Gerade noch ein Patt
Gott hoffe, auch nicht wollen. Wir nähern uns dem zweihundertsten Jahrestag des Ausbruchs des Bürgerkriegs. Wir brauchen keinen zweiten.«
Tom war außer Atem, als er verstummte, und verblüfft, daß ihn niemand unterbrochen hatte. In das aufflackernde Gesprächsgemurmel hinein, das seinen Ausführungen folgte, wandte sich Steele an einen seiner Begleiter, einen kleinen, dunkelhaarigen Mann mit drei Datenbuchsen in der Schläfe, und sagte: »In North Virginia darf ein Gouverneur nur für eine Wahlperiode im Amt bleiben, nicht wahr?«
»Ja, Sir.«
»Jefferson scheidet also wann aus?«
»Die Wahlen sind im November, Sir. Die Amtseinführung des Nachfolgers findet im Januar statt.«
»Das bedeutet also...« Steele starrte einen Moment lang gedankenversunken ins Leere. »Wissen Sie, ich kann mich nicht erinnern, seinen Namen sehr oft bei den Demokraten gehört zu haben.«
»Gerüchten zufolge ist er bei seiner Partei in Ungnade gefallen, Sir.« Der Assistent unterlegte »Gerüchten« mit einer seltsamen Betonung, was vermuten ließ, daß er eine andere Quelle meinte, die zu nennen er in der gegenwärtigen, mehr oder weniger öffentlichen Gesellschaft nicht gewillt war.
Steele schien die Feststellung seines Assistenten viel bereitwilliger zu akzeptieren als Toms Informationen. »Also wird er nicht auf die Erfolgsspur schwenken und Hahn oder Wilkie in den Kongreß folgen. Unser Mr. Jefferson könnte durchaus ein hungriger Mann sein.«
»Oder ein verbitterter«, sagte ein blonder Assistent in einem schicken Sarmani-Anzug. »Oder ein sehr ehrgeiziger. Ich schätze, er würde sich als Gouverneur für ein wiedervereinigtes Virginia zur Verfügung stellen, und Virginia hatte schon immer etwas für Helden als Kandidaten übrig. Jedes dieser Motive könnte den Mann empfänglich für Zuwendungen von außerhalb machen.«
Steele nickte. »Wenn das stimmt, was Major Roc-quette behauptet, ist die Lage sehr ernst.«
Vielen Dank, Mr. President, daß Sie das Offensichtliche feststellen.
Der Präsident wandte sich an Trahn. »Wie steht es damit, daß unser Militär in dieses Komplott verwickelt ist? Stimmt das?«
»Mr. President, ich bin bereit, hier und jetzt und vor jedem Gericht, das Sie benennen, zu beeiden, daß weder ich selbst noch mein Stab auf irgendeine Weise darin verwickelt sind, irgend jemandem einen Teil dieses Landes zu verkaufen. Keiner von uns hat sich dem Militär aus einem anderen Grund angeschlossen als dem, daß wir Patrioten sind.
Persönlich habe ich nichts für Verräter übrig, die ihr Land verkaufen würden, und sei es auch nur einen kleinen Teil davon, Mr. President«, sagte Trahn mit Nachdruck. »In fünfzehn Minuten können Truppen vor Gouverneur Jeffersons Türschwelle stehen, wenn Sie das anordnen. Vielleicht wäre es das Beste, wenn wir Gouverneur Jefferson dort hätten, wo er ein paar Fragen beantworten kann.«
War Trahn aufrichtig, oder warf er nur einen Konföderierten den Wölfen zum Fraß vor? Die erste Möglichkeit kam Tom wahrscheinlicher vor. Wenn Jefferson tatsächlich Fragen beantworten mußte, würde er mit Sicherheit die Namen seiner Mitverschwörer nennen. Das hatten Verräter so an sich: Sie wollten andere mit sich reißen, wenn sie fielen. Aber wenn Trahn nicht an der Verschwörung beteiligt war, welcher Art war dann seine Verbindimg mit Telestrian?
Trahn redete immer noch. »Aber vielleicht überreagieren wir. Major Rocquettes Behauptungen scheinen in erster Linie aus Spekulationen und Unterstellungen zu bestehen. Er hat uns nicht einen einzigen Beweis geliefert.«
Aller Augen richteten sich auf Tom. »Ich hatte ein Lesegerät mit sachdienlichen Dateien«, sagte er. »Es wurde von Colonel Jordans MPs konfisziert, als ich... festgenommen wurde.«
»Wir haben weder ein Lesegerät konfisziert, noch ist ein Lesegerät im Festnahmeprotokoll verzeichnet«, sagte Jordan, ohne zu warten, bis er gefragt wurde. Er drehte sich um und drückte ein paar Tasten an seiner Konsole. Der Schirm veränderte sich und zeigte ein Festnahmeprotokoll: das von Tom. »Sehen Sie selbst, Mr. President. Im Protokoll ist verzeichnet, daß lediglich eine Dienstwaffe und verschiedene Ausrüstungsgegenstände von Major Rocquette konfisziert wurden, als er, wie er sagt, verhaftet wurde. Ach ja, und natürlich ein Lastwagen, den er ohne Befehl requiriert und hierher gefahren hat.«
»Ich habe mich gemeldet, wie befohlen«, sagte Tom.
»Und Sie haben Ihre Meldung abgegeben«, sagte Trahn, bevor Tom noch
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