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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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sexueller Befriedigung. Aber dann und wann war es möglich, eine längere Beziehung mit einer Knasthure einzugehen. Er selbst hatte sich erst nach drei Jahren Knast eine Dauerfotze zugelegt. Drei Jahre – das macht einen echt fertig – du weißt, dass du nicht schwul bist, aber irgendwann kommt einer daher, der zart und hübsch ist, und du vergisst, dass er das falsche Geschlecht hat. Und erst wenn man sicher ist, dass die Knasthure den Mund hält, kann man ihr gewisse Dinge anvertrauen.
    Er hatte bisher zwei oder drei solcher Beziehungen gehabt. Die letzte war vor einem Monat, mit der Entlassung des Knaben, zu Ende gegangen. Nun, es wurde definitiv Zeit, sich einen Neuen zu suchen.
    Bruce streckte sich zufrieden. Ja, er war zufrieden mit seiner Entscheidung, mit diesem Tag. Willig ließ er sich zum Gefangenentransporter führen. Auch diesmal schaute er sich interessiert um, nahm seine Umgebung mit allen Sinnen auf. Bis zum Gefängnis war es eine halbe Stunde Fahrtzeit. Es lag außerhalb der Stadt, mitten im Busch. Brauner, trockener, verfilzter Busch, das war alles, was jenseits des mickrigen Rasens zu sehen war, der das Gefängnisgebäude umgab. Wahrscheinlich hatte man es mit Absicht dort erbaut, damit die braven Bürger nicht mit dem Anblick von Verbrechern wie ihm konfrontiert wurden.
    Auch die Rückfahrt war ein Vergnügen. Ein Augenschmaus. Er erhaschte einen Blick auf das alte Krankenhaus
und sah auf der Captain-Clarke-Brücke zwei Anglerinnen stehen. Muschis beim Angeln, kaum zu glauben!
    Die Prozedur bei der Rückkehr ins Gefängnis erwies sich als weitaus komplizierter als bei der Hinfahrt. Mehrere Stahltore mussten passiert werden, dann ging’s durch den Metalldetektor, danach kam das obligatorische Abtatschen. Glocken bimmelten, Gitter klirrten, Befehle wurden gebrüllt. Home sweet Home. Sobald er wieder in Grün war, wurde er zu seiner Zelle geführt. Es war vier Uhr nachmittags. Seine Mithäftlinge waren nach einem frühen Abendessen um drei bereits in ihre Zellen eingeschlossen worden.
    Sein jungfräulicher Zellengenosse hätte besser ein Essenstablett für ihn in die Zelle geschmuggelt, wenn er weiterhin Jungfrau bleiben wollte! So, wie Bruce sich im Moment fühlte, konnte er einen Übergriff seinerseits nicht ausschließen.
    Sie kamen am Wachzimmer vorbei, in dem mehrere Beamte vor Schwarz-Weiß-Monitoren saßen und die Zellen im Auge behielten.
    Wieder daheim. Klirr, Klonk, Bumm.

    Jeder Mensch lebt sein eigenes Leben, und jeder
Mensch stirbt seinen eigenen Tod. Doch selbst wenn es
nach dem Tode nichts mehr geben sollte, würden wir
uns dennoch in unserem Nichtssein unterscheiden.
    E. M. Forster
    Â 
    Â 
    Â 
Er füllte Seite um Seite mit leidenschaftlichen Worten
der Verzweiflung und noch leidenschaftlicheren
Worten der Selbstanklage. Selbstvorwürfe sind Luxus,
denn wenn wir uns selbst beschuldigen, haben wir das
Gefühl, dass andere kein Recht mehr haben, dies zu
tun. Es ist die Beichte, die uns Erlösung schenkt, nicht
der Priester.
    Oscar Wilde

Nick
    Mit einem Adrenalinstoß bahnte sich Nick einen Weg durch die lärmende Reportertraube, die den Krankenhauseingang belagerte. Jenseits des Wahnsinns wurde er von einer Krankenschwester erwartet.
    Â»Sergeant Kennedy?«, fragte sie forsch.
    Er nickte und zeigte seinen Ausweis vor.
    Sie warf einen prüfenden Blick darauf und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Es war offensichtlich, dass sie seine etwas schlampige Erscheinung missbilligte. Nick fiel ihr ordentlicher Kurzhaarschnitt auf, die Art, wie sie die Augen verengte, und kam zu dem Schluss, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen war. Menschen wie sie waren kompetent, aber gefürchtet. »Folgen Sie mir bitte«, befahl sie und ging mit ausgreifenden Schritten einen Korridor entlang. Nick musste aufpassen, dass sie ihn nicht abhängte. Es roch widerlich nach Desinfektionsmitteln. Er versuchte durch den Mund zu atmen. Sie bogen ein paarmal um die Ecke und fuhren mit dem Aufzug, bis sie schließlich eine Schwingtür erreichten. Sie stieß sie auf und winkte ihm, ihr zu folgen.
    Nick sah Margot Ritchie allein über ein Klemmbrett gebeugt im Korridor der Station stehen. Konzentriert füllte sie eine Reihe von Blättern aus. Er kannte sie recht gut; sie hatten schon öfters beruflich miteinander zu tun gehabt. Aber er hatte sie bestimmt seit mindestens zwei Monaten
nicht mehr gesehen.

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