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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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kleine Schwäche und riss sich zusammen. Seine Stimme klang barsch, als er fortfuhr:
    Â»Mary, Sie wissen sehr gut, dass wir eine offizielle Aussage von Ihnen brauchen. Aber im Moment geht’s mir nur darum, diesen Bastard zu kriegen, okay?«

    Sie zog die Schultern hoch, presste die Handrücken in die Augenhöhlen, wiegte sich ein-, zweimal vor und zurück. Dann richtete sie sich auf und streckte sich. Sie hatte sich wieder im Griff.
    Â»Da gibt’s nicht viel zu sagen … Er hat mich überrascht. Ich war so eine Idiotin. Kam aus dem Supermarkt und ging zum Auto. Sein Lieferwagen parkte neben meinem. Ich wollte einsteigen, hörte, wie sich seine Ladetür öffnete, achtete aber nicht drauf. Er hat mich von hinten gepackt, mir ein mit Chloroform getränktes Tuch aufs Gesicht gedrückt und mich in den Lieferwagen gezogen. Ganz einfach.«
    So sanft er konnte, fragte er:
    Â»Nur einer? Männlich?«
    Â»Ja. Etwa eins fünfundsiebzig. Eher zierlich. Blaue Augen. Wahrscheinlich Weißer.«
    Nick entspannte sich ein wenig. Dies war vertrautes Terrain. Fragen zu stellen und im Kopf zu wälzen waren sein täglich Brot.
    Â»Irgendwas Auffälliges? Dialekt?«
    Â»Hab ihn erst am nächsten Tag gesehen. Und da hatte dieses Arschloch einen Latexanzug an, einen von diesen Bondage-Suits.«
    Nicks Auge zuckte, als er ihre ungewöhnliche Antwort vernahm.
    Â»Irgendwas, worauf ich das Team noch heute ansetzen kann?«
    Mary verdrehte die Augen, aber Nick wusste, dass sie damit nur die Angst kaschierte, die ihr wie ein dicker Kloß im Hals sitzen musste.
    Â»Ich glaube nicht. Weißer Lieferwagen, vielleicht ein Toyota Hiace. Er wusste, wie ich heiße, kannte meinen Rang. Ich hatte angenommen, er würde mich kennen und hätte
mir extra aufgelauert. Aber wenn er meine Brieftasche hat? Was ist mit meiner Handtasche? Sie war im Wagen. Hat er die auch?«
    Â»Nein. Aber Sie müssen uns trotzdem eine Aufstellung des Inhalts geben. Es könnte was fehlen. Oder er könnte etwas darin platziert haben.«
    Sie nickte. Standardverfahren.
    Â»Ihr Handy war in der Handtasche.«
    Â»Ja, ich weiß. Ich hatte es gerade aufgeladen und hab es in der Handtasche gelassen, bevor ich in den Supermarkt ging. Dumm von mir, ich weiß.«
    Â»Wahrscheinlich ein glücklicher Zufall. Sonst hätte er das auch noch. Und Ihre Dienstwaffe?«
    Â»Die hat er.«
    Er nickte.
    Â»Also gut, er hat Sie also in den Lieferwagen gezerrt. Was dann?«
    Â»Hat eine Weile gedauert, bis ich wieder zu mir kam. Mir war speiübel. Meine Waffe war weg. Das Handy hatte ich nicht bei mir. Die Fenster waren geschwärzt. Es war stockfinster. Kann nicht sagen, wie lange wir unterwegs waren. Er könnte im Kreis gefahren sein. Hat mich in eine Art Bunker gebracht. Ich dachte erst, es wäre ein Keller, aber als ich fliehen konnte, merkte ich, dass gar kein Haus drauf stand. Ich war mitten im Busch, im Nirgendwo. Ich hab versucht, mich zu orientieren. Der Lieferwagen war nirgends zu sehen und auch kein Weg … ich hab seinen Schädel an die Wand geschlagen, immer wieder, und ihm den chloroformierten Lappen in die Fresse gedrückt. Aber es hat so lange gedauert, bis ich die Kette losbekam. Er hat definitiv noch geatmet. Ich kriegte die Panik.« Den letzten Satz sagte sie fast entschuldigend.

    Â»Das haben Sie gut gemacht, Mary. Erzählen Sie mir so viel wie möglich.«
    Sie nickte und holte tief Luft.
    Â»Ich glaube, ich war Stunden unterwegs, bis ich endlich ein Haus fand.«
    Â»Sie meinen Ellen Jeffersons Haus?«
    Mary nickte.
    Â»Wir haben bereits ihre Aussage. Jetzt wissen wir zumindest, in welcher Gegend er Sie festgehalten hat, Mary. Wir drehen jeden Stein um. Wir finden ihn. Was ist im Bunker passiert?«
    Â»Dort war’s auch stockfinster. Kein Licht, außer, wenn er da war. Er kam und ging. Hat gesagt, er würde morgen wiederkommen. Vielleicht hat er einen Job? Jemanden, dem sein Ausbleiben auffallen würde?«
    Â»Er hat Sie geschlagen?«
    Â»Er hat mir ein paar verpasst, als ich das erste Mal zu fliehen versuchte, nachdem er den Lieferwagen öffnete. Hat mich im Bunker zurückgelassen. Nie hat er sich mir genähert, als hätte er Angst vor mir. Im Grunde ging es um Sex- und Machtspielchen. Er hat mich angefasst, als ich bewusstlos war. Meine Bluse war offen. Meine Hose. Sie wissen schon. Abgesehen davon hat er immer Abstand

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