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Gerade noch ein Patt

Gerade noch ein Patt

Titel: Gerade noch ein Patt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert N. Charrette
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sich Lessem absichtlich begriffsstutzig? »Ich meinte, was soll ich mit den Gefangenen machen, Sir?«
    »Ich sagte Ihnen doch, Sie sollen sich darum kümmern«, schnauzte Lessem. »Sie wissen, was ich meine.«
    Tom wollte, daß er sich sehr, sehr klar ausdrückte. »Ich kann nicht behaupten, daß ich das tue.«
    In der Leitung knisterte es leise. Die Verzögerung verriet Tom, daß Lessem die Situation ebensogut verstand wie er.
    »Es ist sehr einfach, Major. Sie befinden sich in einer umkämpften Zone, und Feinde halten Sie davon ab, Ihre Pflicht zu tun. Sie haben die Aufgabe, jede aktive Opposition zu eliminieren. Wollen Sie mir etwa sagen, daß Sie Ihre Befehle nicht befolgen?«
    Tom wußte, was er zu hm hatte, aber es ängstigte ihn zu Tode, auch wenn er es nicht bis zum bitteren Ende durchzog. Nicht, wenn er nicht mußte. Die Konsequenzen waren weitreichender, als er sich vorzustellen bereit war. »Ich kann nicht tun, was Sie von mir verlangen, Sir. Hiermit protestiere ich offiziell dagegen, daß mir befohlen wird, Gefangene zu töten, und ersuche Sie um eine Zurücknahme des Befehls.«
    Lessem antwortete, ohne zu zögern. »Sie haben keine Gefangenen. Sie haben aktive Feinde in Ihrem Gebiet. Eliminieren Sie sie.«
    »Wir haben in der Tat Gefangene, Sir. Die Leute in unserer Gewalt haben sich in der Erwartung einer fairen Behandlung ergeben, wie sie von den Genfer, Berner und Santiagoer Konventionen versprochen wird. Laut Kriegskonventionen handelt es sich um Gefangene, denen auch eine entsprechende Behandlung zusteht.«
    Eine Weile war nur das Knistern und Rauschen der Leitung zu hören. »Mir ist schon zu Ohren gekommen, daß Sie ein richtiggehender Kasernenhofanwalt sind.«
    Nicht die Bezeichnung, die Tom gewählt hätte, aber er erkannte einen illegalen Befehl, wenn er einen bekam. Außerdem war er sich darüber im klaren, daß seine Karriere beendet war, wenn Lessem nicht nachgab. Drek, sie war wahrscheinlich selbst dann vorbei, wenn Lessem nachgab. Sie wußten beide, was geschehen war, und Lessem würde nicht vergessen, daß Tom das Thema wieder zur Sprache bringen konnte.
    Tom tat das Richtige, aber das machte es nicht leichter. Sein ganzes Leben hatte er in den Dienst der militärischen Laufbahn gestellt. Und jetzt hatte er eine Linie überschritten, an der eine Laufbahn zerbrechen konnte. Da er der untergebene Offizier war, würde die Laufbahn, die zerbrach, wahrscheinlich seine sein, und zwar ungeachtet der Tatsache, daß er im Recht war.
    Im Recht oder nicht, der Colonel hatte offenbar genug von ihm.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, sagte Lessem und unterbrach die Verbindung.
    Tom ging zum Kommandofahrzeug zurück und lehnte sich dagegen. Der Ranger fühlte sich solide an, unbeweglich. Er wünschte, er hätte dasselbe über den Boden unter seinen Füßen sagen können. Er würde sehr bald einen zweiten Anruf bekommen. Zehn Minuten später streckte Furlann den Kopf aus dem Kommandofahrzeug. »Der General will mit Ihnen reden«, sagte sie, indem sie ihr Kopfset abnahm und es Tom reichte.
    Nicht über die offene Frequenz. Nicht weiter überraschend. Tom nahm seinen Helm ab und setzte das Kopfset auf. »Major Rocquette.«
    »Major, haben Sie irgendwelche Probleme, Ihren Job zu erledigen?« Trahn klang gelassen, als hätte Tom vielleicht Schwierigkeiten ein Computerprogramm zum Laufen zu bekommen.
    »Ich kann keinen illegalen Befehlen gehorchen, Sir. Es ist meine beeidete Pflicht, gegen sie zu protestieren und mich ihnen zu widersetzen.«
    »Auf welcher Seite stehen Sie, Rocquette?«
    Die Mutmaßungen seines Großvaters über Fraktionenbildung innerhalb der Armee kamen ihm wieder in den Sinn. »Das ist keine Frage der Seiten, Sir.«
    »Darin irren Sie sich, mein Sohn. Es ist immer eine Frage der Seiten. Sie werden sich in meinem Hauptquartier melden. Bis dahin sind Sie Ihres Kommandos enthoben. Captain Lee wird Ihren Platz einnehmen.«
    »Captain Lee ist zur Sani-Station gebracht worden«, sagte Tom. »Die Sanitäter sagen, daß er wahrscheinlich nicht durchkommt.«
    »Dann suchen Sie den höchstrangigen Offizier in Ihrer Umgebimg und geben Sie ihn mir.«
    Vielleicht wäre Lee doch keine so schlechte Idee gewesen. »Das wäre Captain Furlann.«
    »Ausgezeichnet. Ich ziehe jemanden vor, der seine Pflichten keimt.«
    Die Spitze ignorierend, gab Tom Furlann das Kopfset zurück. »Jetzt ist es Ihr Problem, Eisherz.«
    Sie lächelte kalt, wie es sich für ihren Spitznamen ziemte. »Was kann ich für Sie tun,

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