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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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Nick musterte sie. Neben ihr stand ein unberührtes Glas Wasser. Ihr dichtes, bronzefarbenes Haar war mit einem Clip zurückgesteckt, mehrere Strähnen hatten sich gelöst und fielen ihr ins Gesicht. Sie kaute an der Innenseite ihrer Wange und wirbelte ihren Stift um ihren Daumen, eine Fertigkeit, die sicher langer Übung entsprach. Wahrscheinlich ein Resultat der vielen Vorlesungen, die sie hielt, vermutete Nick.
    Er mochte sie, sehr sogar. Er hatte völlig vergessen, wie sehr. Sie erinnerte ihn ein wenig an Hannah. Nicht äußerlich. Margot war groß, schlank und biegsam, eine attraktive, sinnliche Frau. Hannah dagegen war klein und zart gewesen, mit weichem, welligem blonden Engelshaar. Zumindest bis zum Krebs. Aber wie seine geliebte, verstorbene Frau war auch Margot intelligent, humorvoll, mitfühlend und warmherzig. Obwohl er sie so mochte, erinnerte sie ihn an seinen Verlust, und er spürte, wie sich sein Herz zusammenzog.
    Nick trat auf Margot zu. Als sie sein Näherkommen spürte, schreckte sie aus ihrer Versunkenheit hoch.
    Â»Wer kommt denn da angeschlichen?«, fragte sie mit einem schelmischen Lächeln. »Sergeant Kennedy, wie schön, Sie zu sehen! Sie sehen ein bisschen müde aus, aber Sie riechen sehr gut. Wie geht es Ihnen?«
    Sie gab ihm die Hand. Nick rieb sich verlegen den Stoppelbart.
    Â»Danke, gut, Margot. Und Ihnen?«
    Sie lächelte.
    Â»Dito.« Sie runzelte sacht die Stirn. »Aber wir scheinen uns immer unter unschönen Umständen zu begegnen, nicht wahr? Ein Senior Constable Kruger sagte, dass Sie ein paar Fragen an mich hätten.«
    Â»Ja. Kruger hat die Proben?«

    Â»Ja.«
    Â»Und die Fotos?«
    Â»Ja. Kommen Sie, gehen wir kurz in mein Büro. Mary wurde auf eine andere Station verlegt, sie ist sehr unruhig. Ich hoffe, wir können sie noch so lange hierbehalten, bis sie Ihre Fragen beantwortet hat.«
    Nick verzog das Gesicht.
    Â»Wie schlimm ist es?«
    Margot wich seiner Frage geschickt aus.
    Â»Sie will unbedingt nach Hause. Könnten Sie sie mitnehmen?«
    Nick nickte und folgte ihr in ein kleines, überfülltes Büro. Ein großer Schreibtisch, Stühle, ein Bücherregal, mehrere Aktenschränke und eine gemütliche Sofaecke. Es sah fast aus wie in einer gewöhnlichen Arztpraxis, bloß dass die Untersuchungsliege fehlte. Nick nahm Platz. Er fühlte sich unbehaglich. Das alles erinnerte ihn zu sehr an früher, an das Gefühl der Ohnmacht, das er bei den Arztbesuchen mit seiner kranken Frau verspürt hatte, das Überantworten von Macht, fast, als würde man sich als Opfer darbringen, oder seine Frau, was noch schlimmer war.
    Â»Was können Sie mir sagen?«, fragte er, sobald Margot Platz genommen hatte, in dem Versuch, zumindest die mentale Kontrolle zu behalten und die Führung dieses Gesprächs zu übernehmen.
    Margot verschränkte ihre Finger, legte beide Zeigefinger aneinander und presste sie nachdenklich auf ihre Lippen.
    Â»Was ich Ihnen sagen kann, ist«, sagte sie nach kurzer Überlegung, »dass Mary mir die Erlaubnis gegeben hat, offen mit Ihnen zu sprechen, und das ist zumindest etwas. Sie hat zahlreiche Quetschungen, Blutergüsse und Schürfwunden erlitten. Die Fotos werden zeigen, dass die Verletzungen
auf Schläge und Misshandlungen zurückzuführen sind. Die Verletzungen an Hand- und Fußgelenken weisen darauf hin, dass sie brutal gefesselt wurde. Sie will es zwar nicht zugeben, aber sie hat starke Schmerzen.«
    Â»War eine Waffe im Spiel?«, erkundigte sich Nick.
    Â»Keine Stichwaffe jedenfalls. Zwei Dinge dürften Sie interessieren: Erstens, Mary behauptet, dass ihr der Entführer mehr als einmal Chloroform verabreicht hat. Ihre Schilderungen der Nachwirkungen untermauern diese Aussage.«
    Â»Chloroform? Wo kriegt man das her?«
    Margot kaute auf der Innenseite ihrer Wange und wirbelte abermals den Stift um ihren Daumen. Nick erkannte, dass diese Marotte ein unbewusstes Anzeichen dafür war, dass sie angestrengt nachdachte.
    Â»Nun, Chloroform ist eine Labordroge – Trichlormethan. Jeder kann sie herstellen, der die Bestandteile kennt.«
    Sie wussten beide, dass eine Verfolgung dieser Spur ergebnislos verlaufen würde.
    Â»Die Patientin wurde präventiv behandelt. Die Herztätigkeit wird überwacht, und wir versorgen sie zusätzlich mit Sauerstoff. Ich würde sie gerne über Nacht dabehalten, aber

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