. Ich weiß nicht mal, was heute für ein Tag ist, geschweige denn, was ich gestern getan habe!«
    Er beobachtete ihre Reaktion. Ihr breiter Mund verzog sich zu einem schmalen Strich. Er sog stärker an seiner Zigarette, den Stummel zwischen Zeigefinger und Daumen haltend. Tief zog er die letzten Nikotinreste in seine Lungen und blies den Rauch durch die Nasenlöcher wieder aus. »Wer wird vermisst?«
    Â»Eine Polizeibeamtin.«
    Â»Hören Sie, ich hab Ihnen doch schon gesagt, dass …«
    Â»Mr. Gray«, unterbrach sie ihn gereizt, »je schneller Sie
meine Fragen beantworten, desto schneller sind Sie mich wieder los. Also, fangen wir mit dem gestrigen Mittag an und Ihrem Konzert im Fußballverein von Mount Dempsey. Das fand zwischen zwölf Uhr dreißig und fünfzehn Uhr dreißig statt. Laut Zeugenaussagen beendeten Sie Ihr Konzert um etwa fünfzehn Uhr zwanzig. Danach sind Sie und Ihr Gitarrist ins Vereinslokal gegangen und haben dort etwas getrunken. Würden Sie uns bitte bestätigen, was genau Sie getrunken haben und in welchen Mengen?«
    Spencer fuhr hoch.
    Â»Verfluchte Scheiße! Was geht Sie das an?« Sein Kopf hämmerte nach diesem Ausbruch schlimmer denn je, aber er hatte jetzt genug von diesem Verhör. Er wollte jetzt wirklich seine Ruhe haben.
    Â»Ich stelle hier die Fragen. Also, was haben Sie getrunken?«
    Â»Cola.«
    Â»Womit?«
    Â»Mit Bourbon.« Er warf sich wieder aufs Sofa zurück und legte die Füße auf den Tisch, womit er ihr die Sicht auf sich versperrte. Aber das war ihm scheißegal.
    Â»Wie viele Gläser?«
    Â»Genügend.«
    Â»Wie viele, Mr. Gray?«
    Â»Vier oder fünf.«
    Â»Sonst noch was?«
    Â»Nein.«
    Â»Die Bardame meint sich zu erinnern, Ihnen auch ein paar Schnäpse ausgeschenkt zu haben.«
    Â»Mag sein.«
    Â»Und sie erinnert sich daran, dass Sie überdies mehrere Gläser Scotch mit Soda bestellt haben, ist sich aber nicht sicher, ob die für Sie selbst oder für Ihre Begleiterin waren.«

    Spencer kräuselte die Oberlippe. Diese hochgezogene Oberlippe war früher sein Markenzeichen gewesen, eine Geste, die Frauen unheimlich sexy gefunden hatten. Jetzt nicht mehr. Aufgrund der tiefen Linien, die sich von seiner Nase zu seinen Mundwinkeln zogen, wirkte seine Miene lediglich zynisch und müde.
    Er zündete sich eine weitere Zigarette an, bot die Packung spöttisch seinem Gegenüber an.
    Die Polizistin achtete nicht darauf.
    Â»Und?«
    Â»Hatte einfach Lust auf ein bisschen Abwechslung.«
    Â»Dann haben Sie also im Verlauf von zwei Stunden etwa acht Drinks konsumiert? Ist das korrekt?«
    Â»Wenn Sie’s sagen.«
    Â»Wer war Ihre Begleiterin, Mr. Gray?«
    Â»Weiß nicht, was Sie meinen«, brummte er und zuckte mit den Schultern, um seine Aussage zu unterstreichen.
    Â»Man hat Sie in Begleitung einer Frau gesehen. Wie hieß sie?«
    Â»Ich hatte niemanden bei mir, Detective. Gewöhnlich hängen sich die Frauen an mich ran, in der Hoffnung, was abstauben zu können. Ich mag ja nicht mehr die Star-Power von früher haben, aber ich bin immer noch um Längen attraktiver als die hiesigen Bauerntrampel.«
    Sie lächelte dünn.
    Â»Dann war der Scotch mit Soda also für Sie, und Sie haben das Lokal auch allein verlassen?«
    Â»Ja.« Er schlug die Beine übereinander, es kümmerte ihn nicht, dass sein linker Fuß gefährlich nah an ihre sich flink über den Notizblock bewegenden Finger heranrückte.
    Â»Wohin sind Sie dann gegangen?«
    Â»Nach Hause.«

    Â»Nicht vielleicht noch in ein, zwei andere Lokale?«
    Â»Weiß nicht.« Er erhob sich. Drückte die Fingerspitzen an die Schläfen. »Ich brauch erst mal einen Kaffee.«
    Â»Danke, für mich nicht«, sagte sie in ironischem Ton.
    Â»Blöde Ziege«, brummte er, während er in der Küche verschwand. Das Zubereiten des Kaffees nahm einige Minuten in Anspruch. Verärgert überlegte er, wie viel er bereits preisgegeben hatte. Konnte man im Nachhinein für Trunkenheit am Steuer zur Verantwortung gezogen werden? Nur widerwillig kehrte er mit der Kaffeetasse in der Hand ins Wohnzimmer zurück.
    Â»Sie hatten also

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