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Gepeinigt

Titel: Gepeinigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Saunders
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gehalten, saß auf einem Hocker auf der anderen Seite des Raums, hat mir gedroht, mich einzuschüchtern versucht. Er wollte, dass ich mich ausziehe. Hat mich angeglotzt. Und dann kam er mit dieser widerlichen Reizwäsche an. Stank nach Mottenkugeln. Wahrscheinlich schwer rauszufinden, wo er sie herhat. Ich hab sie euch gegeben. Weiß nicht, ob Ellen Jefferson die Jacke ihres Mannes wiederhaben will.« Sie verstummte.
    Â»Was hat er gesagt?«

    Â»Unheimliche Stimme. Kindische Ausdrucksweise. Irres Kichern. Ein Psychopath, wie er im Buche steht. Aber er hat sich nicht verraten. Keinen Grund genannt, warum er mich entführt hat, keine Lösegeldforderung oder so was. Die Stimme war mir definitiv unbekannt. Es hat ihm einfach gefallen, die ganze Situation, dass ich ihm ausgeliefert war, die Sexspielchen.« Sie hielt inne. »Er klaut Zucker-, Ketchup- und Senftütchen bei Take-Aways, kauft bei Aldi ein. Ich kenne das Weißbrot, das er mir gab. Tut mir leid. Wir könnten zum Haus von Ellen Jefferson zurückfahren, und ich könnte versuchen, von dort zum Bunker zurückzufinden…« Sie zuckte die Schultern. »Aber das wäre schon ein Riesenglück. Und wozu? Soviel ich weiß, hat er den Latexanzug nie abgelegt. Dort ist nichts.«
    Â»Linkshänder? Rechtshänder?«
    Sie zögerte, den unruhigen Blick ins Leere gerichtet.
    Â»Rechtshänder. Ganz sicher.«
    Nick fuhr sich mit den Fingern durch seine zerzausten Haare.
    Â»Also gut, Mary. Belassen wir es vorerst dabei. Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch was einfällt. Und Sie sollten sicherheitshalber Ihre Kreditkarten sperren lassen. Und wenn Sie schon dabei sind, überprüfen Sie, ob in den letzten zwei Tagen verdächtige Bewegungen auf Ihrem Konto stattgefunden haben.« Er fuhr mit der Hand in die Innentasche seiner Jacke. »Hier. Sie brauchen Geld.«
    Â»Nein, nein, das geht schon.«
    Â»Es ist nur geliehen, bis Sie neue Karten haben.«
    Â»Ich komme schon zurecht. Ich werde einfach einen Scheck einlösen.«
    Â»Und wie wollen Sie zur Bank kommen? Um Himmels
willen, Mary, jetzt nehmen Sie schon das Geld.« Er warf ein Bündel Scheine auf den Sofatisch.
    Er beugte sich vor, suchte Augenkontakt. »Gönnen Sie sich eine Pause.«
    Â»Nein.« Die Antwort kam prompt und klang erbost. Auch sie beugte sich vor und erwiderte seinen durchdringenden Blick. Aus der Nähe wirkte ihr Gesicht hager und machte sie älter als einunddreißig. »Ich kann nicht. Ich will nicht. Ich will ins Team, Nick.«
    Nick seufzte.
    Â»Seien Sie vernünftig, Mary. Schauen Sie sich doch an: Wenigstens Ihrem Körper müssen Sie eine Ruhepause gönnen. Entspannen Sie sich.«
    Die Worte kamen aus Marys Mund wie Schlamm, der zwischen den Zehen hervorquillt.
    Â»Ich kann’s nicht ausstehen, wenn jemand versucht, mir den Kopf zu tätscheln, Sergeant. Ich will ins Team. Ich will helfen, den Mistkerl zu fangen, der mir das angetan hat. Und ich will, dass jeder weiß, dass ich mich nicht von ihm hab unterkriegen lassen. Herrgott noch mal, jetzt seien Sie doch mal ehrlich: Wenn Ihnen das passiert wäre, würden Sie genauso reagieren.«
    Nick schwieg eine Weile. Ja, sie hatte Recht. So entsetzlich der Gedanke auch sein mochte, von einem Perversen entführt und missbraucht zu werden – ganz abwegig war er nicht. Der Beweis saß schließlich vor ihm.
    Â»Passen Sie auf, Mary. Dieser Fall steht im Zentrum des öffentlichen Interesses. Und ich meine damit nicht nur die Medien. Auch die Top-Riege sitzt mir im Nacken. Wir dürfen uns keine Fehler leisten. Kommen Sie morgen Vormittag vorbei und reden Sie mit den Bossen, aber erst, wenn ich Sie anrufe. Ich habe um acht ein Meeting mit ihnen. Ich werde
ein gutes Wort für Sie einlegen, okay? Aber vergessen Sie das Protokoll nicht. Und die Sache mit Ihrer Dienstwaffe. Außerdem ist bereits jemand von der psychologischen Abteilung unterwegs, wie ich höre. Die müssen Sie auch überzeugen.«
    Mary musterte ihn mit forschendem Blick. Sicher fragte sie sich, wie weit sie sich auf ihn verlassen konnte. Sie lehnte sich zurück und legte vorsichtig ihre Beine auf den Tisch zwischen ihnen.
    Â»Und vergessen Sie Ihre Familie nicht.«
    Darauf ging sie nicht ein. Nick erhob sich. »Jetzt ruhen Sie sich aus. Ich werde morgen einen Streifenwagen vorbeischicken, der Sie abholt. Kann ich sonst noch was für Sie tun, bevor

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