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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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ich gehe?«
    Â»Lassen Sie mich nicht im Stich.«
    Das erste Zeichen von Verletzlichkeit. Diesmal zögerte er nicht. Mehr um seiner selbst willen drückte er ihre Schulter. Sie zuckte zusammen, entzog sich der Berührung aber nicht. »Sie wissen doch, dass Sie sich auf mich verlassen können, Mary.« Er nahm seine Hand zurück. »Ich finde selbst zur Tür. Rufen Sie an, wenn Ihnen noch was einfällt.«
    Die Fahrt nach Hause dauerte zwanzig Minuten. Zum Glück war der Feierabendverkehr schon vorbei. Nick fuhr dennoch langsam. Er konnte nicht anders, er war total erschöpft.
    Als er in die Einfahrt zu seinem Haus einbog, überkam ihn jäh eine unerwartete Erleichterung, wie ein Sonnenstrahl, der sich durch dunkles Laub bohrt. Seine Frau und er hatten dieses Haus vor fast zehn Jahren gekauft. Kurz bevor der Krebs ausbrach. Für ihn allein war es viel zu groß. Sie hatten eine Familie gründen wollen. Bei dem Haus auf hohen Stelzen handelte es sich um einen sogenannten Queenslander,
eine spezielle Konstruktion, die in diesem feuchtheißen Landstrich dazu diente, die Hitze fernzuhalten und jedes Lüftchen einzufangen. Sie hatte das alte Haus herrichten und renovieren wollen. Aber ihre Begeisterung war nur kurzlebig gewesen. Erst in den letzten drei, vier Jahren hatte er das Projekt wieder vorangetrieben. Das Hämmern, Sägen, Abschleifen und Streichen ermüdete seinen Körper und klärte seinen Geist. Manchmal machte es ihm sogar Spaß. Das Resultat war ein halb fertiges Haus auf hohen Böcken, in einer stillen Seitenstraße am Stadtrand von Mount Dempsey. Ein Versteck, so wie Marys Wohnung, wenn auch anderer Art.
    Er parkte seinen Wagen unter dem Haus und stieg die frisch gestrichene Treppe zur Eingangstür hinauf, seine Aktenmappe und eine Flasche Scotch unter dem Arm, die er unterwegs noch rasch besorgt hatte. Eigentlich hatte er sich nach einem kühlen Bier gesehnt, doch nun verlangte es ihn nach etwas Stärkerem. Er ließ seine Aktenmappe aufs Wohnzimmersofa fallen und ging mit der Flasche in die Küche. Dort schenkte er sich einen Fingerbreit ein, gab Eis dazu und nahm gierig den ersten Schluck. Ihm blieb für einen Moment die Luft weg. Dann machte sich ein warmes, wohliges Gefühl in seinem Magen breit. Mit dem zweiten Schluck leerte er das Glas und schenkte sich gleich noch eins ein, diesmal, um es zu genießen.
    Im Anschluss daran bereitete er sich ein einfaches Abendessen zu: Er haute ein Steak in die Pfanne, putzte einen grünen Salat, in den er eine Tomate und eine halbe Gurke hineinschnitt, dazu Feta-Würfel und ein paar Oliven. Für mehr hatte er keine Energie. Falls er später noch einmal Hunger bekommen sollte, würde er sich einen Toast machen.

    Er ging mit seinem Teller zum Esstisch im Wohnzimmer. Der Raum war schlicht möbliert: ein antiker Esstisch mit Stühlen, zwei alte Sofas, ein Fernseher und ein Sideboard, das Hannahs Eltern ihnen zur Hochzeit geschenkt hatten. Er hatte sie seit ewigen Zeiten nicht mehr angerufen und hatte deswegen ein schlechtes Gewissen. Aber diese Anrufe waren immer so unangenehm. Auf dem Sideboard stand ein Foto, das einzige Bild im Zimmer: Hannah auf ihrer Hochzeitsreise.
    Er gab sich einen Ruck und setzte sich an den Tisch. Während des Essens schaute er seine Notizen durch. Eine Ermittlung, die so im Zentrum des öffentlichen Interesses stand, erforderte vor allem zwei Dinge: Zusammenarbeit und Koordination. Und der Schlüssel zum Erfolg lag in der Ausarbeitung der Details. Genau diese drei Punkte waren morgen früh bei dem Meeting mit den Bossen gefragt.
    Er hatte sich gerade den letzten Bissen in den Mund geschoben, als sein Handy klingelte. Er überlegte, ob er rangehen sollte, und warf einen Blick auf die Anruferkennung. Die gewissenhafte Claudia.
    Â»Ja, Claudia?«, nuschelte er.
    Â»Sorry, wollte nicht stören, Chef. Ich dachte, ich kriege die Mailbox.«
    Â»Macht nichts. Was gibt’s?«
    Â»Tote Hose, fürchte ich. Ich hab die letzten zwölf Monate durchgeforstet. Keine verdächtigen Entlassungen, soweit ich’s beurteilen kann. Wollte nur, dass Sie Bescheid wissen.«
    Â»Danke, Claudia. Und jetzt machen Sie Feierabend. Briefing morgen früh um neun. Bis dann.«
    Â»Geht klar, Sarge.«
    Nick brachte seinen Teller in die Küche zurück und stapelte das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine. Dann
schenkte er sich noch einen

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