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Gerade noch ein Patt

Gerade noch ein Patt

Titel: Gerade noch ein Patt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert N. Charrette
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Er sieht seinen eigenen Zustand ständig bei anderen.«
    Andy hatte noch nie von Projektophilie gehört, aber Kits Kichern besagte, daß es ein Scherz war. Jimmy Ds vorgetäuschte Miene der Verachtimg war offenbar Teil des Scherzes. Andy nahm an, daß die Dinge nicht ganz so schlecht für die Komper stehen konnten, wenn sie ihren Sinn für Humor noch besaßen.
    Die Miene des Orks wurde ernst. »Scherz beiseite, Ms. Kit, ihr habt es gerade noch geschafft. Wir haben einen Zug, der so gut wie fahrbereit ist. Könnte der letzte sein. Vor zwei Tagen hatten wir zum letztenmal Strom auf den Schienen, und die Batterien sind praktisch am Ende. Es könnte eine Fahrt ohne Rückfahrkarte werden, es sei denn, es macht euch nichts aus, durch den Tunnel zurückzulaufen.«
    »Es könnte auf jeden Fall eine Fahrt ohne Rückfahrkarte werden«, sagte Jimmy D genauso ernsthaft. »Uns ist zu Ohren gekommen, daß die Soldaten sich darauf vorbereiten, uns auf den Pelz zu rücken. In einer oder zwei Stunden gibt es vielleicht keine Station mehr, zu der ihr zurückkehren könnt.«
    »Wenn alles gut läuft, brauchen wir keine Rückfahrt«, sagte Kit.
    »Und auch nicht, wenn es schlecht läüft«, fügte Cin-queda hinzu.
    Alle kicherten nervös.
    »Also gut. Ihr seid alle ganz herzlich zu einer Fahrt mit dem Freien Untergrundexpreß des Volkes eingeladen.«
    Der Ork führte sie die lange, lange Rolltreppe in die Tiefen der Rosslyn-Station hinab. Der Bahnsteig war eine irre Kreuzung zwischen einer Krankenhaus-Not-aufnahme und einer Absteige. Die Luft war zum Schneiden dick vom Gestank nach Blut, Erbrochenem, Müll, menschlichen Exkrementen und zu vielen ungewaschenen Leibern. Überall lagen Menschen herum, von denen die meisten an einer oder mehreren Stellen bandagiert waren und viele vor Schmerzen stöhnten oder schrien. Oben war es schon heiß, aber hier unten, wo es hätte kühler sein sollen, neutralisierte die große Anzahl der Anwesenden die natürliche unterirdische Kühle - und noch mehr. Sogar Kit, die bisher in der heißen Sommernacht so munter gewesen war, schien jetzt zu erschlaffen. Was keine Überraschimg war. Die Metro-Station war, praktisch gesehen, eine Jauchegrube.
    Sie bestiegen den Zug, der nur aus einem Wagen bestand. Er war weitaus leerer als der Bahnsteig, aber er stank dennoch. Außer ihnen war nur noch ein Dutzend anderer Leute in dem Wagen, die Zwergenfrau vorne an den Kontrollen mitgerechnet. Wie es schien, waren nicht sehr viele Leute daran interessiert, in die Stadt zu fahren. Als die Türen von bereits zugestiegenen Leuten geschlossen wurden, fragte Andy Kit: »Wie hast du sie dazu gebracht, dem hier zuzustimmen?«
    »Gefälligkeiten«, sagte sie nur und weigerte sich, weiter über die Angelegenheit zu reden. Andy wollte nicht wissen, welcher Art diese Gefälligkeiten waren. Jimmy Ds Reaktion auf Kit stand ihm noch zu deutlich vor Augen.
    Als sie ihren Zielbahnhof, Farragut West, erreichten, wußte Andy nicht, ob sie nicht einfach im Tunnel kehrtgemacht hatten. Der Bahnhof stank ebenso und war genauso überfüllt wie Rosslyn. Nach einem Augenblick fiel ihm ein Unterschied auf, von dem er sich sofort wünschte, ihn übersehen zu haben. Hier gab es mehr Verwundete und Tote.
    Andy wartete nicht, bis Kit vorschlug abzuschwirren. Wären nicht all die Leiber im Weg gewesen, wäre er zum Ausgang gerannt. Wie die Dinge lagen, trat er in seiner Hast auf mehrere Leute und hinterließ ein Kielwasser aus Schreien und Flüchen. Er blieb nicht stehen. Das Erklimmen der stillstehenden Rolltreppe war hart, insbesondere deshalb, weil so wenig Sauerstoff in der Luft war, aber Andy tat es mit Freuden. Als er an der Oberfläche auftauchte, kam ihm die heiße, stinkende Sommerluft der Stadt wunderbar frisch vor.
    Kit und Cinqueda waren nicht weit hinter ihm. Sie hatten sich weder auf der Fahrt noch im Bahnhof unterhalten, und sie redeten auch jetzt nicht. Kit zeigte die Richtung an, und Cinqueda übernahm die Führung. Sie unterzog sie einem ständigen Wechsel aus Ducken und Vorwärtseilen, der sie irgendwie durch den Kordon brachte, den die Armee um diesen Bahnhof errichtet hatte. Andy sah von Zeit zu Zeit Soldaten, aber keiner von ihnen schien die Runner durch die Schatten huschen zu sehen.
    Sobald die Barrikaden vor der Station ein paar Blocks hinter ihnen lagen, übernahm Kit die Führung. So, wie Andy den Plan verstand, benutzte sie irgendeine raffinierte magische Kunst, um Tom auszumachen. Ab und zu blieb sie stehen und neigte

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