Gepeinigt
mehr.
Es war seine verfluchte Mutter!
Purer, weiÃglühender Hass schoss in ihm hoch. Der Wärter stemmte seine flache Hand in Bruceâ Rücken und drängte ihn noch ein paar Schritte vorwärts. Wenn er gekonnt hätte, hätte er ihr alle möglichen Verwünschungen an den Kopf geworfen. Aber er fühlte sich, als hätte sich all sein Blut in seiner Zunge gesammelt, die wie eine dicke, riesige Nacktschnecke in seinem Mund lag. Wenn er jetzt den Mund öffnete,
würde das hässliche Ding womöglich herausfallen. Also blieb ihm nur eins übrig: mit einer Geste zu reagieren.
Kurz vor der Tür drehte er sich noch einmal zu ihr um und stellte zu seiner Freude fest, dass sie ihn mit verheulten Augen ansah. Er tat, als würde er sich einen wichsen und ihr die SoÃe ins Gesicht klatschen.
Fotoapparate klickten, Blitzlichter blendeten ihn. Es war ihm egal.
Es machte ihm nicht einmal etwas aus, dass die Wärter nun jeden Anschein von Höflichkeit aufgaben und ihn grob weiterstieÃen. Er war sogar froh darüber, war froh, heftig in seine Wartezelle geschubst zu werden. Die rohe Körperlichkeit löste ihn aus seiner Erstarrung, die sich über ihn gelegt hatte wie eine dicke Decke.
Beschissene Nutte! Wie konnte sie es wagen, ihm seinen einzigen freien Tag zu versauen! Dafür musste sie bezahlen. Er musste nur herausfinden, wo sie wohnte, was gar nicht so leicht war, da sie ihren Namen geändert hatte. Aber das würde er hinkriegen. Wenigstens wusste er jetzt, wie sie aussah. Potthässlich wie immer.
Fotze. Es war ihre verfluchte Schuld, dass er überhaupt im Knast saÃ. Das hatten bei der ursprünglichen Verhandlung selbst seine Anwälte gesagt. Sie hatten mit Fremdwörtern um sich geworfen, irgendwas von einem Münch-Proxy-Irgendwas-Dings geschwatzt. Wenn er so darüber nachdachte, dann war es vielleicht gerade dieses unverständliche Kauderwelsch gewesen, das ihn in den Knast gebracht hatte. Hätten sie einfach gesagt, wieâs wirklich gewesen war â dass ihn seine verfickte Mutter nämlich von klein auf mit Spritzen gefoltert hatte, bis er sich schlieÃlich gewehrt und ihr ein Messer an die Kehle gesetzt hatte -, dann hätten die Geschworenen vielleicht Mitleid mit ihm bekommen. Vielleicht.
Die Zellentür fiel donnernd ins Schloss. Er lieà sich auf die Bank sinken. Von irgendwo, tief in seinem Innern, blubberte hysterisches Gelächter hoch. Er barg den Kopf in den Händen und lachte und lachte. Tränen liefen ihm über die Wangen. Was für ein Tag! Der beste seit Jahren. Er hatte jede Menge appetitlicher Titten gesehen und einen Steifen gekriegt wie schon lange nicht mehr. Letzteres hatte er ganz allein diesen zwei vertrockneten Schlampen zu verdanken. Und das Beste war: Davon würde er in seiner Fantasie noch wer weià wie lange zehren können!
Tatsächlich machte es ihm gar nichts aus, wieder in den Knast zurück zu müssen. Er würde sich eine Fotze suchen, die sich um seinen Ständer kümmerte.
Zum Glück war er groà und stark und gerade hässlich genug, um auf diesem Gebiet unerwünschte Aufmerksamkeit zu vermeiden. Er hatte in seiner Jugend ein paar schmerzliche Erfahrungen gemacht und seine Lektion gelernt.
Jetzt konnte ihn nichts und niemand mehr unterkriegen. Jetzt war er der Täter, nicht das Opfer!
Im Knast konnte nur der überleben, der zu einer Clique gehörte, die vor Gewalt in jeglicher Form nicht zurückschreckte. Wer nicht zusammengeschlagen, vergewaltigt, unterdrückt und gedemütigt werden wollte, musste eine aggressive, unerschrockene Persönlichkeit haben, durfte nie auch nur die geringste Verletzlichkeit zeigen. Nur wer durch rohe Gewalt seine Ãberlegenheit demonstrierte, ja, wer dies sogar genoss, hatte im Knast ein leichtes Leben.
Status beruhte ausschlieÃlich auf Kraft, auf Stärke, ob nun wirklich vorhanden oder vorgespiegelt.
Es war daher unerlässlich, andere Häftlinge bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu unterdrücken und zu demütigen. Und obwohl das jeder wusste, war es lachhaft einfach, Opfer
zu finden. Neulinge in frisch gestärkter Häftlingsmontur, Jungs, die versuchten, eine Schau abzuziehen, sich einmischten, Drogensüchtige, Verräter, Arschkriecher, Pädophile. Feminine, Schwule oder einfach solche, die sich vor Angst in die Hose machten.
Anderen Schmerzen zuzufügen war gleichbedeutend mit
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