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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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Schulterzucken ab. »Hätten sie es aus dem Fernsehen oder aus der Zeitung erfahren sollen?«
    Â»Er hatte kein Recht dazu!«
    Â»Es ist nun mal geschehen, Mary. Er hat es nur gut gemeint.«
    Â»Sie sind doch hoffentlich nicht hierher unterwegs?«, fragte sie aggressiv.
    Â»Keine Ahnung. Sie sollten sie vielleicht besser anrufen.«
    Der Rest der Fahrt verlief in eisigem Schweigen.
    Nick war noch nie in Marys Wohnung gewesen, hatte noch nie einen Gedanken daran verschwendet, wo und wie seine Mitarbeiterin wohl wohnen mochte. Überrascht stellte er fest, dass sie in einem modernen Hotel-Hochhaus mit Ferienwohnungen lebte. Sogleich fragte er sich, ob sie absichtlich eine solche Unterkunft gewählt hatte. Hier war Anonymität garantiert, keiner der Durchreisenden kannte sie, fürchtete sie, nahm Notiz von ihr oder versuchte sich mit ihr anzufreunden.
    Als sie vor der Tür ihres Zwei-Zimmer-Apartments standen, trat Mary ungeduldig von einem Bein auf das andere, denn Nick musste erst nach ihrem Hausschlüssel suchen. Er reichte ihn ihr, nachdem er all seine Taschen durchsucht und ihn schließlich gefunden hatte.
    Â»Langsam, Mary. Ich möchte, dass Sie sich erst mal gründlich umsehen.«
    Sie nickte kurz, schloss auf und stieß die Tür weit auf. Zögernd trat sie ein. Nick folgte ihr. Sie betrat zunächst das Zimmer zu ihrer Linken, ihr Schlafzimmer. Sie suchte alles gründlich ab.

    Â»Nichts«, sagte sie.
    Den Rest der Wohnung unterzog sie der gleichen gründlichen Musterung. Fehlanzeige. Eine Enttäuschung, für ihn zumindest. Er hatte gehofft, der Kidnapper könnte hier gewesen sein und Spuren hinterlassen haben. Irgendetwas, das ihnen einen Hinweis gäbe.
    Mary fragte ihn, was er trinken wolle: Wasser, Saft oder schwarzen Kaffee – die Milch war natürlich inzwischen sauer geworden. Nick akzeptierte ein Glas Wasser – obwohl er insgeheim auf ein kühles Bier gehofft hatte. Dann nahm er auf dem kitschigen Blümchensofa Platz und wartete darauf, dass sie sich zu ihm gesellte.
    Sie ließ sich Zeit. Er verstand, warum. Mit der Opferrolle kam sie nicht zurecht.
    Â»Sie haben Ihre Brieftasche in den Supermarkt mitgenommen, nicht wahr?«
    Ihre Antwort war ein knappes Nicken.
    Â»Wenn wir davon ausgehen, dass er Ihre Schlüssel und Ihre Brieftasche hat, müssen wir annehmen, dass er weiß, wo Sie wohnen, und möglicherweise glaubt, sich Zugang verschaffen zu können. Ich wollte, dass Sie sich umschauen, aber Sie müssen hier nicht bleiben. Packen Sie ein paar Sachen und übernachten Sie bei Freunden. Wenn das geht?«
    Sie hob gebieterisch die Hand, wie um ihn zum Schweigen zu bringen. Mit der anderen massierte sie ihre Schläfen.
    Â»Ich bleibe.«
    Â»Es wäre mir wirklich lieber, wenn …«
    Â»Nein, Nick. Machen Sie sich keine Mühe. Und versuchen Sie gar nicht erst, einen Beamten vor meiner Tür zu postieren. Ich hoffe sehr, dass der Mistkerl sich noch mal blicken lässt!«
    Er glaubte ihr. Sie wollte Blut sehen. Aber das verschleierte
einem den Blick. Er beschloss zu warten, bis er ihre Geschichte gehört hatte, bevor er entschied, was er in Bezug auf ihre Sicherheit unternehmen würde.
    Â»Setzen Sie sich, Mary. Ich werde Sie nicht wie ein Greenhorn behandeln, das wissen Sie doch hoffentlich?«
    Sie sagte nichts. Die Stille wurde durch das Klingeln des Telefons unterbrochen. Es klingelte viermal, bevor sie es überhaupt zu merken schien. Er sah, dass das Telefon in der Küche stand.
    Â»Soll ich rangehen?«, fragte er höflich.
    Sie spitzte die Lippen, sichtlich gereizt über sein Hilfsangebot. Dann ging sie in die Küche, warf einen Blick auf die Anruferkennung und drückte rasch hintereinander auf drei Tasten, mit denen sie das Gespräch annahm, abbrach und das Telefon ausschaltete.
    Nick stellte keine Fragen.
    Zögernd setzte sie sich wieder hin.
    Â»Ich hasse das.«
    Er beugte sich vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Auf einmal ging es ihm ähnlich wie im Krankenhaus: Jedem anderen hätte er aufmunternd die Schulter gedrückt oder eine andere Geste gemacht, um seinem Mitgefühl Ausdruck zu verleihen. Aber Mary gab einem nicht viel Spielraum zum Trostspenden.
    Â»Würden Sie lieber mit jemand anderem reden? Einem Fremden? Ich könnte das verstehen …«
    Â»Nick, bitte …« Sie wirkte abgespannt.
    Er schämte sich sofort für seine

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